Eine Reise durch Raum und Zeit
Was es mit dem Wesen und den ausdrucksstarken Symbolen der Spielwelt, die sich fremd und doch vertraut anfühlen, auf sich hat, liegt im Interpretationsspielraum des Betrachters. Gorogoa erzählt seine Geschichte gänzlich ohne Worte und beantwortet viele Fragen nicht im Detail. Dennoch lässt uns das Spiel nicht komplett ratlos zurück. Die Rahmenhandlung mit der Suche des Jungen nach fünf mystischen Früchten bildet eine klare Orientierung und findet einen befriedigenden Abschluss. Das ist auch nötig, denn auf unserer Reise wechseln wir in Sekundenbruchteilen nicht nur Orte, sondern springen dabei mitunter auch durch Zeitepochen. In einem Moment sind wir als junger Erwachsener in einer sonnigen Wüste unterwegs, während parallel dazu eine ältere, graubärtige Version des Helden verwundet in einem düsteren Kriegsgebiet sitzt.
Diese Mischung wirkt auf den ersten Blick unsortiert, doch im Entdecken der verborgenen Verbindungen liegt der Reiz des Spiels. Wenn sich eine stilisierte Sonne in Verbindung mit der Detailansicht eines Buchrückens zu einem Zahnrad-Rätsel zusammenfügt, oder der funkelnde Polarstern am Nachthimmel durch Bildüberlagerungen plötzlich zum Licht einer Öllampe wird, dann möchte man vor Begeisterung über diese kreativen Einfälle dem Künstler Beifall klatschen.
Es sind diese kleinen, ungemein befriedigenden Momente, wenn es »klick« macht und eine gelöstes Rätsel die nächste Animationsphase auslöst, die das Bild zum Leben erweckt. Gorogoa gelingt es über den Verlauf seiner Erzählung von Anfang an zu fesseln und danach nie langweilig zu werden. Kein Rätsel fühlt sich wie redundantes Füllmaterial an, die präsentierten Mechaniken werden nicht überstrapaziert. Die Reise beginnt behutsam, wird dann verspielter sowie komplexer und endet wie eine klassische Musikkomposition in einem großen Finale, in der sich das Spiel zitiert, Themen und Motive erneut aufgreift, und in einem majestätischen Abschluss zusammenführt. Großartig!
Fünf Jahre für zwei Stunden
Über fünf Jahre hat sich der Künstler Jason Roberts nach eigenen Aussagen Zeit genommen, um dieses einzigartige Puzzle-Adventure komplett von Hand zu zeichnen. Das Erlebnis ist verhältnismäßig kurz und in unter zwei Stunden abgeschlossen, aber man erlebt in dieser Zeit ein in sich absolut stimmiges Gesamtkunstwerk, dass sich niemand mit Spaß an Rätsel- und Knobelspielen - und toll gezeichneten Bildern - entgehen lassen sollte. Natürlich leidet durch die Linearität die Wiederspielbarkeit.
Die Faszination der Überraschung und das Entdecken der Mechaniken funktionieren nur beim ersten Mal. Dennoch gibt es auch bei einem weiteren Durchgang optisch und inhaltlich noch einige Details und Feinheiten zu entdecken. Spaß macht es auch, Freunde kommentarlos vor das Spiel zu setzen und zu beobachten, wie auch sie von der Magie der Welt erfasst werden.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.