Grimgrad: So ein Aufbauspiel habe ich seit 22 Jahren nicht mehr gespielt

Was passiert, wenn man traditionsreiche Städtebau-Tugenden mit modernen Survival-Mechaniken mixt? Das Aufbauspiel Grimgrad wagt das Experiment. Wir verraten euch, warum das richtig gut werden kann.

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Es ist ein wunderschöner Sonntag im Jahr 2000, als ich das erste Mal das einzigartige Aufbauspiel Pharao auf dem Eichenholzschreibtisch meines Vaters entdecke. Es ist ein Montag im August 2022, als ich mich entschließe, 22 Jahre später meine Liebe zu Pharao in einer Kolumne niederzuschreiben - denn bis heute konnte kein anderes Aufbauspiel das Pyramiden-förmige Loch in meinem Herzen stopfen.

Es ist ... na ja, genau heute, als ich auf Steam Grimgrad entdecke. Zunächst mal erinnert mich das slawische Mittelalter-Setting mit Unbehagen an den Mythos Slavic Builder von PlayWay - dem großen Publisher, der Aufbauspiel-Träume wie ein großes schwarzes Loch verschluckt. Aber nein, Grimgrad hat nichts mit dem Publishing-Giganten zu tun. Und die Demo zeigt ein völlig anderes Gesicht: Sie weckt nämlich überraschende Erinnerungen an Pharao.

Deshalb lasst mich euch erzählen, warum das schicke Survival-Aufbauspiel im Mittelalter auf meiner Wunschliste gelandet ist - aber auch noch Fragen offen lässt.

Worum geht es in Grimgrad?

Grimgrad stützt sich zunächst mal auf ein ziemlich klassisches Grundgerüst: Siedlungsbau, Bevölkerungsschichten mit verschiedenen Bedürfnissen, Ressourcen-Management. Hinzu kommen moderne Features wie Survival-Elemente, Wetterbedingungen und zufällige Ereignisse, die mein Einschreiten erfordern. Das Ganze spielt dann im slawischen Mittelalter, inklusive Mythologie und übernatürlicher Phänomene.

Grimgrad: Trailer zeigt das Aufbauspiel im slawischen Mittelalter Video starten 1:08 Grimgrad: Trailer zeigt das Aufbauspiel im slawischen Mittelalter

Aber das erste Mal Herzklopfen bekomme ich, als ich im Baumenü meinen ersten Brunnen platzieren will. Der muss nämlich logischerweise im Einflussbereich des Sees liegen, um auch effektiv Grundwasser schöpfen zu können. Am Brunnen wiederum werden dann Wasserträger angestellt, die eine Versorgung für umliegende Häuser garantieren. Kein Wasser, keine Bewohner. Das löst in einigen von euch vielleicht ein gelangweiltes Schulterzucken aus, mich erinnert das aber direkt an Pharao! Und das soll nicht das letzte Mal sein.

Grimgrad leiht sich nämlich auch ein anderes Feature aus den Spielen von Impressions Games: die Götter! Die müssen ähnlich wie in Caesar, Zeus und Pharao mit dem Bau von Tempeln zufriedengestellt werden, weil sie gewaltige Macht über meine Stadt haben - im Guten wie im Schlechten. Sie können Segen oder Fluch über meine Bewohner bringen und sind somit ein wichtiger Faktor, den ich nicht vernachlässigen darf.

Die Götter werden durch extrem schicke Standbilder und Dialogboxen dargestellt. Die Götter werden durch extrem schicke Standbilder und Dialogboxen dargestellt.

Für wen ist Grimgrad spannend?

Das Management von Grimgrad ist weit mehr als nur die Verteilung von Wasser, Nahrung und frommen Gedanken. Auch Hygiene und Gesundheit spielen eine wichtige Rolle. Die werden zum Beispiel durch Barbiere und Leichenbeseitigungsanlagen verbessert. Wie bitte? Ja, richtig gehört. Das Sterben meiner Bewohner wird hier nicht totgeschwiegen (Wortspiel beabsichtigt), sondern durch den Transport von Leichen durch die Stadt visualisiert.

