Kenobi: So fantastisch muss eine Star-Wars-Serie anfangen!

Das Spin-Off um Obi-Wan startet bei Disney Plus mit einer Doppelfolge. Warum die uns große Hoffnung für den Rest der Serie macht, verraten wir euch in unserer spoilerfreien Kritik.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Das schafft bei mir nur Star Wars: Jedes Mal, wenn ein neues Projekt angekündigt wird, gehen in meinem Kopf die Alarmsirenen an. Klar freue ich mich riesig, aber ich wurde inzwischen so oft bitter enttäuscht, die Sequels haben Narben auf meiner Fan-Seele hinterlassen. Als die Serie Kenobi enthüllt wurde, war meine erste Reaktion: »Bitte lasst ihn doch einfach in Ruhe«. 

Obi-Wan ist nämlich mein absoluter Lieblingscharakter in der gesamten weit, weit entfernten Galaxis. Die Prequels mit ihm haben meine Kindheit entscheidend geprägt. Am allerersten Schultag war ich aufgeregt wie ein Jawa im Schrottladen, aber nicht etwa wegen der Einschulung. Nein, an dem Tag ging ich mit meiner Mutter ins Kino, Star Wars: The Phantom Menace gucken. Eine Entscheidung, die sie wahrscheinlich sehr bereut hat, denn im Anschluss brauchte ich alles, was mit Star Wars zu tun hatte: einen Jar-Jar-Binks-Rucksack (lasst mich in Ruhe, ich war sechs Jahre alt), jedes Spielzeug im Happy Meal und natürlich Actionfiguren von meinem angebeteten Obi-Wan.

Was viele Star-Wars-Fans für Luke empfinden, fühle ich für Meister Kenobi. Er war meine Inspiration, mein Vorbild, der coole Krieger, der sich nie aus der Ruhe bringen lässt, immer einen bissigen Kommentar parat hat und trotzdem dem Ordenskodex treu bleibt. Mit dem Reveal der Serie kroch eine dunkle Furcht in meinen Kopf, breitete ihre eisigen Fühlerchen aus und flüsterte: »Sie werden ihn dekonstruieren, veralbern, abschaffen, so wie Luke in den Sequels«.

Stephanie Schlottag
Stephanie Schlottag

Steffi liebt Star Wars und findet die Prequels immer noch klasse, auch wenn sie inzwischen eher als Meme-Generator benutzt werden. Nach den Sequels war sie erstmal schwer ernüchtert, doch The Mandalorian entfachte ihre Leidenschaft neu. Auf Kenobi hofft und bangt sie schon sehr lange.

Falls ihr euch auch davor fürchtet, kann ich euch gleich mal beruhigen: In Kenobi ist Obi-Wan zwar einsamer, älter und bitterer, aber er ist kein milchschlürfender Eremit, der die Galaxis aufgegeben hat. Er ist immer noch der einmalige Obi-Wan. Und wenn das Niveau der ersten beiden Folgen im Rest der Serie so hoch bleibt, dann muss sich The Mandalorian ganz warm anziehen. 

Spoilerfrei: Worum geht’s in Kenobi überhaupt?

Wenn ihr die Trailer gesehen habt, wisst ihr ja schon einige Eckpunkte. Kenobi spielt während Obi-Wans Exil auf Tatooine zwischen Episode 3 und 4, wo er aus der Ferne ein wachsames Auge auf den jungen Luke hat, der auf Owens Feuchtfarm aufwächst.

Der Jedi-Orden ist nach der Order 66 vernichtet, aber einzelne Mitglieder streifen immer noch durch den Outer Rim. Auf diese versprengten Jedi-Ritter machen Inquisitoren des Imperiums auf Darth Vaders Befehl hin Jagd. Mit grausamen psychologischen Fallen locken sie die Jedi aus den Schatten, etwa indem sie Zivilisten bedrohen. Denn auch im Exil sind Jedi natürlich hilfsbereit und wollen unschuldige Leben schützen, selbst zum Preis ihrer eigenen Tarnung.

Eine äußerst ehrgeizige Inquisitorin, die Dritte Schwester, hat es ganz besonders auf Obi-Wan abgesehen, der seit zehn Jahren einsam vor sich hin existiert. Erst als sein Schützling in Gefahr gerät, muss er sich entscheiden, ob er lieber weiter in relativer Sicherheit verweilt oder sein Leben für das größere Wohl riskiert. 

Kenobi: Neuer Trailer zur Star Wars-Serie kündigt die Rückkehr von Darth Vader an Video starten 1:28 Kenobi: Neuer Trailer zur Star Wars-Serie kündigt die Rückkehr von Darth Vader an

Ja, die Serie hat sich auch einen guten Grund dafür ausgedacht, warum Obi-Wan zwischenzeitlich nicht auf Tatooine, sondern auf dem cyberpunkigen Stadtplaneten Daiyu unterwegs ist. Der Kniff liegt eigentlich so nahe, aber trotzdem bin ich vorher nicht drauf gekommen. Es wird wahrscheinlich nicht allen gefallen, aber ich freue mich riesig, dass wir offenbar einen bisher ziemlich vernachlässigten Teil der großen Star-Wars-Saga erleben. Wer es wirklich wissen will, liest den nächsten Absatz, darunter geht’s für alle weiter.

