Die Technik
Hübsch sieht sie aus, die Welt von Arma 2. In vielen Szenen wirkt das Bild fast schon fotorealistisch, dank der außergewöhnlich gelungenen Tagesbeleuchtung, den scharfen Texturen und der dichten Vegetation samt stimmiger Farbgebung. Auch die Fahrzeugmodelle und die Wasserdarstellung überzeugen uns. Selbst die großen Materialschlachten des Spiels kann die Engine sehr überzeugend in Szene setzen. Umso mehr nerven einige grobe Unstimmigkeiten.
So fehlen noch immer viele Animationen, zum Beispiel beim Nachladen eines Jeep-MGs oder beim Einsteigen in Fahrzeuge. Auch Autotüren lassen sich immer noch nicht öffnen und die Schadensmodelle fallen minderwertig aus. Die dynamische Nachtbeleuchtung hinkt technisch hinterher und manche Details sind sehr grob ausgeführt oder wie im Falle des Mündungsfeuers einfach nur hässlich. Hinzu gesellen sich massig Clipping- und sonstige Darstellungsfehler.
Auch die Soundkulisse leidet unter argen Qualitätsbrüchen. Während Waffen, Umgebungen und Fahrzeuge knackig und sehr überzeugend klingen, zerschießt die miserable Sprachausgabe den positiven Gesamteindruck.
Arma 2 versagt durchweg im Fach Physik. (Hier bitte das Wort »Punkt« laut mitdenken.) Wir sagen das mit solchem Nachdruck, weil sich grade in diesem Detail die absurde Kluft zwischen dem selbst formulierten Anspruch des Titels und der Realität besonders krass niederschlägt. Die Physik-Engine verursacht häufig absurde, oft unfreiwillig komische Fehler und ist ganz allgemein ziemlich antiquiert.
Die Zerstörungsmöglichkeiten sind inkonsistent, genau wie die Wirkungen von Waffen und Druckwellen. Das heißt, dass sich manche Gebäude mehrstufig, manche mit einem Schlag und wieder andere (darunter wackelige Holzscheunen) gar nicht zerstören lassen -- egal mit welcher Waffe Sie auf sie feuern. Für eine Simulation, die sich den Realismus auf die Fahne schreibt, sind diese Ergebnisse ein Armutszeugnis, sie nehmen der potentiell atmosphärischen Arma 2-Welt die Glaubwürdigkeit. Für weitere Beispiele sehen Sie unser Technik-Video.
Multiplayer
Der Mehrspielermodus gehört seit Operation Flashpoint zu den besonderen Stärken der Bohemia-Titel, denn die gnadenlose Gegnerjagd zu Land, Wasser und in der Luft toleriert keine Fehler und belohnt Ausdauer, ruhige Präzision und geschicktes Teamwork. Das ist bei Arma 2 trotz vieler Bugs und Verbindungsproblemen nicht anders und deutet das zukünftige Potential des Spiels an. Beim Drumherum kommt Ihnen die Simulation allerdings nicht entgegen.
Es fehlt an Optionen und Erläuterungen, an Trainingsmissionen, Freundes- und Favoritenlisten und an einer guten Benutzeroberfläche und Teamorganisation. Darunter leiden allerdings meist nur die komplexeren Spielmodi. So wie der aus dem Vorgänger bekannte Warfare-Modus, der jetzt Supermacht heißt und bei dem Sie wie in der letzten Solomission Stützpunkte und Truppen bauen und alle Städte auf der Karte einnehmen sollen. Einfaches Deathmatch, Team-Deathmatch oder Gebietsverteidigungen sind dagegen bereits jetzt gut spielbar.
Aber: Da das Gras auf weite Distanz (um die Hardware-Anforderungen runter zu schrauben) einfach abgeschaltet wird, werden Spieler, die sich in der Vegetation gut getarnt wähnen, weit entfernten Gegnern auf dem Silbertablett präsentiert -- ein echtes Balanceproblem. Die Texturschicht, die Armed Assault an dieser Stelle als Vegetationsersatz hinein schummelte und in der zumindest liegende Soldaten teilweise Deckung fanden, fehlt beim Nachfolger.
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