Spiele-Streaming statt Gaming-PC - Blade Shadow verspricht Cloud-basiertes Zocken

Mit Shadow hat das französische Start-Up Blade einen neuen Cloud-basierten Spiele-Streaming-Dienst vorgestellt, der PS Now und Geforce Now Konkurrenz machen soll.

Mit der Shadow-Box will das französische Start-Up Blade das Streaming von Videospielen revolutionieren. Mit der Shadow-Box will das französische Start-Up Blade das Streaming von Videospielen revolutionieren.

Was mit Netflix und Amazon Prime Video in Sachen Fernseh-Entertainment bereits zum Standard gehört, steckt im Bereich des Gaming noch in den Kinderschuhen: Es gibt nur wenige Streamingdienste für Videospiele wie Playstation Now und Nvidias Geforce Now, auf breiter Basis durchgesetzt hat sich noch kein Angebot.

Ein kleines französisches Start-Up namens Blade will das in Zukunft ändern und entwickelt derzeit unter anderem einen Mini-Computer, der das Cloud-basierte Streaming von Games ermöglichen soll. Der große Unterschied zu bisherigen Angeboten: Man bekommt seinen eigenen PC, statt sich die Hardware eines Rechenzentrums mit anderen zu teilen.

Spiele gehören nicht von Haus aus zu dem Angebot (zumindest noch nicht). Stattdessen mietet man gewissermaßen seinen eigenen High-End-PC mit Windows 10, auf dem man dann die (selbst gekauften) Spiele seiner Wahl installieren kann – neben allen anderen Anwendungen, die man benötigt.

Blade Shadow soll Streaming in UHD und 60fps möglich machen

Im Vorfeld der internationalen Consumer Electronics Show (CES) hat Blade ihr Shadow-System erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert und die hauseigene Webseite für Vorbestellungen geöffnet. Wie Polygon berichtet, drängt Blade nach ersten Tests in Europa jetzt auch auf den US-amerikanischen Markt. Das erklärte Ziel der Firma ist es, Nutzern über den Kauf des Shadow-PCs per Cloud Zugriff auf ein High-End-System für PC-Spiele zu geben, dass den eigenen Kauf eines solchen Rechners unnötig machen soll.

Firmen-Mitgründer Emmanuel Freund hat große Pläne für die Shadow-Box. Firmen-Mitgründer Emmanuel Freund hat große Pläne für die Shadow-Box.

Nutzer erwerben die kleine Shadow genannte Box bei Blade und entrichten eine monatliche Gebühr. Als Gegenleistung erhalten sie Zugriff auf einen PC in einem großen Rechenzentrum, über das Blade lagfreie Streams von PC-Spielen und anderen Entertainment-Inhalten in UHD-Auflösung und mit 60fps verspricht.

Wer möchte, kann auch auf die Shadow-Box verzichten und stattdessen die zugehörige Streaming-App auf einem eigenen Gerät (PC, Mac, Smartphone, Tablet, Smart-TV und so weiter) nutzen.

Potente Hardware im Rechenzentrum

Um das gesetzte Ziel von lag- und ruckelfreiem Streaming und Spielen zu ermöglichen, stellt Blade über die Cloud einen Zugriff auf potente Windows-10-Rechner zur Verfügung, die mit einer Intel Xeon CPU, 12GB Arbeitsspeicher und 256 GB Festplattenspeicher ausgestattet sein sollen. Als Grafikeinheit soll eine Nvidia-GPU ähnlich einer Geforce GTX 1080 mit 16,0 GByte Speicher zum Einsatz kommen.

Für den möglichst platzsparenden Umgang mit der Shadow-Box hat Blade Gewicht und Größe des Geräts so minimal wie möglich konzipiert: Die Shadow wiegt lediglich 700 Gramm und ist 19 cm lang, 18,5 cm breit und 11 cm tief. Sie verfügt über drei USB 2.0- und zwei USB 3.0-Anschlüsse, je einen Ethernet- sowie Kopfhörer- und Mikrofon-Anschlüsse sowie einen DisplayPort.

Die Shadow verfügt über diverse Anschlüsse, die mit modernen Rechnern mithalten können. Die Shadow verfügt über diverse Anschlüsse, die mit modernen Rechnern mithalten können.

Wie bei Cloud-basierten Diensten üblich wird dazu ein komprimierter Videostream genutzt. In UHD-Auflösung erreicht er bis zu 60, in Full HD bis zu 144 fps. Der Stream soll dabei mit speziell optimierten Kodierungsalgorithmen besonders geringe Verzögerungen ermöglichen.

