Xbox Cloud Gaming ausprobiert: Wie gut laufen Spiele-Hits über den Browser?

Grafisch anspruchsvolle Titel im Browser zocken? Xbox Cloud Gaming verspricht flüssiges Spielevergnügen selbst auf schwächeren Systemen. Wir haben den Service für euch ausprobiert.

Update vom 1. November 2022

Leider sind uns in dem Artikel gleich mehrere inhaltliche Fehler unterlaufen, wofür wir uns bei euch aufrichtig entschuldigen! Vielen Dank für euer zahlreiches und ehrliches Feedback!

  • Die Systemanforderungen für xCloud in der Browser-Variante beschränken sich natürlich nicht nur auf Windows 10 und 11, was eigentlich auch logisch ist, außer offenbar für den Verfasser dieser Zeilen. Via Safari, Google Chrome und Edge könnt ihr xCloud auch unter iOS/iPadOS, ChromeOS und Android-Geräten verwenden!
  • Forza Horizon 5 bietet ein Options-Menü. Das hätte einem Zocker klar sein müssen, aber wenn man dort nicht reinschaut, sollte man nicht einen fehlenden 60-FPS-Modus monieren, sondern lieber die Finger von der Tastatur lassen und sich beruflich umorientieren. Glaubt mir, ich saß mehr als nur eine halbe Stunde freiwillig in der stillen Ecke!
  • xCloud befindet sich nach wie vor offiziell noch in der Beta-Phase, worauf ich im Ursprungsartikel nicht hingewiesen habe. Der technische Zustand sollte also ohnehin jederzeit mit dieser Info im Hinterkopf bewertet werden.
  • Auch in der Browser-Variante von xCloud ist die Steuerung nicht auf Controller beschränkt. Auf Geräten mit Touchscreen bieten sehr viele Titel im Game Pass auch die entsprechende Option an, das Geschehen mit den Fingern zu lenken.

Wir haben den Artikel um falsche Informationen erleichtert und um neue, korrekte Infos an den betroffenen Stellen ergänzt. Auch ein Folgeartikel zur Verwendung von xCloud auf Mobile-Geräten und Smart-TVs ist geplant. Wir bitten euch nochmals um Verzeihung und versprechen euch, in Zukunft sauberer zu arbeiten!

Ursprüngliche Meldung

Neue Gaming-Hardware ist teuer. Das gilt nicht nur für den PC, wo RTX 4000 und Co. nur zu Mondpreisen erhältlich sind, sondern auch für die oft als günstigere Alternative bezeichneten Konsolen. Denn wer PS5 und Xbox Series X/S optimal nutzen und in den Genuss aller Features kommen möchte, benötigt zusätzlich zu den Geräten auch noch einen ordentlichen Fernseher - das treibt den Preis nach oben.

Deshalb ist Cloud-Gaming für viele Spielefans attraktiver denn je. Das Versprechen lautet: Unkomplizierter, flüssiger und stets responsiver Spielegenuss auch auf älteren Geräten, im Falle von Xbox Cloud Gaming (Beta) sogar direkt via Webbrowser. Niedrige Einstiegshürden also, die vielleicht auch Google Stadia hätten helfen können:

Doch wie sieht es in der Praxis aus? Wir haben uns Microsofts Xbox Cloud Gaming (noch in der Beta-Phase) angeschaut und für euch mit der Browser-Variante probegezockt. Der Fokus liegt dabei auf Zugänglichkeit, Angebot und natürlich der Technik. Am Ende wird dann im Rahmen eines Fazits abgerechnet. Wolke 7 oder Wolkenbruch? Finden wir es heraus!

Hardwareanforderungen und Kosten

Bei Xbox Cloud Gaming werden die Spiele nicht lokal auf eurem System berechnet. Stattdessen übermittelt der genutzte Browser eure Steuerungseingaben an die Microsoft-Server, wo die Spiele ausgeführt und die Befehle umgesetzt werden. Das Ergebnis strömt daraufhin durch eure Internetleitung zurück auf den Bildschirm.

