Im Himmel herrscht Chaos: Der Erzengel Gabriel läuft nackt durch die Straßen Londons und kann sich nicht mal an seinen Namen erinnern. Auf so eine Gelegenheit haben die grässlichen Truppen aus der Hölle natürlich seit der verpatzten Apokalypse gewartet – jetzt kann nur noch das charmanteste Power-Duo des Fantasy-Genres helfen!
Good Omens hat 2019 ziemlich hohe Wellen unter Fantasy-Fans geschlagen. Kein Wunder, hinter der Serie stecken immerhin zwei der beliebtesten Autoren unserer Zeit: Neil Gaiman (Sandman, American Gods) und Terry Pratchett (Scheibenwelt). Die Hauptrollen werden außerdem von zwei großartigen Schauspielern zum Leben erweckt – David Tennant (Doctor Who) spielt den bissigen Dämonen Crowley, Michael Sheen (Underworld, Twilight) verkörpert den gutherzigen Engel Aziraphale.
Die beiden sollten naturgemäß erbitterte Feinde sein – eigentlich. Stattdessen pflegen sie seit Anbeginn der Zeit eine tiefe Freundschaft, die sie vor Himmel und Hölle geheim halten müssen. In der ersten Staffel von Good Omens mussten sie gemeinsam den Untergang der Welt verhindern, in Staffel 2 bekommen sie es - natürlich - mit einem neuen Problem zu tun. Ewige Ruhe wäre ja auch zu schön gewesen.
Season 2 startet am 28. Juli 2023 bei Amazon Prime und macht in meinen Augen einiges noch besser als die eh schon fantastische erste Staffel. In meiner spoilerfreien Serienkritik erzähle ich euch, warum – und auch die eine Sache, die in meinen Augen nicht ganz so gut funktioniert.
Good Omens 2 ist ein Wunschkonzert für Fans
Good Omens gelingt in Season 2 etwas, das nicht viele Serien schaffen: Sie ist ganz anders als die erste Season, versprüht aber trotzdem den gleichen Charme. Zum Großteil ist das der Verdienst von Crowley und Aziraphale, die diesmal noch mehr im Mittelpunkt stehen und ganz klar Herz und Seele der Serie sind. Wir erfahren noch mehr über ihre gemeinsame Vergangenheit, zum Beispiel wie sie zum ersten Mal gemeinsam die himmlischen Heerscharen ausgetrickst haben, um ein paar Kinder vor der »gerechten« Strafe Gottes zu retten.
Wer nach Staffel 1 unbedingt mehr über ihre turbulente, aber doch immer liebevolle Beziehung zueinander erfahren wollte, wird in Staffel 2 bestens bedient. Es gibt in den sechs neuen Episoden unzählige lustige, berührende und überraschende Szenen zwischen ihnen – offenbar haben die Serienmacher ganz genau in die Fan-Foren geblickt und sich ein paar Notizen gemacht!
Klingt nach Altbekanntem, was ist diesmal also anders? In Staffel 2 treibt keine drohende Apokalypse zur Eile, der Plot schreitet viel gemächlicher voran und ist auch gar nicht der wahre Fokus. Klar, es gibt das Rätsel um Gabriels Gedächtnisverlust und die dadurch entstehenden Wogen des Chaos. Aber die Charaktere selbst stehen viel mehr im Zentrum als die Handlung. Man merkt, dass die eigentliche Geschichte, die sich Gaiman und Pratchett ausgedacht hatten, erst in einer eventuellen Staffel 3 erzählt werden würde.
Neben dem Engel-Dämon-Duo geht es vor allem um neue Nebencharaktere wie den hoffnungslos naiven Engel Muriel, die zum ersten Mal auf die Erde geschickt wird. Es hat mir jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, wie sie staunend durch die Gegend tapst und vor Freude strahlt, wenn sie das Gefühl hat, etwas richtig zu machen. Ich bin sicher, sie wird ein neuer Fan-Favorit.
Ein weiteres Highlight ist Shax, eine rücksichtslos ehrgeizige Dämonin, hervorragend gespielt von Miranda Richardson – die in der ersten Season auch schon als Madame Tracy dabei war. Ihr wisst schon, das schrullige und liebenswürdige Medium. Mir hat sie als böse Dame noch besser gefallen!
