Der Konsum von Videospielen inklusive gewalthaltiger Titel kann sich bei Jugendlichen offenbar positiv auf die moralische Entwicklung auswirken. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer aktuellen Studie der Bournemouth University in England, die in der Fachzeitschrift »Frontiers in Psychology« erschienen ist.
Um herauszufinden, welchen Effekt der Konsum von Videospielen auf das Moralverhalten von Heranwachsenden im Alter zwischen 11 und 18 Jahren besitzt, ließen die Forscher 166 Probanden einer englischen Schule einen Fragebogen beantworten.
Dabei wiesen die Forscher jedem Teilnehmer eine sogenannte Moral-A-Punktzahl zu, die den Stand der moralischen Entwicklung auf Basis ethischer Prinzipien wiederspiegelt. Mit der Moral-B-Punktzahl bewertete das Team außerdem, inwiefern die Jugendlichen moralische Prinzipien ausdrücken konnten.
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Die Teilnehmer der Studie setzten sich zu 47 Prozent aus männlichen und zu 53 Prozent aus weiblichen Probanden zusammen, darunter 157 Spieler und neun Nicht-Spieler. Im Rahmen der Studie kamen dann drei unterschiedliche Befragungsmethoden zum Einsatz.
Bei der »Sociomoral Reflection Measure« (SRM) müssen insgesamt elf Fragen zu fünf unterschiedlichen Moralthemen beantwortet werden. Hinzukommen »Video Game Play« mit spezifischen Fragen zum Videospielkonsum und schließlich »Game Engagement Questionaire« (GEQ) mit 19 Fragen zur Einstellung der Jugendlichen beim Konsum von Videospielen.
Die Studie kam zu den folgenden Ergebnissen:
- 31,6 Prozent der Probanden erreichten die Moralstufe 3 oder höher und besaßen eine vollentwickelte Moralvorstellung. Alle diese Probanden waren 17 Jahre oder älter.
- Die männlichen Jugendlichen spielten im Vergleich zu den weiblichen Jugendlichen deutlich öfter und länger - sowohl in Hinblick auf die Dauer einer einzelnen Gaming-Sitzung als auch in Bezug auf die Zeit, die sie in ihrem Leben insgesamt bereits mit Videospielen verbracht hatten.
- Außerdem konsumierten die männlichen Probanden deutlich mehr unterschiedliche Genres und gewalthaltige Spiele als die im Rahmen der Studie befragten Mädchen.
- Im direkten Vergleich erreichten die Jungen schließlich durchschnittlich höhere Moralwerte als die Mädchen.
- Sowohl der Konsum einer größeren Menge unterschiedlicher Spiele-Genres als auch gewalthaltiger Videospiele beeinflussten die Moral-Punktzahl positiv.
- Negativ wirkten sich hingegen anderweitig »erwachsene« Inhalte, die Jahre des Videospielkonsums, GTA, Call of Duty und die Dauer der einzelnen Videospielsitzungen auf den erzielten Moralwert aus - allerdings kamen diese einzelnen Punkte deutlich weniger signifikant zum Tragen als der positive Effekt diverser Genres.
Die Forscher schlussfolgern aus den Ergebnissen der Studie, dass der Konsum möglichst vieler unterschiedlicher Videospielgenres sich positiv auf die moralische Entwicklung von Jugendlichen auswirken kann.
Insbesondere könnten Videospiele die Moralentwicklung durch Teamaufgaben fördern. Communities und das gemeinsame Spielen wirken sich möglicherweise ebenfalls positiv auf die Moralvorstellungen Heranwachsender aus.
Spiele, die den Spieler vor moralische Entscheidungen stellen (als Beispiel wird etwa Bioshock mit den Little Sisters erwähnt), könnten außerdem langfristig die moralische Bildung bei Jugendlichen begünstigen, so die Forscher.
Das wiederum würde auch erklären, warum die männlichen Probanden höhere Punktzahlen auf der Moralskala erreichten als die weiblichen - denn die Jungen spielten häufiger Spiele, die moralische Narrative beinhalteten.
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