Seite 2: Filmkritik zu Joker: Dieser Comic-Film verdient einen Oscar

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Was ist ein Joker ohne seinen Batman?

Wie schon in Tim Burtons Batman von 1989 oder Alan Moores The Killing Joke von 1988 wird in Joker die Origin Story des diabolischen Clowns erzählt. Allerdings verzichtet Todd Philips wie bereits erwähnt auf ein Element, das für viele DC-Fans eigentlich unverzichtbar ist: Batman. Tatsächlich spielt der Film zu einer Zeit, als Bruce Wayne noch ein kleiner Junge ist und seine Eltern Thomas (Brett Cullen) und Martha (Carrie Louise Putrello) noch am Leben sind.

Doch fehlt Batman in Joker? Nein, ganz im Gegenteil: Der Film mit Joaquin Phoenix könnte locker auf sämtliche Verbindungen zum DC-Universum verzichten. Dass Joker in Gotham City spielt, stellt für Fans allerdings gerade die Sahne auf dem Bat-Törtchen dar.

Statt Held und Bösewicht gegenüber zu stellen, tauchen wir tief in die Psyche von Arthur Fleck ein, lernen ihn besser kennen, als uns vielleicht lieb ist und werden unmittelbar Zeuge von der Geburt eines Super-Schurken, die selten zuvor so schonungslos inszeniert wurde.

Vor dem Kinobesuch von Joker könnte man infrage stellen, ob dieser Charakter eine solch detaillierte Vorgeschichte überhaupt nötig hat. Danach kommt man kaum drumherum, sich Joker ein zweites oder gar drittes Mal anzusehen. Man würde den Joker gerne verstehen, schafft es aber innerhalb von den 122 Minuten nicht: So wie bei The Dark Knight, als wir nicht wussten, welche der drei Erklärungen, woher der Joker seine Narben hat, letztendlich die richtige ist.

Joaquin Phoenix' Joker wird Robert Pattinsons Batman nie begegnen

Joker spielt im Gotham City der 80er Jahre, zu diesem Zeitpunkt ist Bruce Wayne (Dante Pereira-Olsin) noch ein Kind. Joker spielt im Gotham City der 80er Jahre, zu diesem Zeitpunkt ist Bruce Wayne (Dante Pereira-Olsin) noch ein Kind.

Ist Joker »ein gefährlicher Film«?

Die Aufregung um Joker war groß. In zahlreichen Filmkritiken und Kolumnen ist die Rede von Glorifizierung von Gewalt, während amerikanische Behörden zur Vorsicht vor potentiellen Amokläufern mahnten und die Erinnerungen an das Aurora-Attentat wieder wachgerufen wurden, bei dem ein US-Amerikaner bei der Premiere von The Dark Knight Rises in einem Kinosaal um sich schoss und zwölf Menschen tötete.

Im Endeffekt lässt sich die Kontroverse auf eine zentrale Frage herunterbrechen: Inwiefern darf man mit einem psychopathischen Killer sympathisieren, dessen Gewalttaten cineastisch und bildgewaltig in Szene gesetzt werden?

Diese Frage haben schon vor 40 Jahren Martin Scorseses Taxi Driver oder King of Comedy aufgeworfen, zwei Filme an denen sich Todd Philips mit Joker an mehr als nur einer Stelle offensichtlich orientiert. Und wie schon deren Hauptdarsteller Travis Bickle und Rupert Rupkin ist Arthur Fleck kein Charakter, an dem man sich ein Beispiel nehmen möchte.

Er ist eine tragische Figur, deren Abwärtsspirale nachvollziehbar inszeniert wird, aber die noch immer für ihre eigenen Verbrechen verantwortlich ist. Fleck ist weniger ein Opfer seiner Gesellschaft, als mehr ein psychisch kranker Mann, der auf intensive Betreuung angewiesen ist, diese aber nicht bekommt. So erschafft das System sein eigenes Monster und lässt dieses auf sich selbst los.

Regisseur Todd Philips äußert sich zur Kontroverse um seinen Joker-Film

Der Joker (Joaquin Phoenix) ist alles andere als ein Held. Der Joker (Joaquin Phoenix) ist alles andere als ein Held.

Klar ist aber, dass die Handlungen von Arthur Fleck in Joker nie geschönt oder verklärt werden - sondern ganz im Gegenteil. Die Ausmaße und Brutalität werden äußerst unangenehm in den Fokus der Kamera gerückt. So empfindet man für Arthur in einigen Szene Mitleid, aber sobald er sich in den Joker verwandelt, wird man von dessen Grausamkeit und Kaltblütigkeit abgestoßen und angewidert.

Dennoch ist Joker ein hervorragender Film, gerade wegen der Oscar-würdigen Performance von Joaquin Phoenix. Und trotz dieses Urteils heißen wir seine Taten im Film keineswegs gut, oder sehen ihn gar als »Helden« an. Der Joker ist kein Held und die Faszination für den fiktiven Charakter währt nur solange, bis seine Bösartigkeit und Grausamkeit jegliche Sympathie für ihn im Keim erstickt.

Finaler Trailer zum DC-Film Joker mit Joaquin Phoenix Video starten 2:24 Finaler Trailer zum DC-Film Joker mit Joaquin Phoenix

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