Seite 2: Interview mit Matthias Dittmayer

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Nach dem Amoklauf von Erfurt haben einige Politiker - Günther Beckstein und Uwe Schünemann – beharrlich auf ein Verbot von sog. “Killerspielen” gepocht. In Interviews zeigte sich allerdings, dass diese offensichtlich keine korrekte Vorstellung von Computerspielen und deren Inhalt haben. Was meinst du: Alles nur Populismus und Aktionismus?

Matthias: »Ich selbst sehe die Inhalte von manchen Spielen auch sehr kritisch und halte andere für schlicht geschmacklos. Ebenfalls gehören solche Spiele nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen. Die Praxis zeigt aber, dass diese viel zu leicht an solche Spiele gelangen. Es besteht also Handlungsbedarf, aber ein generelles Verbot von jugendgefährdenden Spielen für Erwachsene würde ich als unverhältnismäßig ablehnen. Ich sehe dort vielmehr die Eltern in der Verantwortung, die ihren Erziehungspflichten nachkommen sollten.«

Auch in anderen Ländern werden brutale oder gewalthaltige Computerspiele gespielt. Allen voran den USA, Japan und auch Kanada. Diese scheinen allerdings kein ernstzunehmendes Problem mit den Spielen zu haben. Was ist dort anders?

Matthias: »Das zu beurteilen geht wohl über meine Qualifikation hinaus. Ich würde einen leichtfertigeren Umgang mit Gewalt in den Medien aber nicht unbedingt als positiv ansehen. International scheint das deutsche System sogar als Vorbild zu dienen. So werden z.B. sowohl in Kalifornien als auch in Florida Anstrengungen unternommen den Jugendschutz zu verschärfen. Selbst Österreich will das Jugendschutzgesetz dahingehend ändern, dass es den Schutz von Kindern und Jugendlichen besser gewährleistet.«

Die großen Spiele-Publisher sprachen sich freilich gegen ein Verbot von Computerspielen in Deutschland und Anderswo aus und versuchten die angeblichen Risiken zu relativieren. Geschah dies nur aus Angst um wirtschaftlichen Schaden oder ist das tatsächlicher Einsatz für die Käufer/Konsumenten?

Matthias: »Zunächst sollte man darauf hinweisen, dass bereits jetzt durch den§ 131 StGB gewaltverherrlichende Videospiele verboten sind. Es geht lediglich um eine mögliche Ausweitung des Verbotes. Speziell beim Publisher EA sehe ich keine Verharmlosung der Gefahren, dort arbeitet man sogar aktiv an der Aufklärung. Martin Lorber forderte in einem Chat der BPB lediglich, dass bei der Bewertung von reinen Erwachsenenspielen doch mit dem gleichen Maß wie bei Gewalt in Büchern oder Filmen gemessen werden solle.

Eine Eigennützigkeit des Engagements wird sich wohl nicht von der Hand weisen lassen, auch wenn man bei einem Verbot von solchen Spielen (machen etwa 5-7 % aus), wohl keine Existenzängste haben muss.«

Welches sind eigentlich deine derzeitigen Lieblingsspiele? Dein Einsatz kommt schließlich nicht von ungefähr, oder?

Matthias: »Ich selbst spiele vorrangig Online-Shooter, da die KI in vielen Spielen oft keine wirkliche Herausforderung ist. Menschliche Mit- und Gegenspieler bringen einfach viel mehr taktische Tiefe in das Spiel. So spiele ich regelmäßig Wolfenstein: Enemy Territory. Im Moment verbringe ich meine Zeit aber mit dem Strategiespiel Medieval II.«

Noch eine letzte Frage: Wenn es tatsächlich irgendwann zu einem Verbot von “gewalthaltigen Computerspielen” – sog. Killerspielen – kommen würde, was würdest du tun?

Matthias: »Dazu müsste ich erst einmal wissen, welche Reichweite das Verbot haben würde. Bei dem aktuell diskutierten Vorstoß von Bayern würde sich für mich wohl nichts ändern, da die von mir genutzten Spiele wahrscheinlich nicht unter das Verbot fallen würden. Allgemein gehe ich davon aus, dass durch diese Initiative höchstens eine Hand voll Spiele mehr verboten werden würden. Man scheint das Verbot auch eher als Signal anzusehen, dass Eltern für die Gefahren von Videospielen sensibilisieren soll.«

Vielen Dank für das Interview.

(Michael Förtsch, Zufallsfaktor)

Killerspiele in ARD, ZDF und WDR: YouTube-Video
Stellungnahme der Frontal21-Redaktion (PDF)
Special: Dittmayer vs. Frontal21

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