Und auch das weckt direkt wohlige Erinnerungen an Pharao - denn jede Aktion wird hier durch einen eigenen Bewohner dargestellt: Wasserträger, Feuerwehrleute, Leichentransporter. Werden Bewohner krank, ziehen sie wie Zombies durch die Straßen und verteilen die gefährlichen Viren an jeder Straßenecke, die sie kreuzen.

Die wiederum dürften ziemlich eckig für einige Geschmäcker sein. Grimgrad ist nämlich ein rasterbasiertes Aufbauspiel und das spaltet ja gern mal die Gemüter. Organische Straßen und Wege wie in Foundation würden zweifellos besser zu einem rustikalen Setting wie dem slawischen Mittelalter im Wald passen. Aber natürlich hat ein solches Raster auch spielerische Vorteile - wie klarere Einflussbereiche, die in Grimgrad eine wichtige Rolle spielen.

Grimgrad brüstet sich übrigens auf Steam damit, dass es besonders einsteigerfreundlich für Genre-Anfänger sein möchte - auch durch seine storylastige Kampagne, die als Tutorial dient. Aber natürlich wird es auch einen freien Modus zum Entfalten geben.

Neben zahlreichen Ressourcen gibt es auch eine beeindruckende Anzahl von Gebäude-Typen. Neben zahlreichen Ressourcen gibt es auch eine beeindruckende Anzahl von Gebäude-Typen.

Was gefällt uns bisher? Was bleibt offen?

Was gefällt uns bisher?

  • Stimmungsvolles Setting: Das slawische Mittelalter wurde bisher in kaum einem Aufbauspiel erkundet. Mit Gord und dem Mythos Slavic Builder stehen zwar zwei weitere Städtebausims in den Startlöchern, aber Grimgrad kann sich daneben mehr als sehen lassen, denn es scheint die Atmosphäre stimmungsvoll einzufangen.
  • Schicke Optik: Die rustikalen Häuser, die Beleuchtung und die wunderschönen Standbilder der Gottheiten geben bisher ein sehr stimmiges Bild ab.
  • Mix aus alten und neuen Features: Die Kombination aus modernem Aufbau-Survival und alten Tugenden aus den Spielen von Impressions Games könnte Grimgrad einzigartig im Genre machen.

Was bleibt offen?

  • Kleinere Fehler: In der letzten Demo gab es bisher noch einige Fehler wie fehlende Animationen und Balancing-Schwierigkeiten. Zum Beispiel mangelte es neu gebauten Häusern zu Beginn auf der Stelle an Wasser, auch wenn sie direkt neben einem Brunnen gebaut wurden. Denn dafür muss ja erst mal ein Wasserträger einziehen - was er nicht tut, wenn es an Wasser mangelt. Solche Fehler werden laut den Entwicklern aber fleißig ausgebessert.
  • Die Kampagne: Nicht jeder ist zwar Fan von Aufbau-Kampagnen, aber dennoch sollte die Story gut erzählt sein und die wichtigsten Mechaniken des Spiels spannend und verständlich transportieren, um einen wirklich ins Spiel zu ziehen.
  • Umsetzbarkeit: Kann dieses Spiel wirklich die angestrebte Qualität erreichen? Grimgrad wird entwickelt von den Machern des Survival-MMOs Wild Terra 2, das Ultima Online beerben sollte, allerdings nur gemischte Rezensionen aufgrund von Startschwierigkeiten erhielt. Mit dem Singleplayer-Spiel Grimgrad backen die Entwickler nun kleinere und hoffentlich besser umsetzbarere Brötchen.

Mehr erfahren wir im Laufe des Jahres 2022. Dann soll Grimgrad auf Steam erscheinen und womöglich gibt es vorher auch noch mal eine kostenlose Demo zum Ausprobieren - davon hat das Aufbauspiel nämlich bereits mehrere veröffentlicht.

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