Was daraus folgt, ist keine Überraschung: Ihr benötigt eine gute und vor allem stabile Internetverbindung. Wer Cloud-Gaming unterwegs nutzen möchte, dürfte bei den zahlreichen Funklöchern in Deutschland seine arge Mühe damit haben - dieses Thema schauen wir uns demnächst aber dediziert im Rahmen eines Folgeartikels an.

Unterwegs dürfte euch die mobile Netzqualität öfters einen Strich durch die Rechnung machen. Unterwegs dürfte euch die mobile Netzqualität öfters einen Strich durch die Rechnung machen.

Auf dem PC sollte eine Übertragungsrate von 10 Mbit/s ausreichen, sofern sie konstant ist. Außerdem benötigt ihr:

  • Windows 10/11, Android, iOS/iPadOS
  • ein kompatibles Eingabegerät, naheliegend wäre hier natürlich der Xbox-Controller, den ihr per Bluetooth oder Kabel mit eurem Rechner verbindet. Außerdem bieten viele Spiele im Game Pass auch Support für Touch-Steuerung an, sofern euer Gerät ein entsprechendes Display besitzt.
  • Google Chrome, Microsoft Edge oder Apples Safari-Browser

Unser Testsystem: Um die Hürde für Xbox Cloud Gaming möglichst hoch zu legen, nutzen wir kein leistungsstarkes Gaming-System, sondern ein betagtes Honor Matebook 14 des Jahrgangs 2020. Die verbaute interne GPU Radeon Vega 6 würde lokal keines der getesteten Spiele in überzeugender Manier auf den Bildschirm zaubern können.

Und was ist mit den Kosten? Wenig überraschend benötigt ihr ein aktives Abonnement des Xbox/PC Game Pass in der Ultimate-Fassung, das Stand 2022 monatlich mit 12,99 Euro zu Buche schlägt.

Oberfläche und Spieleauswahl

So, jetzt aber ran an den Speck. Zunächst loggen wir uns mit unserem Microsoft-Konto auf der offiziellen Website ein. Die Oberfläche erinnert stark an das Pendant auf der Xbox-Konsole, sprich: Wir bekommen alle verfügbaren Spiele als Kachel angezeigt, sortiert nach Kategorien oder danach, welche Titel wir zuletzt gespielt haben.

Die Bedienung ist dementsprechend simpel. Wir wählen ein Spiel aus, klicken anschließend nur noch auf Spielen und los geht der Spaß. Die Ladezeiten liegen im Schnitt zwischen 10 bis 15 Sekunden. Wer mag, kann über ein jederzeit aufrufbares Menü weitere Einstellungen vornehmen, etwa einen Vollbildmodus aktivieren oder das Bild per Clarity Boost nachschärfen, wobei letzteres Feature derzeit nur vom Edge-Browser unterstützt wird.

Eine mangelnde Auswahl an guten Spielen kann man Xbox Cloud Gaming nicht vorwerfen. Eine mangelnde Auswahl an guten Spielen kann man Xbox Cloud Gaming nicht vorwerfen.

Die Spieleauswahl überzeugt uns auf ganzer Linie. Insgesamt 380 Spiele warten darauf, von uns ausprobiert zu werden. Wer das reichhaltige Portfolio des Game Pass von der Konsole kennt, wird sich hier bestens zurechtfinden. Unter den Titeln befinden sich zahlreiche Hochkaräter, von Doom Eternal über Deathloop und Marvel's Guardians of the Galaxy bis hin zu Assassin's Creed Odyssey und... Meine Freundin Peppa Wutz.

So laufen die Spiele via Cloud

Ein Wort zur Übertragungsqualität vorab: Das Bild ist in unseren Testläufen zwar stets gut erkennbar, die Auflösung ist aber dennoch sichtlich niedrig. Offiziell unterstützt Xbox Cloud Gaming auf dem PC eine Übertragung bis hinauf zu 1080p (1920x1080 Pixel) bei 60 Bildern pro Sekunde. Die Framerate ist in unserem Selbstversuch auch konstant hoch, doch an eine native FullHD-Bildausgabe kommt das Gesehene auch im Vollbildmodus nicht ganz ran.

