Der Weg zur Vernunft beim Spielekauf

Ob Indie, gewollter Trash, neuer Franchise, Remake oder AAA-Titel - nichts davon muss zwingend noch für Qualität stehen, nur weil es einmal so war. Es hat lange gedauert, doch auch bei mir hat es irgendwann 'Klick' gemacht. Aber bis dahin war es eine weite Reise durch viele Sonnensysteme.

Von der Enttäuschung zur Vernunft

Blicke ich auf meine Steam Library, dann fallen mir grob gesagt drei verschiedene Sparten von Spielen auf.

I. Gab es irgendwo kostenlos (Humble Bundle und Co.)
II. Guter Kauf, alles richtig gemacht.
III. Was habe ich mir da nur gedacht?

Es gab da mal diese Zeit, da habe ich stur jeden Titel gekauft der groß war, einen besonderen Hype durchlebte oder weil ihn alle Anderen spielten und ich dabei sein wollte. Dass man dabei des Öfteren in Exkremente packt ist wohl offensichtlich und dennoch hat sich meine Denkweise nie geändert. Ich war enttäuscht, aber die nächste Vorbestellung war bereits vollbracht. Dabei gibt es dann verschiedene Arten von Enttäuschungen.



Tolles Spiel, leider tot

Battlefield Hardline. Das könnte man fast so stumpf im Raum stehen lassen. Irgendwie gefiel es mir. Es war mal ein frisches Setting, andere Ansätze, neue Systeme. Ich fühlte mich durch und durch unterhalten, trotz endloser Bugs oder einem grausamen Fahrverhalten. Leider sah die Community das anders und redete dieses Spiel schon wenige Tage nach Veröffentlichung tot.

Hinzu kommt Battleborn. Ich mochte den Stil, die Charaktere, das System und besonders den Humor, dank des durchaus spürbaren Borderlands-Charme. Leider scheiterte es an schlechtem Marketing, einer teils stupiden Community und dem Release von Overwatch. Beide Spiele hatten recht wenig gemeinsam und trotzdem wurde wie wild auf diesem Thema rumgeritten, teils auch von Spielemagazinen. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass man gegen ein Blizzard immer den Kürzeren zieht. Das durften in der Vergangenheit auch schon viele MMO-Konkurrenten spüren.

Tolles Spiel, leider nicht mein Ding

Um die Überleitung perfekt zu machen, bleiben wir direkt bei Overwatch und meiner anderen, persönlichen Art der Enttäuschung. Einer der heiß erwarteten Shooter des Jahres, der grandiose Wertungen absahnte und auch in Sachen Kommunikation dank Jeff Kaplan alles richtig machte. Und trotzdem habe ich kein Spaß an dem Titel. Nach ein paar Runden kennt man die Maps und nach ein paar weiteren auch die Helden. Bei mir geht da schnell die Begeisterung verloren was im Prinzip lustig ist, denn ich kann mich stundenlang hinter das Lenkrad eines LKWs im Euro Truck Simulator 2 klemmen, was schon fast ein Paradebeispiel für belanglose Monotonie ist.

Wahrscheinlich tolles Spiel, leider ein doofes System

Hier möchte ich direkt zwei Spiele als Beispiel anführen. Zum Einen wäre da das neue Hitman. Gespannt lese ich regelmäßig die Artikel von Dimi zu den neuen Episoden und erfreue mich an seiner Erzählweise wie er seine Mission plant und umsetzt. Das klingt alles immer wieder richtig toll, doch leider bin ich absolut kein Fan des Episoden-Systemen. Ich verspüre nicht die Lust darauf mich hinzusetzen und zu warten, dass ich in zwei Monaten mal weiterspielen darf, nur weil der Entwickler mal wieder um einen Monat verschoben hat.

Zum Anderen ist da noch Elite Dangerous. Hier bin ich seit Monaten am überlegen, ob ich es endlich wagen soll oder nicht, aber letztendlich schrecken mich die Bewertungen immer und immer wieder ab. Viel Potential das nicht genutzt werden würde. Zu sehr Sandbox. Zu lange Wartezeiten in denen nichts passiert. Zu schwer.
Hier fand die Enttäuschung also noch nicht statt, aber ich habe Angst davor, dass es zum Fenster hinaus geworfenes Geld ist.

Schlechtes Spiel, naiver Käufer

Und hier gelangen wir an den Punkt an dem es Klick gemacht hat. No Man's Sky. Wie viele andere Spieler, bin auch ich Anfangs ein wenig auf den Hypetrain aufgesprungen. Irgendwann kam der Punkt, an dem das aufhörte. Ich war nicht mehr begeistert von diesem Spiel, dachte sogar nicht einmal über den Kauf nach. Ich war durch und durch skeptisch. Leider gab ich der Überzeugungskraft eines Freundes nach, der mir in der Vergangenheit bereits den Season Pass zu The Division andrehte den ich bis heute bereue (du bist ein sehr schlechter Mensch! Du kleiner Splasher, du.)

Es brauchte keine 24 Stunden bis ich merkte, dass das kein guter Kauf war. Man konnte sich zwar einbilden, dass da noch Content kommen würde (heute sind wir schlauer), aber insgesamt war es weit entfernt von dem was man erwartete. Doch darauf muss ich gar nicht weiter eingehen, denn das haben schon genug andere Menschen ausführlich getan. Jedenfalls war es dieser Kauf der etwas auslöste und dafür sorgte, dass ich fortan aufpasste was ich da kaufte.

