Die Kampagne von Age of Empires 4 ist überhaupt nicht öde und ich liebe sie

Wer nicht so viel Ahnung von Geschichte hat, bekommt wie Elena spannende Einblicke durch die Dokus von Age of Empires 4, die er dann auch noch hautnah miterleben darf.

Ich staune in der knapp dreiminütigen Doku nicht schlecht über den mittelalterlichen Tribok, der nur scheinbar wie eine plumpe Holzgiraffe über das Schlachtfeld eiert, aber plötzlich mit simpler Ingenieurskunst gewaltige Zerstörungskraft entfaltet.

Präzise Schüsse schnalzen wuchtige Geschosse in die Luft, die meterdicke Burgmauern zum Einsturz bringen können und das auch tun, als ich wenig später selbst die Schleuder auf den Burgfried von Rochester richte, um meinen Anspruch auf den englischen Thron mit gnadenloser Entschlossenheit gegen die Rebellen zu verteidigen.

Age of Empires 4 geht gerade im Vergleich zu Age 2 eigentlich auf Distanz, serviert mir in der Kampagne nüchtern Fakten, statt Helden, mit denen ich mitfiebern kann. Aber ausgerechnet die sachlichen Dokus zwischen Missionen haben bei mir kombiniert mit dem strategischen Gameplay das Kopfkino erst richtig angeworfen - und mir darüber hinaus noch etwas beigebracht.

Die Autorin: Elena (@Ellie_Libelle) hat erst dieses Jahr Age of Empires wieder für sich entdeckt, nachdem sie früher hier und da mal eine Partie gespielt hat, aber nie tiefer eingestiegen ist. 2021 hat sie die Pandemie und den Game Pass aber genutzt, um endlich viele Stunden in Age 1 und 2 zu versenken. Jetzt stürzt sie sich deshalb umso begeisterter und neugieriger auf Age of Empires 4. Gerade der neue Kampagnen-Ansatz fasziniert sie als jemand, der gerne stundenlang Dokus auf Netflix und Co. schaut, aber insbesondere beim Thema Geschichte noch einige Bildungslücken hat.

Ein leichter Zugang für Neugierige

Damit widerspreche ich natürlich etwas unserem Test, wo Kollege Fabiano Age 4 dafür kritisiert, dass man eben wenig Neues lernt. Er erzählt da aber keinen Blödsinn, sondern hat aus der Perspektive von jemandem, der sich sehr gut mit Geschichte und Age of Empires auskennt, völlig recht. Also holt die zerknüllte GameStar-Ausgabe bitte wieder aus dem Papierkorb und streicht die Seiten glatt, ja?

Aber ein oberflächlicher Überblick kann für mich als absoluten Laien viel nützlicher sein als ein dichter Mittelalter-Knäul aus tiefschürfenden Fakten, persönlichen Schicksalen und historischen Spitzfindigkeiten. Darin verliere ich mich früher oder später in einem Wirrwarr aus Fachbegriffen, Namen und Daten, bringe ich alles durcheinander oder habe die Hälfte schnell wieder vergessen.

Am kompakten roten Faden durch die Jahrhunderte von Age of Empires 4 kann ich mich aber mühelos entlang hangeln. Wichtige Eckpfeiler wie die Schlacht bei Hastings bleiben genauso hängen wie eine Johanna von Orléans und ihre Rolle im Hundertjährigen Krieg. Ich habe so nicht mehr die Ausrede, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Die Hürden sind eingerissen. Stattdessen blicke ich neugierig auf das vor mir ausgebreitete Wissen und vertiefe selbständig alles, worüber ich wirklich mehr erfahren will.

Interessiert euch auch die Gegenmeinung zur Kampagne von Age 4 im Detail, kann ich euch übrigens unseren Podcast dazu ans Herz legen:

Link zum Podcast-Inhalt

Geschichte zum Mitmachen

Was ich hautnah im Gameplay erleben, festigt das Wissen aus den Dokus. Allein dadurch vermittelt mir ein Age of Empires historische Fakten viel intensiver und lebendiger, als es jedes Geschichtsbuch könnte - genauso, wie ich das Alte Ägypten von Assassin's Creed Origins durch die Discovery Tour plötzlich am eigenen Leib erfahre.

