Weltrekord: Wasserstoff-Zug fährt mit einer Tankladung fast 3.000 Kilometer – ist das die Zukunft des Bahnverkehrs?

Wasserstoff statt Diesel auf nicht-elektrifizierten Strecken? Dieser Rekord zeigt, was möglich wäre.

Hier fährt der Zug gerade auf seiner Weltrekord-Tour durch die Wüste Colorados im Ensco Testzentrum. (Bildquelle: YouTube-Video Stadler Rail) Hier fährt der Zug gerade auf seiner Weltrekord-Tour durch die Wüste Colorados im Ensco Testzentrum. (Bildquelle: YouTube-Video / Stadler Rail)

Ein Passagierzug einer Schweizer Firma hat am 22. März 2024 einen neuen Guinness-Weltrekord aufgestellt. Flirt H2 legte dafür in den USA eine Strecke von 2803 Kilometern zurück – ohne aufzutanken.

Das Besondere? Der Zug fährt dabei nicht auf Dieselbasis, sondern versorgt seinen Brennstoffzellen-Antrieb mit Wasserstoff und lässt die Konkurrenz streckentechnisch hinter sich.

Rekord beweist Potential von H2-Zügen

Auch im Bahnverkehr versuchen Ingenieure, herkömmlichen und fossilen Treibstoff zu ersetzen – ohne dabei die Effizienz des Kraftstoffes zu verlieren. Dieser Mammutaufgabe haben sich die Ingenieure von Stadler Rail gestellt und fuhren in 46 Stunden eine immense Strecke:

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Warum ist das so besonders: Die Firma Stadler stellte bereits 2021 einen Rekord auf – damals aber nicht mit H2 sondern einem rein akkubetriebenen Zug. 224 Kilometer fuhr der Zug im Winter zwischen Berlin und Warnemünde. Ein Zug, dessen Betriebsreichweite laut dem Magazin Newsatlas eigentlich 80 Kilometer pro Akkuladung betragen sollte.

Jetzt also Wasserstoff? Die Reichweite des Rekord-H2-Zuges überragt einen rein batteriebetriebenen Zug um Längen. Doch nicht nur das: Sollte sich diese Reichweite von 2800 Kilometern auch im herkömmlichen Betrieb oder Güterverkehr halten, übertrifft dies alle bestehenden Modelle um ein Vielfaches.

Stand der Entwicklung: 2018 nahm der erste Wasserstoff-Zug der Firma Alstom namens Coradia iLint in Berlin seinen Fahrgastbetrieb auf. Neben diesem Zug entwickeln die Firma Siemens und die DB aktuell einen Zug namens Mireo Plus H im Rahmen des H2goesRail Projekts.

Der Mireo Plus H schafft laut Siemens bis zu 1000 Kilometer und eine Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h. Verläuft alles nach Plan, wird der Mireo bereits dieses Jahr auf der Strecke Tübingen, Horb und Pforzheim eingesetzt.

Weitere Beispiele von H2-Passagierzügen:

  • Chinas CRRC: 600 Kilometer Reichweite, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Alstom’s Coradia iLint: 1000 Kilometer, 140 km/h laut Hydrogeninsight
  • Spaniens Hydro-Hybrid-Zug Talgo: 800 Kilometer, bis 220 km/h im Hybrid-Betrieb
  • Geplant: Indischer H2-Zug mit 600 Kilometer Reichweite, 160 km/h

Wasserstoff statt Diesel – macht das Sinn?

Nicht alle Strecken lassen sich elektrifizieren. Personen- wie Güterzüge müssen oft weite Strecken ohne Oberleitung zurücklegen. Das ist aktuell mit einer reinen Akkuladung nicht überall möglich. Deshalb werden immer noch Dieselloks eingesetzt.

Zum Vergleich: Herkömmliche Dieselloks der Baureihe 218 können 3000 Liter Kraftstoff tanken und fahren damit laut Wikipedia etwa 1000 Kilometer.

Hier könnten Wasserstoff-Züge mit höherer Reichweite also durchaus als grüne Lückenfüller in die Bresche springen. Wie oben aufgeführt, erfüllen H2-Züge mittlerweile ebenfalls die Reichweite von 1000 Kilometer und lassen sich auch ähnlich schnell betanken.

Damit dieses Vorhaben auch wirklich grün wird, ist eine grüne Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen Pflicht.

Sollte die Deutsche Bahn beispielsweise wegen Wasserstoffmangels auf grauen (durch fossile Brennstoffe gewonnen) oder roten (Elektrolyse durch Atomstrom) Wasserstoff zurückgreifen und diesen Beispielsweise aus Frankreich zur Bedarfsdeckung einkaufen müssen, kann sie auch direkt mit ihren Dieselloks weiterfahren.

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