Von der Vernunft zum Zwiespalt

Noch Monate vor Release war ich fest entschlossen mir Mafia 3 zu kaufen. Heute bin ich froh, dass NMS dazwischen rutschte und mich dazu brachte erst einmal die Tests abzuwarten. "I dodged a bullet" könnte man dazu sagen. Genau wie ich es bereits bei Star Wars: Battlefront machte. Selbiges tat ich auch bei Battlefield 1.
Ich sollte erwähnen, dass ich ein Battlefield Spieler der ersten Stunde bin und jeden Teil geliebt habe. Bei BF1 war ich das erste Mal skeptisch und wollte lieber gucken was die Kritiken sagen. Nach der Beta hatte ich mich sogar dafür entschieden, dass es erst dann gekauft wird, wenn der Preis nach vielen Monden irgendwo bei 30€ angekommen ist. Ich bin kein Fan des Settings und finde, dass dort nur sehr oberflächlich der erste Weltkrieg angekratzt wird. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass BF1 nicht mehr als BF4 mit neuen Skins und ein paar Tweaks hier und da ist. Mit der Meinung stehe ich recht alleine da, wie man am anhaltenden Hype merkt. Tja und trotzdem besitze ich dieses Spiel.

Warum? Weil ich es für einen Preis bekommen habe, den es maximal in einem 3/4 - 1 Jahr vielleicht in einem Sale erreichen wird und auch noch unter besagten 30€ liegt. Wie das sein kann soll hier allerdings nicht das Thema sein. An dem Punkt sagte ich mir, dass ich dann ruhig auch Geld aus dem Fenster werfen kann und sollte es mir doch gefallen, dann fällt es mir auch nicht so schwer nachträglich noch eventuell einen Season Pass zu kaufen.

Hier sind wir bei dem Zwiespalt im Bezug auf das Geld angelangt. Es kommt natürlich auf den Titel an und über welche Preise wir hier reden, aber ich kaufe regelmäßig bei Keysellern wie zum Beispiel Kinguin und schäme mich dafür auch nicht. Kann ich nun 5€ bei einem 20€ Titel sparen, dann greife ich direkt bei Steam zu. Sind es aber gute 15-20€ weniger bei AAA-Titeln oder sogar 25€ wie bei Forza Horizon 3 dank dem Umweg über Singapur, dann ist es mir die Mühe wert. Und davon mal abgesehen, das Geld welches ich hier spare investiere ich am anderen Ende in die Filmindustrie, indem ich mir jeden Monat mehrere Blu-Rays kaufe, darunter teils Neuerscheinungen für ~16-25€.

Ich kann hier und da nachvollziehen wenn diese Methode verpönt ist, allerdings ist das manchmal auch eine heuchlerische Doppelmoral oder ist Sparen neuerdings out? Wenn dem so ist, dann kaufe ich ab sofort nur noch teure Bio-Produkte und meinen nächsten Fernseher für 120€ mehr beim anderen Händler für ein und das selbe Gerät, weil ich ihm was Gutes tun will. Zudem vergessen wir oft, dass Valve beispielsweise ~30% des Verkaufspreises in die eigene Tasche steckt.
Aber Sarkasmus beiseite, denn ich sehe jetzt schon die "das sind ja total lächerliche Vergleiche"-Kommentare. Ich gehe damit natürlich auch ein gewisses Risiko ein, nämlich das des nicht vorhandenen Umtauschs. Während um mich rum alle ihr No Man's Sky wieder via Refund zurückgaben, konnte ich diese Variante nicht wählen und blieb darauf sitzen. Einerseits denke ich mir "Na gut, was solls" und andererseits ist es natürlich schade diese 35€ in den Sand gesetzt zu haben.

Und genau das ist Grund Nummer 2, weshalb ich mittlerweile mehr darauf achte was ich kaufe. Ich zeige großes Interesse an den kommenden Ubisoft Titeln Watch Dogs 2 und Ghost Recon Wildlands weil ich die Hoffnung habe, dass das endlich mal wieder was werden könnte. Eine gesunde Skepsis ist dennoch angebracht, gerade wenn man das Ableben vom ersten Hackerteil betrachtet.

Manchmal gewinnt der gute Wille dann trotzdem

Einer Sache bin ich mir allerdings größtenteils treu geblieben - kleine Indie Entwickler verdienen mein Geld. Sind es Spiele von kleinen Teams, nur einer einzigen Person oder einem aufstrebenden Namen, dann investiere ich gerne den Vollpreis, teils auch für kultigen Trash.
Erst vor ein paar Wochen kaufte ich mir beispielsweise Hacknet und hatte meinen Spaß. Ein anderes Beispiel wäre, dass ich durch den Verkauf von Dota Items ca. 20€ auf dem Steam Wallet hatte und anstatt damit günstig irgendeinen größeren Titel abzugreifen, kaufte ich mir den American Truck Simulator weil ich genau weiß, dass er 1:1 so sein wird wie der ETS2, 'nur mit anderen Skins', also kann es nicht schlecht sein.
Fügen wir der Liste noch Namen wie The Stanley Parable, Dear Esther, The Vanishing of Ethan Carter oder aber The Beginner's Guide hinzu, welches mich am Ende eine Träne... also, ich schwitzte aus dem Augenwinkel.

Und um das Lineup perfekt zu gestalten, werde ich gleich einem verrückten Finnen einen Gefallen tun und My Summer Car auf Steam ergattern, das so schön bekloppt ist, dass es sich seine 93% positiven Reviews bestimmt verdient hat, trotz Early Access Phase.