Wenn ich früher ohne geöffnetes Heft neben mir Schulstoff paukte und mein Vater in mein Zimmer kam, schüttelte er immer den Kopf. Für ihn galt: »Lernen ohne Zettel und Stift ist Tagträumen«. Denn was man sich nicht aufschreibt, ist schnell wieder vergessen. Das kann tatsächlich helfen, aber ich feierte erst richtige Lernerfolge, als ich anfing, alles miteinander zu verknüpfen - zum Beispiel ein japanisches Kanji mit einer kleinen Eselsbrücken-Geschichte.

Genau diesen Effekt hat Age of Empires 4 für mich, weil es mir nicht nur ein paar Fakten und Bilder hinwirft wie eine normale Doku. Stattdessen sehe ich zu, wie die erstaunlich leichten und dennoch widerstandsfähigen Kettenhemden der Ritter gefertigt werden, nur um wenig später selbst eine solche Einheit zu steuern, um deren Körper die kleinen Metallringe klimpern. Oder ich lerne, wie mühsam sich eine schwere Armbrust mitten im Schlachtgetümmel spannen lässt, nur um genau das wenig später im Detail zu beobachten, als ich nah an die Animation heranzoome.

All diese historischen Details passieren um mich herum, sind zum Greifen nah und zurren in meinem Gehirn die Verbindungen fest, die die Kampagnen-Dokus mit ihren Infos vorher lose geknüpft haben.

Age of Empires 4: Diese Kurzdokus könnt ihr im Spiel freischalten Video starten 2:56 Age of Empires 4: Diese Kurzdokus könnt ihr im Spiel freischalten

Große Gefühle brauchen nur Fantasie

Natürlich macht ein Age of Empires 2 auch Lust auf Geschichte und vermittelt historische Einblicke spielerisch. Aber mir hilft diese klare Trennung und nüchtere Inszenierung dabei, das Gesehene im meinem Kopf einzuordnen und zu behalten. Sonst fixiere ich mich schnell völlig auf die Helden, ihre Taten und Gefühle, während vom Drumherum nur wenig hängenbleibt.

Durch den Kontrast passiert außerdem etwas Spannendes in meinem Kopf: Ich übernehme den emotionalen Part, weil meine Fantasie plötzlich rund um die Schauplätze und Figuren von ganz allein Erzählungen von Intrigen und Verraten, Schmerz, Stolz, Ehrgeiz, Freude und Erleichterung spinnt.

Bei den Burgbelagerungen entsteht die dramatische Inszenierung um einzelne Helden in meinem Kopf. Bei den Burgbelagerungen entsteht die dramatische Inszenierung um einzelne Helden in meinem Kopf.

Ich stelle mir Matilda vor, wie sie als entschlossene Thronerbin Englands Unterstützer um sich schart, obwohl sie als Frau nicht ernst genommen wird. Wie sie sich mutig ihrem Vetter Stephan entgegengestellt, im Winter ganz in weiß im Schnee vor den Verrätern flieht, während ihr ihr Herz bis zum Hals klopft oder wie sie Tränen der Erleichterung weint, als ihr Halbbruder Robert der belagerten Burg im letzten Augenblick zur Hilfe eilt.

Das gelingt mir aber nur so gut, weil ich um ihr Schicksal weiß und plötzlich selbst genau in dieser Situation bin. Ich muss meine Burg verteidigen, während mir langsam aber sicher die Vorräte ausgehen, meine Soldaten fallen und die feindliche Armee immer weiter vorrückt. Nur Timing, mein taktisches Geschick - okay, und der eine oder andere hilfreiche Guide - entscheiden über Sieg und Niederlage. Das sorgt für dieselbe Anspannung und Not, die wohl auch die Menschen von damals empfanden, weshalb ich mich ihnen selbst ohne persönliche Geschichte auf einmal sehr nah fühle.

Wie geht es euch damit? Gefallen euch die Dokus oder hättet ihr euch lieber eine filmreifere Inszenierung gewünscht? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!

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