Das Kabinett des Dr. Parnasssus - Origineller Film für Nischenpublikum

Heath Ledgers tragischer Tod erschütterte die Welt. Bislang wissen jedoch nur wenige, dass seine unvergessliche Rolle des Jokers nicht seine letzte war. Die findet sich im Fantasy-Streifen Das Kabinett des Dr. Parnasssus, der aktuell in den deutschen Kinos läuft.

Zurückblickend wird man den charismatischen Australier vor allem für zwei seiner Rollen in Erinnerung behalten: für den geschminkten, schmatzenden Bösewicht in The Dark Knight und seiner Oscar nominierten Darbietung im Cowboy-Drama Brokeback Mountain. Auch sein finaler Film geht ungewöhnliche Wege und zeigt ihn einmal mehr von einer gänzlich anderen Seite.

Regisseur Terry Gilliam, der mit Ledger bereits den eher seichten Fantasy-Actioner Brothers Grimm gedreht hatte, lud den begabten Jungdarsteller zu einem verrückten, abgefahrenen Fantasymärchen ein. Dieses besticht in erster Linie durch höchstausgefallene Bilder und seine untypische Handlung. Leider sollte es Ledgers letzte Arbeit werden, da er inmitten der Produktion auf tragische Weise sein Leben verlor. Seine Freunde Colin Farrell, Jude Law und Johnny Depp ersetzten ihn in seinen restlichen Szenen, um das Projekt beenden zu können. Ihre Gagen spendeten die drei der Tochter von Heath Ledger.

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It’s Showtime

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Dr. Parnassus (Christopher Plummer) hat eine Varieté-Show der besonderen Art. Auf seiner Bühne tun sich Tore in andere Welten auf, die Zuschauer in unvorstellbare Fantasielandschaften entführen können. Der Doktor verdankt seine Macht einem Pakt mit dem Teufel (Sänger Tom Waits), den er ständig trifft und mit dem er immerzu neue Wetten abschließt. Seine letzte verlor er, weswegen er die Seele seiner Tochter Valentina (Lily Cole) zu verlieren droht. Sobald sie ihren sechzehnten Geburtstag erreicht - dieser steht kurz bevor - soll das unschuldige Mädchen dem gierigen Teufel ausgehändigt werden. Der gerissene Doktor hat jedoch andere Pläne...

Er wettet mit dem Herrn der Unterwelt, dass er mit seinen Zauberspiegeln fünf neue Seelen fangen kann, bevor es der Höllenfürst schafft. Somit beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem Parnassus’ Gehilfe Tony (Heath Ledger) merkt, dass er Gefühle für die hübsche Tochter seines Meisters hegt.

Vorhang auf

Regisseur Gilliam hatte Glück im Unglück. Wie es der Zufall wollte, hatte Heath Ledger bis dato all seine Szenen abgedreht, in der Tony noch in der gewöhnlichen, realen Welt unterwegs ist. Das ehemalige Monty Python-Mitglied entschied kurzerhand, der Figur für alle restlichen Szenen jenseits des Spiegels ein anderes Gesicht zu verleihen. Eine Idee, die hinsichtlich der Story problemlos funktioniert.

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Wer sich den Trailer angesehen hat, wird in etwa ahnen können, was ihn erwartet. Brazil, Der Sinn des Lebens, Fear and Loathing in Las Vegas und Die Abenteuer des Baron Münchhausen bewiesen bereits, dass Gilliam gerne mit gewohnten Strukturen bricht und stattdessen künstlerische Geschichten erzählt. Trotz sehr niedrigem Budget - was man dem Film an der ein oder anderen Stelle ansieht - ist die Reise ins Kabinett des Dr. Parnassus ein vergleichbar magischer Film, der Neues aus dem Hut zaubert, überrascht und mit seinen schrägen Charakteren durchaus fasziniert. Ledger, Depp, Law und Farrell überzeugen als enthusiastischer Weltenabenteurer Tony und Lily Cole ist eine überaus angenehme Entdeckung. Plummer und Waits verleihen dem Ganzen zudem eine ernste Note.

Im Vergleich zu dem momentan laufenden Mitternachtszirkus: Willkommen in der Welt der Vampire wirkt der Versuch, mit ungewöhnlichen Bildern zu beeindrucken, angenehmerweise nicht schwerfällig und gezwungen. Gilliam fällt es leicht, Träume umzusetzen. Ist der Zuschauer für Derartiges offen, kann es einen wahrlich beeindrucken.

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Vorhang zu

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Das Kabinett des Dr. Parnassus will offensichtlich nur ein kleines Nischenpublikum ansprechen. Zwar war Johnny Depp schon des Öfteren in ungewöhnlicheren Filmen wie Sweeny Todd: Der Barbier aus der Fleet Street, Sleepy Hollow und Charlie und die Schokoladenfabrik zu sehen, doch das Kabinett des Dr. Parnassus geht sogar noch einen Schritt weiter. Für den normalen Kinogänger dürfte der Film lediglich ein wirres, unverständliches Stück Filmkunst sein. Er ist weder besonders lustig, noch spannend, noch actionreich. Terry Gilliam geht es hier offensichtlich um das Gesamtpaket, das man entweder vollkommen berauschend oder gänzlich langweilig findet. Ohne prominente Gesichter würde der Film mit Sicherheit in der Versenkung verschwinden. So aber erleichtern die bekannten Charaktere zumindest den Einstieg ins Ungewisse. Letztendlich ist Das Kabinett des Dr. Parnassus ein gewagter Film, der Heath Ledgers vorheriger Rolle zwar nicht annähernd das Wasser reichen kann, dafür aber wunderbar originell ist und gerade im Kino auf großer Leinwand seine Wirkung nicht verfehlt.

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): "Vorsicht: Das Kabinett des Dr. Parnassus ist kein typischer Film und inhaltlich nichts wirklich Besonderes. Doch die Bilder und Darsteller machen den Besuch dennoch zu einem echten Erlebnis. Das sollte einem im Vorfeld bewusst sein."

Kinokritik in Kooperation mit bereitsgesehen.de.

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