Der schnellste Supercomputer der Welt läuft nicht einmal einen Tag ohne Probleme

"Frontier" sollte eigentlich schon längst der Wissenschaft dabei helfen, Mysterien zu lüften. Doch bislang macht der Superrechner noch Zicken.

Supercomputer heißen nicht ohne Grund so: Enorme Rechenleistung soll dafür sorgen, dass selbst die komplexesten wissenschaftlichen und medizinischen Fragen und Probleme eines Tages gelöst werden. Der riesige Rechnerkomplex namens Frontier steht im US-amerikanischen Oak Ridge National Laboratory und soll ab 2023 seinen Dienst verrichten.

Doch bislang sehen sich die Techniker täglich mit neuen Problemen konfrontiert und Frontier kann meist nur einen Bruchteil der potenziell vorhandenen Leistung abliefern. Schuld daran dürfte vor allem der ambitionierte Aufbau des Supercomputers sein.

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Frontier ist beeindruckend, wenn man sich die nackten Zahlen anschaut. Rein von der Performance her schlägt er mit seinen 1,685 exaFLOPS den bisherigen Spitzenreiter der TOP500-Liste, den in Japan stehenden Fugaku, um mehr als das Dreifache (0,537 exaFLOPS). Dafür sorgt folgende Hardware:

  • Prozessoren: Insgesamt 591.872 CPU-Kerne @2 GHz, die sich auf 9.248 Exemplare des 64-kernigen AMD Epyc Trento verteilen.
  • Grafikbeschleuniger: Auch hier kommt Technik von AMD zum Einsatz, genauer gesagt 36.992 mal eine Instinct MI250X, von denen jedes Exemplar 220 Compute Units besitzt. In Summe ergibt das stolze 8.138.240 Einheiten für Berechnungen.
  • Interconnector: Bei einem riesigen Rechnerverbund wie Frontier ist es von zentraler Wichtigkeit, dass die tausenden selbstständigen Einheiten bestmöglich miteinander kommunizieren, wenn man sie miteinander verschaltet. Dafür soll beim Frontier der Interconnector Slingshot-11 sorgen.

Den Stromverbrauch sparen wir uns an dieser Stelle. Mit einem heimischen Balkonkraftwerk, wie sich unser Autor Dennis Ziesecke eines gebaut hat, kommen die Forscher aber nicht weit. Und auch unsere anderen Tipps zum Stromsparen können beim Frontier-Superrechner wohl nur wenig ausrichten. Macht aber nix, anhören lohnt sich zumindest für euch, versprochen!

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Die Leistung kann nicht auf die Straße gebracht werden

Die oben aufgeführte Hardware-Konfiguration von Frontier lässt bereits erahnen, welch ein komplexes Unterfangen die Konzeption und der erfolgreiche Betrieb des geschätzt 600 Millionen US-Dollar teuren Supercomputers sind. Und genau hier kommen wir zu den eingangs erwähnten Problemen. Denn Frontier lässt sich derzeit noch nicht so nutzen, wie die Verantwortlichen sich das erhofft haben.

So soll kein Tag ohne Hardware-Fehler vergehen. Und wenn Frontier dann doch mal seinen Dienst verrichtet, erreicht die Performance mit gerade mal 1 exaFLOPs nicht einmal zwei Drittel ihres theoretischen Spitzenwerts, was angesichts der komplexen Berechnungen natürlich nicht ausreicht.

In einem Interview mit der Website InsideHTPC erklärt der Programmleiter Justin Witt, dass man derzeit an der Behebung der Fehler arbeite und sie bei einem Projekt dieser Größenordnung nichts Ungewöhnliches seien. Die Intervalle zwischen dem Auftreten von Fehlern seien Stunden, nicht Tage.

Frontier in seiner ganzen Pracht. Hoffen wir mal, dass die Putzkraft keinen Stecker zieht. Frontier in seiner ganzen Pracht. Hoffen wir mal, dass die Putzkraft keinen Stecker zieht.

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Wo genau der Schuh drückt, erklärt Justin Witt in dem Interview nicht. Gerüchte unterstellen der verbauten AMD-Hardware eine geringe Zuverlässigkeit, was Witt aber nicht bestätigt. Man habe zum aktuellen Zeitpunkt keine Bedenken bezüglich der eingesetzten Hardware. Viel eher seien die Problemquellen weit gestreut.

Die Zeit wird zeigen, ob das Team am Oak Ridge National Laboratory noch pünktlich mit ihrem Supercomputer fertig wird. Wenn ja, dürfte die Schlange derer, die komplexe Simulationen damit berechnen wollen, sehr lang sein.

Was denkt ihr über solche gigantischen Supercomputer? Schlackert ihr beim Studieren der Spezifikationen mit den Ohren oder winkt ihr gelangweilt ab, weil euch nur die handfesten Ergebnisse interessieren, die am Ende dabei herausspringen? Schreibt uns eure Meinung zu diesem Thema gerne in die Kommentare!

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