Die Ringe der Macht: Der neue Trailer kann meine größte Sorge nicht ausräumen

Die Werke von J.R.R. Tolkien sind für mich mehr als nur ziemlich große Bücher. Sie sind ein Lebensinhalt - Wegweiser in schlechten Zeiten, Quell der Inspiration, tausende Seiten Fantasy-Perfektion. Die Bücher haben meine Kindheit und Jugend geprägt, mir als Knirps offenbart, dass meine Zukunft im Schreiben liegt.

Entsprechend viel Liebe bringe ich auch der Filmtrilogie von Peter Jackson entgegen (der ersten, versteht sich), und die Amazon-Serie Die Ringe der Macht müsste mein Herz eigentlich zum Rasen bringen. Doch je mehr Infos zur milliardenteuren Produktion bekannt wurden, bei jedem Bild, das ans Licht der Öffentlichkeit dringt, fühlte ich erstaunlich wenig. Und wenn, dann ist es nicht Freude, sondern Besorgnis.

Der Autor
Sören Diedrich las Der Herr der Ringe das erste Mal mit 11 Jahren im Schwedenurlaub. Seitdem ist er Tolkiens fantastischer Welt mit elbenreiner Haut und haarigen Hobbitfüßen verfallen. Er würde seine letzten Tüften dafür hergeben, um in den bislang unveröffentlichten Briefen und Notizen von J.R.R. Tolkien stöbern zu dürfen. Denn die veröffentlichten Werke kennt er mittlerweile so gut, dass er eine Wegbeschreibung durch das Südviertel geben könnte. Seine größte Angst sind daher nicht etwa Ringgeister (er hat immer eine Packung Streichhölzer einstecken), sondern Großkonzerne, die mit der starken Lizenz einfach nur Geld verdienen wollen, ohne das damit verbundene Erbe zu respektieren.

Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, mit der Lore zu spielen

Der erste Trailer machte nun alles nur noch schlimmer. Anlässlich des Super Bowls 2022 bekamen wir endlich erstes Bewegtbildmaterial zu Gesicht: Eine blutjunge Galadriel, die nur mit einem Dolch eine Bergwand emporkraxelt. Ein erster Blick auf das prächtige Númenor und auf die Vorfahren der Hobbits, sogar Hinweise auf Khazad-dûm sowie das Comeback der legendären Schlacht des Letzten Bündnisses lassen sich finden.

Unbedarfte Serienfans frohlocken, erfahrene Tolkienologen heben sorgenvoll die Augenbrauen: Denn so packend sich diese Auflistung auch lesen mag, sie ist kein gutes Zeichen für Menschen wie mich, denen die Lore beinahe schon heilig ist.

Wollt ihr euch noch selbst ein Bild machen, bevor ich fortfahre? Den ersten Trailer zu Die Ringe der Macht könnt ihr euch hier anschauen:

1:07 Die Ringe der Macht - Der erste Trailer zeigt uns endlich das neue, alte Mittelerde

Normalerweise bin ich keiner dieser nervigen Lore-Jünger, die bei jeder Abweichung vom Quellmaterial sofort Halt, Stop! brüllen und mit den Türen knallen, dass der Kalender von der Wand fliegt. Aber wenn es um Tolkien-Werke geht ... Denn hier dreht es sich um das Lebenswerk eines Mannes, der sich mit seiner eigenen Mythologie einen Traum erfüllt hat – und dessen große Angst es stets war, dass eben jenes Werk eines Tages von kommerziellen Einflüssen besudelt wird.

Peter Jacksons Der-Herr-der-Ringe-Trilogie hat die Lore sanft gebogen, die Hobbit-Filme brachten sie bereits heftig zum Knirschen, und es sieht ganz danach aus, dass Die Ringe der Macht sie eiskalt brechen wird.

Galadriel war im Zweiten Zeitalter nicht gerade als jugendliche Kriegerprinzessin bekannt. Die Urahnen der Hobbits spielen in dieser Epoche noch überhaupt keine Rolle. Warum leidet Elrond im Laufe der Jahrhunderte offensichtlich unter heftigem Kinnschwund? Und vor allem: Wie in Morgoths Namen möchte man 3.441 Jahre prallvolle Historie so komprimieren, dass auch Nicht-Kenner der Handlung folgen können?

Okay, kurz durchschnaufen. Wisst ihr, wo die Lore auch gerne - mal mehr, mal weniger gut - gebogen wird? In Der Herr der Ringe Online. Wie viele tausend Stunden ich bereits im virtuellen Mittelerde verbracht, ja geradezu gelebt habe, möchte ich lieber gar nicht nachzählen:

Der Herr der Ringe Online

Wieso sich ein Einstieg 2022 mehr denn je lohnt

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Auf jeder Hochzeit muss getanzt werden

Versteht mich bitte nicht falsch: Mit einigen Abweichungen von der Vorlage kann ich gut leben, solange sie nicht völlig aus dem Rahmen fallen. Die Hobbits sind nun mal Publikumsmagneten, sei's drum. Ich frage mich aber, wieso Die Ringe der Macht überhaupt den Anspruch erhebt, so umfassend zu sein?

Warum fokussiert man sich nicht auf den tragischen Untergang Númenors, gerne auch mit einem kurzen Zeitsprung zur Schlacht des Letzten Bündnisses als großem Finale? Oder den Ringen der Macht und dem damit verbundenen Niedergang Eregions? Pro Staffel ein wichtiges Thema des Zweiten Zeitalters - so könnte man alle Zuschauer ins Boot holen, egal ob Kenner der Materie oder nicht, und gleichzeitig die Lore respektieren.

Stattdessen macht es für mich den Anschein, als wolle man alle Ereignisse auf Teufel komm raus unter einen Hut kriegen, sodass den Serienschöpfern unweigerlich nur zwei Optionen bleiben: Entweder verwirrende Zeitsprünge, die ja bereits so wunderbar (nicht!) in der ersten Staffel von The Witcher funktioniert haben, oder gar Änderungen an der Timeline. Letzteres wäre ein Sakrileg für alle Tolkien-Fans.

Das Schmieden der Ringe, die Intrigen Saurons, Númenors Untergang, Galadriels seltsam wirkende Selbstfindung, das Erwachen des Balrogs in Khazad-dûm - all das soll innerhalb eines Menschenlebens passieren? Wenn ich dann noch die - Gott sei Dank unbestätigten - Gerüchte vernehme, dass ein junger Aragorn einen Auftritt haben soll, möchte ich am liebsten meinen Ring überziehen und verschwinden.

Aber hey, vielleicht sind die Trailer auch einfach nur ungeschickt geschnitten, und letzten Endes stellt sich heraus, dass die Serienstruktur eine ganz andere ist. Wenn ich mich im Internet nach dem Stimmungsbild umschaue, rate ich den Verantwortlichen bei Amazon: Rückt mehr Infos raus! Schafft schleunigst Klarheit, wenn euch die Tolkien-Fans wirklich so sehr am Herzen liegen, wie ihr behauptet.

Übersicht

Die Ringe der Macht: Alle Infos zu Release, Story & Cast

von Fabiano Uslenghi

Klarheit schaffen wir zum Ende hin auch: Wenn ihr euch umfassend über die Ringe der Macht informieren möchtet, findet ihr alle derzeit bekannten Infos zur Serie in unserer großen Übersicht.

Wie steht ihr zu Die Ringe der Macht? Freut ihr euch auf die Serie oder teilt ihr meine Sorgen? Widersprecht ihr ihnen vielleicht sogar? Dann lasst uns gerne friedlich darüber in den Kommentaren diskutieren!