Werbung kann täuschen: Ein paar Affen brechen aus dem Zoo aus und erobern die Welt... aber mit Bananen und Gekreisch? Das kann doch nicht funktionieren. Und so ließ die Vorschau zu Planet der Affen: Prevolution, dem mittlerweile zweiten Neustart der alten Science-Fiction-Kultreihe, doch mächtig grübeln, wie diese Rebellion der Primate hinsichtlich der überlegen bewaffneten Menschheit denn glaubhaft vonstattengehen könnte. Dann bewarb der Verleih den Film auch noch damit, schier grandiose Effektarbeit zu enthalten. Für diese holte man sich die Besten der Besten ins Boot, denn neben dem berühmten WETA-Team (Avatar, Herr der Ringe) engagierte die Filmfirma Andy Serkis für die tierische Hauptrolle. Der wohl bekannteste aller Motion-Capture-Darsteller hatte zuvor bereits Gollum und King Kong gespielt.
Gerechtfertigte Zweifel kollidierten also mit vielversprechender Tricktechnik. Doch der US-Start des Films entschied später klar für den Primatenaufstand: Nicht nur, dass ihn viele Magazine als einen der besten Popcornfilme des Jahres betitelten, er lockte rund doppelt so viele Zuschauer wie zunächst erwartet. Jetzt springen die Affen vom Regisseur Rupert Wyatt auch durch deutsche Kino-Gehege. Doch können die CGI-Primaten überhaupt überzeugen?
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Handlung
Der junge Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) ist enttäuscht; kurz vor der Freigabe eines revolutionären Heilmittels für Hirnkrankheiten streicht sein Pharma-Unternehmen sein Projekt, weil einer seiner Laboraffen ausbricht und alle Investoren verschreckt. Da sein Vater (John Lithgow) jedoch unter Alzheimer leidet, lässt er sich von der offiziellen Einstellung des Experiments nicht lange aufhalten. Er nimmt das Junge des mit dem Heilmittel behandelten Affen auf und stellt bei der Aufzucht fest, dass es den Affen überdurchschnittlich intelligent gemacht hat.
Jahre später zeigt Caesar (Andy Serkis) beachtliche Fortschritte. Und so testet Will das Mittel an seinem Vater - mit Erfolg. Bevor Will es jedoch bekannt machen kann, sorgt ein weiterer Zwischenfall dafür, dass das vermeintlich gefährliche Tier in einen Zoo gebracht wird. Von seinem Ziehvater im Stich gelassen, sieht Caesar sich erstmals anderen Affen gegenüber - und realisiert, dass sie ungerechtfertigt Gefangene und zu mehr als reinem Affendasein bestimmt sind. Caesar schmiedet Pläne.
Affenzirkus
Man darf sich direkt von zwei frühen Vermutungen verabschieden: Entgegen der Prämisse ist der Film kein reiner Actiontitel, und es ist in der Tat absolut plausibel erklärt, wie ein paar verlauste Affen die Welt der Menschen stürzen können. Hinsichtlich der Action lässt sich sagen, dass sie durchaus vorkommt, aber nie des Selbstzwecks wegen abgespult wird. Wer nur dafür kommt, Affenamok gegen US-Militär zu sehen, kommt zu kurz, bleibt aber für den Rest, und das gefesselt. Der finale Chimp-Showdown auf der Golden Gate Bridge ist zwar packend, packender als die diesjährige Hirnflucht Transformers 3, doch der Fokus liegt auf anderen Dingen. Der neue PDA ist weniger spektakulär oder destruktiv (die Affeninvasion am Ende des Films ist sogar kleiner, als es die Trailer erahnen ließen), hat aber, was die Stahlkolosse Bays trotz Energon und Matrix of Leadership missen: Seele.
Herz des Films ist Andy Serkis, der in einer der besten schauspielerischen Leistungen des Filmjahres einen durch und durch faszinierenden Affen spielt, dessen mimische Bandbreite den der meisten anderen Menschenrollen des Jahres übertrifft. Der Film, der größtenteils Caesars Aufstieg vom nuckelnden Baby bis hin zum gefürchteten Affenkönig zelebriert, zeichnet ein ungeheuer detailreiches Aufwachsen des Tieres, das durch seine veränderte Genetik über sich hinaus wächst und ungeahntes Weltverständnis erreicht. Er wird nicht zum bebrillten Sokrates-Leser, sieht und versteht aber weit mehr als seine Artgenossen, was seine Weltsicht schleichend ändert. Es ist schon faszinierend genug, Caesar als authentisch portraitiertes Tier zu sehen. Doch sein Schicksal als weltveränderndes Wesen fesselt und ist mit Gänsehaut-schaffenden Wow-Momenten gespickt. Interessant zu wissen ist dabei, dass Andy Serkis nicht bloß Model seines Affen war: er spielte jede der schwierigen Affenszenen selbst, wobei seine Mimiken und Gestiken akkurat auf den digitalen Schimpansen übertragen wurden. Dass die Affen trotz bestmöglicher Technik nie unverwechselbar echt aussehen, spielt letztendlich keine große Rolle, da man Caesar, wie auch die vielen anderen Affen umgehend als atmende, greifbare Filmfiguren akzeptiert. Dass sie nichtmenschlich sind und sich langsam ins Menschsein hinein finden, erstaunt, berührt - und ist manches Mal unheimlich.
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