Black Desert Online (BDO) fällt auf. Allein schon wegen der genialen Grafik und dem extrem komplexen Editor, aber auch wegen dem mehr als umstrittenen Genderlock bei der Klassenauswahl. Außerdem soll das Spiel eine große Sandbox á la Eve Online liefern. Dann wiederum hört man ernüchternde Nachrichten über fehlenden Spielerhandel oder festgelegte Preise im Auktionshaus. Und zusätzlich soll das Spiel auch noch ein übler Grinder sein. Was ist an diesen Geschichten dran? Hat Black Desert Online das Zeug zur neuen Sandbox-Offenbarung oder wird es nur eine unbedeutende Randnote im MMO-Genre?
Traum-Heldin mit Amnesie
Black Desert Online brüstet sich mit einem extrem komplexen Charakter-Editor und das völlig zu Recht! Denn unsere Schwarzmagierin sieht nach über einer Stunde Feinarbeit wirklich herrlich böse aus, hat feuerrote Haare samt Rasta-Undercut, völlig übertriebenes Goth-Makeup und zwei unterschiedliche Augen, von denen eines dank violetter Iris und Katzen-Pupille jeden Passanten mit dem sprichwörtlichen »Bösen Blick« belegt. Kaum ein Spiel lässt einen derart viele Freiheiten bei der Kreation von neuen Helden. Lediglich der kontroverse Genderlock, der fast jede Klasse fest an ein Geschlecht und ein Volk bindet, steht in krassem Kontrast zur radikalen Freiheit des Editors.
Doch wir haben mit der Schwarzmagierin eh eine sehr coole und interessante Heldin gefunden und stürzen uns sogleich ins Spiel. Und das beginnt schon Mal mehr als ungewöhnlich. Denn unsere Heldin liegt stöhnend im Hinterhof eines heruntergekommenen Pferdestalls. Zu viel in der Taverne gezecht? Wohl eher nicht, denn gleich darauf erscheint eine komische schwarze Wolke mit roten Augen und erzählt in einem piepsigen Kauderwelsch irgendwas von einem Pakt, den wir mit ihm, dem »Schwarzgeist« geschlossen hätten.
Doch was genau wir mit dem Vieh zu tun haben, erklärt der Geist nicht. Vielmehr sollen wir erstmal lernen, wie man läuft, was sogleich in einem kleinen Tutorial erklärt wird. Danach führt uns der Geist im Eiltempo durch das kleine Dörfchen in der Nähe und schickt uns dann sogleich in die Wildnis, wo wir - warum auch immer - allerlei harmlose kleine Tiere verdreschen sollen. Wer also eine stimmige Einführung in eine neue Welt erwartet, wird Stand jetzt erstmal enttäuscht. Denn bis auf das gelungene Tutorial zur Bewegung und zum Kampf erfahren wir so gut wie nichts über die Welt und ihre Bewohner. Und warum wir jetzt unbedingt zahlreiche Wiesel, Käfer oder Wölfe schlachten sollen, sagt uns auch niemand.
Der Deluxe-Grind
Bereits bei den ersten Quests kristallisiert sich schnell heraus, dass Black Desert Online zumindest zu Beginn verhältnmismäßig viel Grind vom Spieler verlangt. Denn so ziemlich jede Quest bestand bei unserem Probespiel aus »Töte x Viecher und klau ihr Zeug«. Und zu allem Überfluss waren die Gebiete in der Beta massiv überfarmt. Gerade die »Stahlkobold-Soldaten« waren fast so schnell tot wie sie erschienen. Und wenn wir mal einen erwischten, droppte er oft nicht einmal die begehrten Helme, die wir für die entsprechende Quest erbeuten sollten.
Außerdem zeigt uns das Spiel zwar auf der Karte an, wo sich unsere Opfer befinden, aber blöderweise sind diese oft nicht dort, sondern ganz woanders. Wer dies nicht weiß, irrt erstmal eine Zeit lang sinnlos durch ein Schlachtfeld, auf dem dutzende von Spielerhelden alles totschlagen, was ihnen vor Axt, Schwert, Bogen oder Zauberstab kommt.
Das Erstaunliche: Obwohl das Questen in BDO aktuell recht grind-lastig ausfällt, macht die repetetive Monsterjagd jede Menge Laune. Denn Black Desert Online verfügt über ein sehr stimmiges Action-Kampfsystem. Wer Spiele wie TERA, WildStar oder Blade & Soul gespielt hat, wird sich sofort wieder heimisch fühlen, denn auch in BDO können wir aktiv ausweichen, den Gegner ausmanövrieren und vernichtende Kombo-Ketten ausführen.
Gerade unsere Schwarzmagierin, die eine Art magische Martial-Arts-Nahkämpferin ist, liefert mit interessanten Skills sowohl cool aussehende Moves als auch vielfältige Strategien. Und so motiviert vielleicht nicht die Quest an sich, dafür aber umso mehr das stetig besser werdende Beherrschen unserer Heldenfähigkeiten.
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