Ein Ende ohne Schrecken oder ein Schrecken zum Ende?

Von Aberfast · 21. März 2012 · Aktualisiert am 25. März 2012 ·
Kategorien:
  1. Gerade habe ich den Kolumneneintrag von Michael Graf gelesen.

    http://www.gamestar.de/spiele/mass-effect-3/artikel/das_ende_von_mass_effect_3,45851,2565721.html

    Ganz besonders in einem Punkt hat Michael in seinem Artikel wirklich Recht.

    - Wir meckern auf hohem Niveau.

    Ich persönlich finde allerdings, dass wir auch das Recht dazu haben. Das Recht dazu hat uns lustigerweise Bioware selbst gegeben. Und womit? Ja mit dem hohen Niveau der Erzählung!
    Am besten haben sie es in Mass Effekt 1 gezeigt. Es ist einfach toll erzählt. Und dabei finde cih das Ende gar nicht mal sooo gut. Aber es war mir vollkommen egal, weil es ein tolles Buch zum Spielen war.

    Gleichzeitig bin ich dagegen das Spiel zu verteufeln oder eine Umschreibung des Endes zu verlangen. Spiele sind zum Teil auch Kunst und die künstlerische Freiheit sollten wir den Erzählern lassen. Ich finde aber, wenn sich Bioware/EA das Recht auf Geldmacherei nehmen, können wir uns das Recht auf Protest und Fortführung nehmen.
    Ich habe zuvor schon einen kleinen Blogeintrag geschrieben und in dem von Bioware Folgendes gewünscht:
    - Eine Fortführung mit einem kostenlosen DLC.

    Ich denke damit könnte wieder Frieden in die Spielegalaxie einkehren. Shepard hat es doch allen gezeigt. Die Fraktionen müssen an einem Strang ziehen statt sich in ihre Lager zu verschanzen.

    Bioware/EA wollen unser Geld. Sie sind keine reinen Künstler. Und wir wollen ihre Geschichten. Wir sind keine reinen Galeriebesucher.

    Ich habe mir meine Gedanken gemacht, warum Michael (nicht nur er, fast die gesamte Fachpresse) das Spiel so verteidigt. Ich will nicht glauben, dass GS hier sich vor EA bückt. Auch wenn Verschwörungsparanoia auch in meinem Kopf rumschwirren.
    Ich glaube eher, dass Spieleredakteure eine Spielebewertung von vorn herein sachlicher angehen müssen. Sie müssen Tag für Tag und Jahr um Jahr Spiele testen. Ich glaube, keinem professionellen Kritiker bleibt etwas Anderes übrig. Sonst muss er nach einem Jahr zu jedem neuen Spiel schreiben:

    "Ja, die Grafik ist toll, noch toller als bei Krise 28. Der Sound hat Wumms, ich habe sogar Schüsse gehört. Und die Geschichte, ja die Geschichte gab es schon mal, aber ich weiß nicht mehr wo."

    Also ist er (Michael) auch hier sachlicher als wir und weist uns zu Recht daraufhin, dass wir das auch sein sollten.

    Und vielleicht können wir ihn daran erinnern, wie es für ihn wäre, wenn er nur für zwei, drei Spiele im Jahr Zeit hat und eines lässt ihn so unbefriedigt zurück lässt. Vielleicht empfindet er dann den Einsatz der Superwesen am Ende als deus ex machinae nicht mehr als "nicht die hohe Kunst" sondern mehr als Schlag ins (emotionale) Gesicht.
    Vielleicht können wir sein Herz für uns erwärmen und er geht für uns zu Bioware und erklärt ihnen sachlich(!), was sie falsch gemacht haben.
    Denn viele von uns reiten auf dem Ende rum, aber erzählerisch ist vorher schon einiges schiefgelaufen. Es ist auch nicht einfach. Mass Effect hat sich soviel Material angeeignet, dass die Zusammenführung ganz hohe Kunst erfordert.
    Aber nu ist es passiert. Das Kind ist im Brunnen. Der Schrecken ist da und sitzt tief. Wenn wir es jetzt gemeinsam raus holen, sitzen wir nicht hinterher da und schieben uns die Schuld gegenseitig zu.

    Ich versuche gerne ergebnisorientiert zu denken, weil Ergebnisse der Wahrheit einer Sache am nächsten kommen.
    Ergebnisorientiert sehe ich, dass eine Serie die viele Fans hatte, jetzt "auf einmal" viele Feinde hat. Also: Da ist etwas schief gelaufen. Aber ich bin mir sicher, man kann es wieder gerade biegen.

    (Klarstellung am Ende: Ich finde es von Michael mutig, dass er sich in so emotionalen Zeiten mit so einer Kolumne den Gefühlen entgegenstellt.)

Kommentare

Um einen Kommentar zu schreiben, melde dich einfach an und werde Mitglied!
Top