Neben Gaming auch andere Streaming-Inhalte möglich

Shadow soll seinen Nutzern aber nicht nur das Streamen von Videospielen ermöglichen, sondern auch andere Funktionen bieten. Laut Polygon dient das Gerät den Abonnenten des Dienstes quasi als vollständiger Computer-Ersatz: Genau wie an einen richtigen PC erlaubt auch die Shadow-Box den Anschluss externer Hardware, die sich dann über die Cloud steuern kann (eine Unterstützung von VR-Headsets ist in Planung). Daneben können Nutzer jede Art von Software auf ihrem digitalen PC installieren und über das Interface auch Streaming von Video-Inhalten oder eigene gekaufte Spiele über Dienste wie Steam oder Uplay nutzen.

Neben Streams von PC-Spielen sollen auch andere Inhalte auf der Shadow nutzbar sein. Neben Streams von PC-Spielen sollen auch andere Inhalte auf der Shadow nutzbar sein.

Auch an den Datenschutz und die Systemsicherheit hat Blade gedacht: In den hauseigenen Geschäftsbedingungen verpflichtet sich die Firma, nicht auf die von Nutzern auf dem virtuellen PC gespeicherten Daten zuzugreifen. Außerdem sind die einzelnen Shadow-Computer voneinander getrennt, sodass sie sich nicht gegenseitig mit Schadsoftware infizieren können.

Erfolg hängt von tatsächlicher Nutzererfahrung ab

Die Redakteure von Polygon und PC Games Hardware konnten bereits erste Prototypen der Shadow-Streaming-Box testen. In ihren Berichten kommen sie zu einem teils vorsichtig optimistischen, teils abwartendem Gesamturteil.

Laut Blade sollen bereits 15 Mbit/s genügen, um eine latenzfreie Übertragung zu gewährleisten. Im Test von PC Games Hardware in den Büros von Blade in Paris leistete Shadow sogar Streaming ohne Lag bei 1080p und 60 fps, nachdem die Hersteller die Verbindung auf 5 Mbit/s gedrosselt hatten. Die Entfernung zum Rechenzentrum dürfte hier aber auch sehr gering gewesen sein.

Im Gegensatz dazu bemerkten die Redakteure von Polygon während der Präsentation am Beispiel von Rise of the Tomb Raider leichte, aber merkliche Lags. Diese ließen sich wohl auf eine höhere Entfernung der Polygon-Büros vom Blade-Rechenzentrum zurückführen – Polygon kommt deshalb zu dem Schluss, dass die Demo nicht als repräsentativ für die tatsächliche Nutzererfahrung gewertet werden könne.

Die Shadow soll lagfreies Streaming von PC-Spielen ermöglichen. Die Shadow soll lagfreies Streaming von PC-Spielen ermöglichen.

Ob der Streamingdienst tatsächlich wie von Blade versprochen das cloud-basierte PC-Streaming revolutionieren kann, hängt aber nicht nur von der tatsächlichen Latenz bei der Übertragung, sondern auch vom Preis des Dienstes ab. In der offiziellen Pressemitteilung zum Vorverkauf der Shadow ist von drei Abo-Optionen die Rede:

  • 34,95 US-Dollar/Monat bei einem einjährigen Abonement
  • 39,95 US-Dollar/Monat bei einem dreimonatigen Abonement
  • 49,95 US-Dollar/Monat ohne Vertragslaufzeit

Laut PC Games Hardware sollen die Preise in Europa bei 29,99 Euro/Monat beginnen, die Shadow-Box selbst wird voraussichtlich 140 US-Dollar kosten und lässt sich alternativ für einen Preis von 10 US-Dollar/Monat beim Hersteller mieten. Möchte man den Streaming-Dienst also ein Jahr inklusive der Shadow-Box nutzen, werden mindestens 539,40 US-Dollar fällig.

Bei dauerhafter Nutzung erreicht man also über die Abogebühren durchaus früher oder später die Preisregionen, in denen sich ein selbst gekaufter High-End-PC tummeln würde. Wie lange die Daten nach dem Kündigen des Abos auf dem gemieteten PC gespeichert werden, ist bislang unseres Wissens nach auch noch nicht bekannt. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie gut das Angebot von Blade aufgenommen wird – und wie gut es in der Praxis funktioniert.

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