Zudem kann uns der Clarity Boost genannte Effekt für eine höhere Bildschärfe nicht überzeugen. Statt feine Details hervorzuheben und das Bild sanft hochzuskalieren, erinnert das Ergebnis eher an einen stark überregelten Schärfefilter, wie man ihn auch aus gängigen Bildbearbeitungsprogrammen kennt. Trotz der geringen Auflösung empfehlen wir daher, den Clarity Boost in den meisten Fällen deaktiviert zu lassen.

Forza Horizon 5

Klar, ein Rennspiel ist sowas wie die Königsdisziplin für Cloud-Gaming. Wer hier mit einer geringen Eingabeverzögerung zu kämpfen hat, landet in der erstbesten Kurve im Graben. Deshalb legen wir auch mit dem Microsoft-Vorzeigeraser Forza Horizon 5 los und brettern mit Karacho durch die mexikanischen Gefilde.

  • Pro: Die Bildrate ist konstant und die allgemeine Grafikqualität kann, was Effekte und Detailgrad angeht, ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Außerdem ist der Input Lag erfreulich gering. Ja, man spürt eine gewisse Verzögerung, und in kompetitiven Multiplayer-Matches würde man sicherlich den Kürzeren ziehen. Aber im Singleplayer-Modus ein Rennen gewinnen? Absolut möglich!
  • Contra: Der optional zuschaltbare Schärfefilter schießt hier über das Ziel hinaus und vor allem Bäume und Büsche wirken stark überzeichnet.
Clarity Boost aktiviert Clarity Boost aktiviert
Normale Bildausgabe Normale Bildausgabe

Forza Horizon 5 sieht gut aus, könnte aber etwas Schärfe vertragen.

Hollow Knight

Ebenfalls ein Spiel, bei dem es auf Präzision ankommt. Denn zahlreiche Bosse und normale Gegner warten nur darauf, uns bei der kleinsten Unachtsamkeit in den Boden zu stampfen. Nach einer äußerst kurzen Ladezeit kehren wir in die wunderschönen Winkel von Heilandsnest zurück und fühlen der Cloud-Variante auf den Nagel.

  • Pro: Die Bildausgabe ist butterweich, ebenso die Audiowiedergabe. Die FPS bewegen sich konstant bei 60 FPS und - zu unserer großen Überraschung - Eingaben werden so schnell umgesetzt, dass man meinen könnte, wir spielen lokal. Noch dazu fällt hier die geringe Bildschärfe weniger stark ins Gewicht, der Clarity Boost sorgt für einen angenehmen Detailgewinn in den Hintergründen.
  • Contra: Nichts! Hollow Knight lässt sich so gut über die Cloud spielen, dass wir keinen Kritikpunkt auf unserer Liste stehen haben.
Clarity Boost aktiviert Clarity Boost aktiviert
Normale Bildausgabe Normale Bildausgabe

Von allen getesteten Spielen hat uns Hollow Knight via Xbox Cloud am meisten überzeugt.

Doom Eternal

Bereits beim Lesen des Spieletitels erklingt bestimmt bei vielen von euch der fetzige Soundtrack in den Ohren. Doom Eternal früh am Morgen spielen, das ist wie vier Espressi auf ex trinken, aber für euch ist uns nichts zu schade. Funktioniert dieses berauschende Erlebnis auch über die Cloud? Dieses Spiel musste einfach auf unserem Kandidatenzettel stehen!

  • Pro: Doom Eternal läuft auch in der Cloud-Fassung mit konstanten 60 Bildern pro Sekunde. Und auch die Steuerung funktioniert problemlos, wir sind zwar gestorben, das aber nicht aufgrund eines spürbaren Input Lags, sondern wegen unseres mangelnden Skills, ähem.
  • Contra: Leider stört in der Höllengaudi die niedrige Auflösung am meisten das verwöhnte Zockerauge. Die Prachtgrafik des Shooters kommt aufgrund der Kompression kaum zur Geltung, der Clarity Boost sorgt wie schon bei Forza Horizon 5 eher dafür, dass das Bild überzeichnet wirkt.
Clarity Boost aktiviert Clarity Boost aktiviert
Normale Bildausgabe Normale Bildausgabe

Der Doom-Guy macht auch in der Cloud eine gute Figur, aber die Unschärfe verschluckt viele Details.

