Sony kappt Playstation-3-Ausstattung - Sammelklage in den USA eingereicht (Update)

Mit der Firmware 3.2.1 entfernt Sony die Linux-Unterstützung von den älteren PS3-Modellen, die die PS3 Slim ohnehin nicht mehr besitzt.

Grund für die Entscheidung von Sony ist ein »Sicherheitsrisiko«, das aber nicht die Besitzer der Konsole betrifft, sondern den Kopierschutz von PS3-Spielen. Der Hacker George Hotz hatte in seinem Blog bereits im Januar eine Möglichkeit veröffentlicht, wie man die Playstation 3 zur Ausführung von beliebigem Code bewegen kann. Allerdings sind dafür Manipulationen an der Hardware notwendig, die zudem nicht unbedingt zuverlässig funktionieren. Die Verärgerung bei manchen Playstation-3-Besitzern ist daher groß, da es sich offensichtlich nicht um ein weit verbreitetes Problem handelt, das für illegale Kopien ausgenutzt wird. Dennoch wird die Konsole zum wiederholten Male beschnitten.

Die ursprünglich vorhandene Hardware-Emulation der PlayStation 2 wurde bei neueren Modellen durch eine nicht gleichermaßen kompatible Software-Emulation ersetzt, die dann später komplett gestrichen wurde. Der bekannte Dual-Shock-Controller der Vorgänger gehörte entgegen der Erwartungen bei Erscheinen nicht zum Lieferumfang und der damals vorhandene Kartenleser wurde bei neueren Geräten entfernt. Die bei der PS3 Slim entferne Linux-Unterstützung wird nun auch den älteren Modellen durch ein Firmware-Update genommen. Damit verlieren auch Kunden, die das Gerät schon länger besitzen, eine Funktion.

Update 08.04.2010

Sony hat mit dem mittlerweile erschienen Firmware-Update anscheinend das Gegenteil des eigentlichen Ziels erreicht. Der Hacker Geohot schreibt in seinem Blog, dass eine PUP-Datei der älteren Firmware 3.15 ausreicht, um auch mit der Firmware 3.21 wieder Linux installieren zu können. Die Änderung setzt keine Öffnung der Playstation 3 voraus. Offen bleibt allerdings die Frage, wie bereits auf 3.20 aktualisierte Konsolen zurückgesetzt werden können. Noch schlimmer als der Hack dürfte für Sony allerdings sein, dass diese Methode laut Geohot möglicherweise auch mit den Slim-Versionen der Konsole funktioniert. Statt wie geplant den älteren Versionen die Option auf Linux zu nehmen, könnte Sony also sogar eine Möglichkeit für die neuen Modelle geschaffen haben.

Zum Ende seines Beitrags weist Geohot noch darauf hin, dass Sony eventuell 100.000 legitime Nutzer durch das Firmware-Update zu Hackern gemacht habe. Das Blog hatte nach der Ankündigung der umstrittenen Firmware 20 Mal mehr Besucher als zuvor.

Update 10.04.2010

Amazon hat einem Kunden in Großbritannien knapp 20 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises seiner Playstation 3 erstattet, nachdem dieser sich über die neue Firmware beschwert hatte. Die Konsole befand sich nicht mehr innerhalb der Garantiezeit, doch der Kunde berief sich eine Direktive der Europäischen Union, nach der Geräte den Funktionsumfang besitzen müssen, der beim Kauf angegeben wurde.

Die Möglichkeit zur Installation von Linux gehörte bei den ersten Modellen der PlayStation 3 zu den beworbenen Fähigkeiten. Falls sich andere Playstation-3-Besitzer in der EU nun ebenfalls an ihre Händler wenden, könnte auf Sony eine Welle von Rückerstattungen zukommen.

Update 30.04.2010

Die Entfernung der Linux-Option durch neue Firmware-Versionen hat nun doch ein gerichtliches Nachspiel für Sony. In den USA hat Rechtsanwalt Anthony Ventura eine Sammelklage eingereicht. Die Entscheidung von Sony sei in reinem Eigeninteresse aus der Furcht vor eventuellen Raubkopien getroffen worden und gehe zu Lasten der Kunden. Wer das Update ablehne, könne weder das PlayStation Network oder Online-Funktionen nutzen. Auch neue Spiele oder Blu-ray-Filme seien nicht mehr abspielbar.

Die Lizenzbedingungen von Sony, die dem Konzern nun erlauben, jederzeit ungefragt Veränderungen an Leistungen, Funktionen und der Firmware vorzunehmen und diese auch ohne Nachfrage zu installieren, verstoßen nach Ansicht des Anwalts gegen die geltenden Gesetze. Die Klage soll für die gesamten USA und Besitzer einer PlayStation 3 gelten, die die Konsole zwischen dem 17. November 2006 und 27. Marz 2010 erworben haben. Der Klagewert ist nicht angegeben, liegt jedoch laut Klageschrift über 5 Millionen US-Dollar.

Täglich aktuelle Hardware-News? Jetzt Newsletter bestellen!

zu den Kommentaren (64)

Kommentare(62)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.