Man mag von Disney halten, was man will, aber wenn es um lebensecht aussehende Puppen geht, macht das Unternehmen seit Jahrzehnten einen sehr guten Job.
Anfang April tauchten Posts zu neuen Animatronics (ein Kofferwort aus »Animation« und »Electronic«) aus dem Film Küss den Frosch auf, die in einem von Disneys Freizeitparks aufgestellt werden sollen.
Und die sehen verdammt echt aus.
Link zum Twitter-Inhalt
Mein erster Gedanke war: Wieso wird sowas eigentlich nicht mehr in Filmen und Serien genutzt? Ist doch viel cooler als CGI!
Beeindruckende Technik
Bevor ich gegen CGI wettere, möchte ich euch noch weitere Beispiele für eindrucksvolle Animatronics aus dem Hause Disney zeigen, denn die haben Tür und Tor in ihre Werkstatt geöffnet.
Die Kampagne nennt sich »We Call It Imagineering« und Interessierte können auf dem entsprechenden YouTube-Channel unter anderem sehen, wie Animatronics gebaut werden und wie sie funktionieren.
Besonders beeindruckend finde ich, dass Disney komplett animierte Charaktere wie in Küss den Frosch ins echte Leben übertragen hat, ohne dass der Charme verloren geht (klar, ein bisschen komisch wirkt es trotzdem, wie es bei Puppen halt so ist).
Geht es allerdings nicht um singende Krokodile, sondern Figuren mit menschlichem Aussehen, bekommt Disney von mir die volle Punktzahl. Folgende Na’vi-Animatronic aus den Avatar-Filmen ist auf einer Fahrt im Disneyland Florida zu sehen:
Link zum YouTube-Inhalt
Das ist echtes Material, das man anfassen kann (wenn man sich weit genug aus dem Boot lehnt) und es sieht verdammt realistisch aus. Im echten Leben gibt es eben keine CGI.
Disney geht sogar noch einen Schritt weiter. Letztes Jahr zeigte das Unternehmen echte Droiden aus Star Wars, die von ihrer Bewegung an metallene Hühner erinnern.
Link zum YouTube-Inhalt
Logisch, kleine Roboter, die irgendwie ulkig laufen, sind noch mal eine andere Hausnummer als Menschen oder gar sprechende Tiere. Nichtsdestotrotz sind alle Beispiele von Hand gebaute Animatronics.
Warum das so ist, liegt auf der Hand: Um die Illusion im echten Leben aufrechtzuerhalten, braucht es eben Schrauben und Bolzen und keine Pixel und Polygone.
Aber wieso dann nicht im Film?
CGI ist überall
Dass Blockbuster-Filme seit vielen Jahren hauptsächlich mit Computereffekten arbeiten, benötigt keine Beweise; man sieht es an fast jedem Blockbuster. Die Vorteile (zumindest für Macher und Studios) sind eindeutig:
- Oft ist CGI günstiger. Riesige Sets, Animatronics oder aufwändige Requisiten schlagen eher zu Buche als Computereffekte.
- Es gibt Dinge, die nur CGI kann: Fremde Planeten, riesige Monster, Raumschiffe im Weltall oder ganze zerstörte Städte funktionieren nicht mit praktischen Effekten.
- CGI ist sicher: Autos crashen ineinander oder Gebäude fallen in sich zusammen, ohne dass jemand verletzt werden kann.
Ich zeige euch nun das Video, das mich ein wenig vom Glauben hat abfallen lassen.
In einem Clip von Vanity Fair erklärt Regisseur Tim Miller, wie sie die Autoverfolgungsjagd im Film Terminator: Dark Fate gedreht haben – und wie viel davon eigentlich aus dem Computer stammt.
Seid gewarnt, das Video zerstört ein Stück weit die Magie des Films.
Link zum YouTube-Inhalt
Spoileralarm: Selbst abgefahrene Autotüren wurden via Computer eingefügt.
Zum Vergleich: In Terminator 2 ließ James Cameron die Stuntmen mit einem Helikopter unter einer Autobahnbrücke durchfliegen.
Ich finde, durch zu viel CGI wirken Filme unecht und unehrlich. Manchmal kann man Effekte nicht anders darstellen als mit dem Computer, aber CGI wird meiner Meinung nach zu inflationär eingesetzt.
Echte Effekte wirken auf mich körperhafter, physischer.
Was ich damit meine? Schaut euch die Herr der Ringe-Filme an und danach den Hobbit. Die erste Trilogie wurde nur mit CGI unterfüttert (was auch an der Zeit lag, in dem die Filme gedreht wurden), beim Hobbit stammen ganze Szenen aus dem Computer.
Es geht allerdings auch anders.
Fallout ist ein positives Beispiel
Wie Gamerant bereits im Dezember 2023 schrieb, gab Showrunner Jonathan Nolan bereits vorab Entwarnung, dass bei der Fallout-Serie nicht allzu viel CGI zum Einsatz kommen würde. Er sagte sinngemäß, dass Computereffekte die Beilage sein sollten und nicht der Hauptgang.
Und das merkt man. Die Power Armors sind beispielsweise Kostüme. Wie sie funktionieren, habe ich bereits in einem Artikel aufgearbeitet:
Sogar auf Greenscreen hat die Serie verzichtet, wo sie nur konnte. Stattdessen drehte man viele Szenen in The Volume, einer Kuppel mit riesigen Displays, die sich auch The Mandalorian bereits zunutze machte.
Noch mehr Beispiele gefällig? Schauspieler Walton Goggins, der den Ghul spielt, saß für das verbrannte Aussehen seiner Figur bis zu fünf Stunden in der Maske.
Der Aufwand hat sich gelohnt; das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Natürlich gehört zu einem Erfolg wie dem der Fallout-Serie mehr dazu als praktische Effekte, aber es zeigt auch, dass es ohne CGI geht, wenn man will – selbst bei einer Geschichte, die so viele fantastische Elemente hat wie Fallout.
Eine recht witzige Anekdote zum Abschluss: Mein Kollege Sören verfasste vor ein paar Tagen einen Artikel über Rebel Moon, die Film-Dilogie von Zack Snyder auf Netflix.
Snyder gab sich in einem Interview begeistert, dass für den zweiten Film ein gigantisches Weizenfeld angebaut wurde, das ausnahmsweise nicht aus dem Computer stammt. Die Aussage lasse ich mal so für sich stehen.
Und damit ich diesen Artikel auch mit einer Puppe beschließe: Für die zweite Staffel One Piece wünsche ich mir unbedingt einen Muppet.
Wie steht ihr eigentlich zu der ganzen Diskussion um CGI und echten Effekte? Findet ihr auch, dass realistische, animatronische Puppen wie in Disneys Freizeitparks zum Einsatz kommen sollten? Oder ist eurer Meinung nach eine Hybrid-Lösung wie in Fallout optimal? Vielleicht seid ihr mit den Computereffekten in Kinofilmen auch zufrieden? Schreibt eure Meinung gern in die Kommentare.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.