»Von jetzt an sollst du genannt werden Jesus - was so viel heißt wie Jesus!« Johannes Beer (48), Flughafenmitarbeiter aus 63598 Linsengericht, gibt seinen Fahrzeugen Namen. »Ohne Sarkasmus halte ich diesen Knochenjob nicht aus«, gesteht er. Seinen Bus habe er Jesus getauft, weil das Transitgefährt immer wieder gen Himmel fährt. Ja, beim Airport Simulator 2019 ist der Wahnsinn die Normalität, hier fliegen nicht nur die Flug-, sondern bisweilen auch die Fahrzeuge.
»In solchen Momenten mache ich gerne eine Realitätsprüfung, um nicht verrückt zu werden: Habe ich meine Tabletten genommen? Fliege ich gerade über ein Kuckucksnest? Erst gestern ist ein Flugfeldlöschfahrzeug auf dem Dach liegend an mir vorbeigebraust, und dann hat mich der Anhänger meines Gepäckwagens überholt, weil er früher im Terminal sein wollte als ich«, erzählt uns der Berufskraftfahrer unter Tränen.
Gute Seiten, schlechte Seiten
Ja, der Airport Simulator 2019 liefert viele gute und schlechte Nachrichten: Da wäre zum Beispiel die Musik, die so einschläfernd ist, dass man sie beim Tierarzt einsetzen könnte. Positiv: Die wohl aus der Esoterikhölle importierte Kakophonie lässt sich abschalten. Das wiederum gilt leider nicht für die Grafik. Die Könige der detailarmen Fahrzeuge sind die Busse. Sie haben statt Glasscheiben undurchsichtige Bleiplatten oder ähnliches verbaut. Vielleicht ist im Inneren Kryponit versteckt, das weiß keiner, schon gar nicht Superman.
Gate gar nicht!
Der Airport Simulator 2019 bietet ein breites Portfolio an modernsten Fehlern und ungewollt komischen Momenten. Besonders glänzt der Gepäcklader-Fahrer, der oft nicht in der Lage ist, die Hebebühne zu bedienen. Also steht er da und wartet aufs Schichtende (und fällt bis dahin aus).
Fliegende Fahrzeuge lassen sich vom Spieler nicht einfangen, auch die Rücksetzfunktion hilft nicht. Man muss einen Mitarbeiter anweisen, das Vehikel nach Hause zu fliegen, zu fahren, zu zaubern oder was auch immer. Follow-me-Cars haben während unseres Tests immer nur bis zur ersten Kurve funktioniert, dann stellten die KI-Piloten jegliche Kooperation ein. Es ist schlicht Glückssache, ob ein Feature funktioniert oder nicht.
Immerhin zeichnet die Grafik ein glaubwürdig großes Flughafenareal. Der KI-Verkehr simuliert uhrzeitabhängig wenig bis rege Betriebsamkeit, ein Pluspunkt in Sachen Atmosphäre. Manche Kollegen sehen allerdings ähnlich gut wie Nacktmulle, Grottenolme und Matt Murdock, sodass immer wieder Massenunfälle passieren.
Fahr zur Hölle!
Natürlich zerstören die vielfach auftretenden, peinlichen und ärgerlichen Programmfehler viel vom Spielspaß. Auf die Frage, was das Hauptproblem am Airport Simulator 2019 ist, gibt es aber drei weitere Antworten: Es ist langweilig. Es ist unfassbar langweilig. Lieber Gott im Himmel, es ist sterbenslangweilig!
Das Firmenmanagement entpuppt sich als oberflächlich und kommt viel zu kurz. Dafür eiert der PC-Besitzer mit immerhin elf Fahrzeugen von A nach B, von B nach A, von A nach B, von B nach A, von A nach B, von B nach A, von A nach B oder von B nach A. Yep, das spielt sich genauso spannend, wie es sich liest. Ohne peripheren Venenkatheter mit Espresso-Infusion ist das schwer zu ertragen.
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