Für wen ist Good Omens 2 geeignet?
Ihr liebt Fantasy, die sich selbst nicht zu ernst nimmt? Verrückte, aber liebenswerte Charaktere à la Scheibenwelt sind genau euer Ding? Ihr seid das Zielpublikum von Good Omens. Season 2 eignet sich wegen ihres langsameren Tempos hervorragend dazu, gemütlich jeden Abend eine Folge zu gucken statt alles auf einmal durchzubingen (bleibt natürlich euch überlassen).
Staffel 1 solltet ihr euch allerdings unbedingt vorher anschauen. Erstens, weil sie gut ist, und zweitens, weil es zwar einen neuen Plot gibt, ihr aber viele Anspielungen und direkte Rückblenden nicht voll verstehen würdet. Warum ist es so eine große Sache, dass Gabriel aus dem Himmel verschwunden ist? Was ist 1941 in einer kleinen Londoner Kirche passiert? Wenn ihr das beantworten könnt, seid ihr perfekt für Season 2 vorbereitet.
Fans der einzigartigen Dynamik zwischen Crowley und Aziraphale werden am meisten Spaß mit der neuen Staffel haben. Falls ihr allerdings auf eine neue, total spannende Geschichte hofft, schraubt eure Erwartungen lieber etwas zurück – damit komme ich zur größten Schwäche, die ich Good Omens 2 ankreide.
Was mir an Good Omens 2 gut und nicht so gut gefallen hat
Fangen wir mit den Kritikpunkten an, um auf einer positiven Note zu enden.
- Good Omens 2 hat einen schwächeren Plot als Staffel 1, der sich auch noch zu viel Zeit lässt. Das Rätsel um Gabriel wird im Schneckentempo enthüllt und zwischendurch vergisst man vor lauter Rückblenden fast, worum es eigentlich geht. Ich war ab und zu leicht genervt, wie lange es keine interessanten Antworten, sondern nur neue Fragen gibt.
- Ich fand sehr schade, dass liebgewonnene Nebenfiguren aus der ersten Staffel keine Rolle spielten. Zumindest über ein kurzes Wiedersehen hätte ich mich wirklich gefreut.
Insgesamt überwiegen aber meine positiven Eindrücke zu Good Omens 2 deutlich:
- Die Charaktere sind durchwegs fantastisch, von den beiden großartigen Hauptrollen bis hin zur letzten Nebenfigur. Neil Gaiman hat einfach ein unvergleichliches Händchen für coole oder abgedrehte Personen aus Himmel, Hölle und Erde.
- Die Dynamik von Crowley und Aziraphale ist so faszinierend, dass es mich über den etwas schleppenden Plot direkt wieder hinwegtröstet hat.
- Noch stimmungsvollere Sets, noch ekligere Dämonenmasken und steife Engelsoutfits als in Season 1 – Good Omens 2 sieht höllisch und himmlisch gut aus.
- Die vielen Rückblenden sind so cool gemacht, dass ich mir eine ganze Spin-Off-Staffel nur mit solchen historischen Abenteuern von Crowley und Aziraphale wünschen würde. Die beiden hatten doch bestimmt auch beim Bau der Pyramiden ihre Finger im Spiel!
- Wirklich ausgefallene Fantasy: Mir hängt die generische Mitteleuropäisches-Mittelalter-mit-Magie-Fantasy zur Zeit zum Hals raus. Umso cooler finde ich den speziellen Mix aus historischen Episoden, Moderne und Phantastik, den mir so nur Good Omens bietet.
Sind hier noch mehr Fans von Good Omens anwesend? Wie hat euch die erste Staffel gefallen - und werdet ihr Staffel 2 direkt weggucken? Und noch viel wichtiger: Wen findet ihr in diesem Universum schlimmer, Himmel oder Hölle? Ich kann mich nie so ganz entscheiden, aber irgendwie gruselt mich die klinisch sterile Welt der Engel mehr als die schleimigen Höllentiefen.
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