Des Königs kleiner Rat
Gemäß Tywin Lennister hört ein guter König auf seine Berater. Und so schafft sich selbst der Dreiäugige Rabe einige Ratsmitglieder an, die sich über die gesamte Laufzeit von Game of Thrones als die vielleicht kompetentesten herausgestellt haben: Tyrion Lennister als Hand des Königs, Samwell Tarly als Großmaester der Zitadelle, Ser Davos Seewert als Meister der Schiffe, Brienne von Tarth als Lord Kommandant der Königsgarde und Ser Bronn vom Schwarzwasser als … Meister der Münze?
Zugegeben: Bronn ist ein Fan-Liebling, der jedoch gerade erst in Staffel 8 gezeigt hat, wie wenig er sich als Charakter seit seinem Debüt in der ersten Season bewiesen hat. Es wirkt nicht besonders glaubwürdig, dass andere Lords dulden, wenn ein einfacher Söldner die Herrschaft über ein reiches wie großes Land wie Rosengarten zugesprochen bekommt. Da Bronn in den Romanen kaum eine Rolle spielt, scheinen es mir David Benioff und D.B. Weiss hier mit dem Fan-Service angeht dezent übertrieben zu haben.
Tyrion Lennister findet im Lied von Eis und Feuer sogar noch weniger Erwähnung - allerdings nicht in der Version, die Fans der Romane von George R.R. Martin kennen, sondern in der, die im Game-of-Thrones-Universum verfasst wird. Fans spekulierten bereits seit geraumer Zeit, dass Samwell Tarly für die Niederschrift der Geschichte verantwortlich sein könnte.
Jetzt hat er zumindest maßgeblich zum Titel des Buchs von Erzmaester Ebrose beigetragen. Hier haben es sich die Showrunner nicht nehmen lassen, einen kleinen Meta-Moment einzubauen: Obwohl Tyrion Lennister George R.R. Martins persönlicher Lieblingscharakter ist, findet er in Ebroses Buch keine Erwähnung.
Dafür wird die Geschichte von Jaime Lennister in der Chronik der Königsgarde von Brienne beendet. Besonders für die Leser der Romane ein wichtiger Moment, da sich Jaime darin darüber beschwerte, dass seine Seite in dem Wälzer der Helden- und Missetaten viel zu leer geblieben sei. Brienne hegt jedoch keinen Groll gegenüber ihrem verstorbenen Liebhaber, sondern beendet seine Geschichte mit einem ehrenvollen: »Er starb, als er seine Königin beschützte.«
Was kommt nach dem Spiel um den Eisernen Thron?
Die Geschichte von Arya Stark und Grauer Wurm wurde in der letzten Game-of-Thrones-Staffel wiederum nicht beendet: Beide stechen in See, mit unterschiedlichen Zielen am Horizont. Arya segelt gen Westen - genau genommen in den Westen von Westeros. Was sie dort erwartet, kann niemand sagen, hätte aber zweifelsohne das Potential für eine weitere Spin-off-Serie. Dass Arya nie als Lady auf einer Burg enden würde, sahen viele Fans bereits kommen und hofften es zumindest.
Mit ihrer Expedition westlich von Westeros geht diese Hoffnung in Erfüllung, die bereits in Staffel 6 angeteasert wurde: Im Gespräch mit der Schauspielerin Lady Crane verriet Arya, dass sie gerne sehen würde, was in diesem Bereich der Welt von Das Lied von Eis und Feuer liegt. Vielleicht bekommt sie dort ja mehr zu tun als in den beiden finalen Folgen der TV-Serie: Ja, Arya tötete den Nachtkönig und beendete damit die Lange Nacht. Seitdem stolperte sie nur von Szene zu Szene und die verheißungsvolle Szene mit dem weißen Ross inmitten des zerstörten Königsmund führte zu nichts.
Grauer Wurm ist wiederum zur Insel Naath aufgebrochen – der Heimat von Missandei, die er mit ihr eigentlich besuchen wollte, sobald der Krieg vorüber ist. Dazu konnte es jedoch (dank Cersei) nie kommen. Werden die Unbefleckten damit zu den Beschützern der friedfertigen und pazifistischen Naathi? Klingt eigentlich nach dem perfekten Plan, jedoch gibt es (zumindest laut den Büchern) einen guten Grund, warum das Naath nie erobert oder lange besetzt wird.
Nur die Naathi sind gegen das örtliche »Schmetterlings-Fieber« immun, das bei dem Betroffenen dafür sorgt, dass ihm bzw. ihr das Fleisch von den Knochen »schmilzt«. Ob Missandei das Grauer Wurm zum gegebenen Zeitpunkt noch verraten wollte? Aber na gut: Weil diese Krankheit in der TV-Serie nie erwähnt wurde, ist es auch gut möglich, dass sie nur in den Romanen existiert. Trotzdem ein witziges, aber vor allem irritierendes Detail, wenn man etwas zu viel über das potentielle Schicksal von Grauer Wurm nachdenkt.
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