Assassin's Creed Odyssey

Kaliméra! Willkommen zum letzten Reiseziel unserer großen Cloud-Erlebnistour. Im sonnigen Griechenland begleiten wir Kassandra bei einem Spaziergang über ihre Heimatinsel Kephallenia, streicheln Wildschweine und laufen vor Wölfen davon. Ach ja, und geklettert wird natürlich auch! Aber wie gut funktioniert das über die Cloud?

  • Pro: Der Trend aus den vorangegangenen Testspielen setzt sich auch in Odyssey ungebremst fort. Die Bildrate ist erfreulich konstant und liegt bei geschmeidigen 60 FPS. Die Steuerungseingaben werden ohne spürbare Verzögerung umgesetzt und auch in puncto Soundqualität gibt es nichts auszusetzen. Alles paletti also? Mitnichten, denn...
  • Contra: ...die Bildauflösung ist in Odyssey so gering, dass wir uns vor allem in vegetationsreichen Gebieten häufig einen Sehtest beim Optiker erinnert fühlen. Hier führt das Zuschalten von Clarity Boost zu einer deutlichen Verbesserung, auch wenn sich dann im feinen Laub- und Blattwerk kleine Bildartefakte ausmachen lassen.
Clarity Boost aktiviert Clarity Boost aktiviert
Normale Bildausgabe Normale Bildausgabe

Assassin's Creed Odyssey läuft flüssig, ist aber ohne Clarity Boost zu unscharf.

Unser Fazit

Zeit, ein Ergebnis auszuformulieren. Ist die Browser-Variante von Xbox Cloud Gaming (Beta) ein empfehlenswerter Ersatz für das klassische Zocken am heimischen Rechner? Ja und nein - es kommt wie so oft auf eure Vorlieben an. Und auch der Anlass, weshalb ihr zur Cloud-Fassung greift, spielt eine Rolle.

Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, daheim nur noch über den Browser zu zocken, würden wir euch im derzeitigen Zustand davon abraten. Dafür ist die Bildauflösung noch zu gering, was in vielen Spielen zulasten der Atmosphäre geht. Und auch der von Microsoft angepriesene Clarity Boost kann in vielen Fällen nicht überzeugen, weil das Bild dadurch überschärft wird.

Anders sieht es hingegen aus, wenn ihr zum Beispiel unterwegs seid und unbedingt zocken wollt - eine gute Internetverbindung vorausgesetzt. In der Bahn, im Hotel oder an anderen Orten fernab der Heimat ist man deutlich gewillter, optische Qualitätseinbußen bei der Wiedergabe in Kauf zu nehmen. Immerhin möchte man in diesen Fällen nicht stundenlang, sondern nur für eine kurze Weile daddeln.

Und hier kann Xbox Cloud Gaming seine Stärken voll auf die Straße bringen: Schnell einloggen, Spiel aussuchen, loslegen. Der Input Lag ist so gering wie bei keinem anderen der von mir ausprobierten Cloud-Dienste, der Sound stimmt ebenfalls und die Spieleauswahl ist - dank Game Pass - allererste Sahne. Auch wenn euer System schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, kann es sich definitiv lohnen, dem Service eine Chance zu geben!

Für euch lohnenswert könnte auch Sonys Cloud-Pendant namens PlayStation Now sein. Den haben wir ebenfalls für euch getestet:

PS Now 2022 im Test: Wie gut spielen sich PlayStation-Hits auf dem PC?

Habt ihr bereits eigene Erfahrungen mit Xbox Cloud Gaming gesammelt? Wenn ja, konnten euch die Bildqualität und das Angebot überzeugen oder eher weniger? Schreibt uns eure Meinung zu diesem Thema gerne in die Kommentare!

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