Seit ich Eastward gespielt habe, fühle ich mich in meiner Küche sicherer als in der örtlichen Polizeistation. Warum? Weil ich stolzer Besitzer von gleich drei Bratpfannen bin. Drei! Und der Hauptcharakter John benötigt nur ein gusseisernes Exemplar, um damit die Welt vor finsteren Mächten zu retten. Was soll mir also schon passieren?!
Das Action-Adventure ist für mich ein grafisches, spielerisches und erzählerisches Highlight - und trotzdem kann ich es nur mit einer ausdrücklichen Warnung weiterempfehlen.
Die etwas andere Postapokalypse
Eastward spielt in einem postapokalyptischen Szenario, das trotz der bunten Optik sehr trostlos ist. Die Menschheit ist stark dezimiert und die wenigen Überlebenden haben sich aus Furcht vor dem giftigen Miasma, einer lebensraubenden Substanz, in den Untergrund verzogen.
Der Bergarbeiter John stößt unter Tage auf eine geheime Forschungseinrichtung. Darin findet er, in einer Kapsel eingeschlossen, ein mysteriöses Mädchen, das John mit in sein Heimatdorf nimmt - nicht wissend, dass sie sein ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.
Einige Zeit später ist Sam zu einem lebensfrohen Mädchen herangewachsen und steht mit ihren geheimnissvollen Lichtkräften im Zentrum der Geschehnisse. Gemeinsam mit ihrem Ziehpapa John wird Sam nämlich an die Oberfläche verbannt und dann nimmt die Geschichte erst so richtig an Fahrt auf.
Eine Zugfahrt, die ist lustig…oder?
Mithilfe eines Zuges gelangt die nach und nach wachsende Heldentruppe an immer neue Orte, einer wundersamer als der andere. Die Welt von Eastward übt auf mich eine ungeheure Faszination aus. Das liegt vor allem an ihrem extremen Kontrast:
In der einen Minute besuche ich idyllische Schauplätze und mache Bekanntschaft mit liebenswerten Charakteren. Einen Augenblick später stößt mir das Spiel einen eiskalten Dolch ins Herz und präsentiert mir eine Unbarmherzigkeit und Hoffnungslosigkeit, die mich schwer schlucken lässt.
Das Gameplay bezieht an vielen Stellen Inspiration von früheren 2D-Zelda-Spielen wie Link's Awakening. John und Sam können etwa Bomben platzieren, um geheime Passagen freizusprengen. Außerdem lässt sich ihre Lebensenergie - dargestellt in Form von Herzen - durch das Sammeln von sogenannten Herzkugeln erweitern. Regelmäßig stellen sich mir zudem Bossgegner in den Weg.
Gekämpft wird mit der bereits erwähnten Bratpfanne - aber nicht nur! John findet im Spielverlauf noch ein Gewehr, einen Flammenwerfer und eine Pistole. Sam hat es ebenfalls faustdick hinter den Ohren: Sie erhält immer mehr Einsatzmöglichkeiten für ihre scheinbar angeborenen Lichtkräfte und kann damit dem Miasma zu Leibe rücken.
In der Spielwelt finde ich an vielen Stellen Truhen, die mir entweder Salz (die Währung in der Spielwelt) oder mechanische Komponenten bescheren. Damit kann ich zum Beispiel meinen Bombenvorrat erweitern oder meine Waffen verstärken - ja, auch die Bratpfanne!
Ein Story-Highlight - aber nicht für jeden
Im Vergleich zu Zelda ist Eastward aber deutlich linearer. Nur in seltenen Fällen kann ich mich im Verlauf des rund 20 Stunden langen Abenteuers mal in einem Areal frei umschauen und selbst dann ist mein Bewegungsradius arg klein. Eastward erinnert mich stets mal mehr, mal weniger subtil daran, dass es in erster Linie eine Geschichte erzählen möchte - und an der scheiden sich die Geister.
Erinnert ihr euch daran, dass ich zu Beginn des Artikels von einer Warnung sprach? Hier ist sie: Eastward verlangt von euch verdammt viel Lesebereitschaft! Teilweise sind die (auf Deutsch verfügbaren) Dialoge so ausschweifend, dass ich schon befürchtet habe, am nächsten Tag einen Muskelkater in den Augen zu erleiden.
Im Internet stoße ich deshalb auch immer wieder auf negative Meinungen zu Eastward und das kann ich absolut nachvollziehen! Für mich als Leseratte, Zelda-Fan und Liebhaber bildhübscher 2D-Pixel-Abenteuer ist Eastward wie ein Überraschungsei aus Bits und Bytes: Es erfüllt gleich alle drei Bedürfnisse auf einmal.
Wenn ihr aber keine Lust auf minutenlange Dia- oder gar Monologe habt, wird euch Eastward vermutlich nicht so sehr verzaubern können wie mich. Ich hoffe jedenfalls sehr, euch mit dieser Kolumne eine gute Entscheidungshilfe zu bieten!
Eastward ist auf PC via Steam, Epic Store und GOG verfügbar. Außerdem ist das Spiel inzwischen auch auf Nintendo Switch, Xbox und PlayStation erhältlich.
Abschließend noch ein Tipp: Spielt Eastward auf der Nintendo Switch, sofern ihr eine besitzt. Ich habe das Spiel zunächst am PC begonnen und es konnte mich nicht fesseln. Einige Monate später auf der Switch konnte ich kaum noch aufhören zu spielen. In meinem Fall liegt das vermutlich am Pixel-Retro-Charme, der hervorragend zu Nintendos Handheld-Hybrid passt. Vielleicht geht es euch ja genauso!
Habt ihr Eastward ebenfalls gespielt und wenn ja, wie viel Spaß hattet ihr mit dem Action-Adventure? Habt ihr die kleine Sam auch so sehr ins Herz geschlossen wie ich? Oder gehört ihr zur nicht kleinen Fraktion derer, die von der schieren Menge an Text irgendwann nur noch genervt waren? Gab es noch andere Kritikpunkte, die euch den Spaß vermiest haben? Schreibt es mir gerne in den Kommentaren!
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