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Die junge Leia wird auf Alderaan von Schergen der Inquisition gefangen und nach Daiyu verschleppt. Ihr verzweifelter Vater, Bail Organa, wendet sich an seinen alten Freund Obi-Wan und fleht ihn an, das Kind zu suchen. Erst weigert sich der Jedi, doch Organa erinnert ihn daran, dass Leia für die Zukunft ja genauso wichtig ist wie Luke.

Natürlich wirft die Interaktion der beiden die Frage auf, warum Obi-Wan und Leia in der Originaltrilogie so gar kein Verhältnis zueinander haben und sie ihn sehr förmlich als alten Kameraden ihres Vaters anspricht. Aber ich persönlich kann über sowas hinwegsehen, wenn wir dafür mehr von Leias Vergangenheit erfahren.

Die Serie respektiert den Charakter Obi-Wan

Schon im Voraus verkündeten die Serienmacher um Regisseurin Deborah Chow, dass Kenobi eine vielschichtige Charakterstudie wird. Das war eine sehr gute Entscheidung in meinen Augen, vor allem, weil die Serie das mit viel Feingefühl angeht. Obi-Wan ist schwer traumatisiert vom Verlust des Ordens und natürlich von Anakins Tod. Er hat anfangs keinerlei Bedürfnis, das junge Imperium zu bekämpfen und wählt dafür deutliche Worte: »Der Kampf ist vorbei. Wir haben verloren. Die Zeit der Jedi ist vorüber«.

Klingt erstmal stark danach, als würde er sich bald auf eine Insel zurückziehen und alle Routen dorthin löschen. Aber das Ganze ist viel glaubhafter und komplexer, als es mir in The Last Jedi bei Luke vorkam. Man spürt, dass die Autoren Obi-Wan nicht als grummelige Karikatur seiner selbst zeichnen wollen, im Gegenteil, sie erforschen, wie sich eine Person durch schreckliche Erlebnisse verändert – und was sie sich im Kern bewahrt.

Obi-Wan hadert mit seiner Vergangenheit, vor allem mit Anakins Fall. Obi-Wan hadert mit seiner Vergangenheit, vor allem mit Anakins Fall.

Ich hatte auch große Sorge, dass die Serie Obi-Wans besonderen Humor begräbt, aber auch da gibt’s Entwarnung: Man spürt, dass er immer noch da ist, verborgen hinter dem ganzen Kummer und den Selbstzweifeln. Kenobi ist in den ersten beiden Folgen nicht in dem Sinne lustig, es geht vor allem dramatisch zu, ähnlich wie in Rogue One. Aber kleine Einschübe bringen ein bisschen Leichtigkeit rein, vor allem im Gespräch mit einer gewissen kleinen Gefährtin.

Und was ist mit dem ganzen Rest, höre ich euch fragen? Sind die Kämpfe besser als die schwachen Action-Szenen in Book of Boba Fett? Was ist mit den Effekten? Wir klären all das im Schnelldurchlauf.

Action, CGI und so weiter: Wie ist die Qualität der Serie?

Wie ist die Action? Super! Die Choreographien sind von der Qualität ganz nah an den Filmen, die wuchtigen Kampfszenen machen richtig Spaß. Vor allem, weil man Obi-Wan ganz klar anmerkt, dass er zwar aus der Übung ist, aber trotzdem viele Jahre Training in sich trägt. 

Wie sehen die CGI-Effekte aus? Um Welten besser als in den Prequels, aber der Vergleich ist allein aus Zeitgründen unfair. Kenobi sieht ausgezeichnet und modern aus, auch wenn natürlich nicht jedes einzelne Vieh im Hintergrund Hollywood-Qualität erreicht. Insgesamt merkt man der Serie das großzügige Budget an.

Sind die Film-Sets cool? Tatooine sieht wieder viel staubiger, ärmer und überfüllter aus als in Book of Boba Fett. Der von Hongkong inspirierte Planet Duiya verbreitet ebenfalls eine dichte Atmosphäre, ähnlich wie die unteren Bereiche von Coruscant, nur mit noch mehr Drogen.

Gibt’s viele Easter Eggs? Kenobi steckt voller versteckter (und eindeutiger) Hinweise auf die Saga. Ich will euch hier natürlich nichts vorwegnehmen, aber ihr habt viel zu entdecken. Bei der Serie sind eingefleischte Star-Wars-Fans am Werk.

Wir erfahren etwas mehr über bekannte Nebencharaktere wie Lukes Ziehvater Owen. Wir erfahren etwas mehr über bekannte Nebencharaktere wie Lukes Ziehvater Owen.

Was hat uns an Kenobi weniger gefallen? Was bleibt unklar?

Bisher finde ich die Inquisitoren als Gegenspieler blass, auch wenn sich die Serie Mühe gibt, zumindest der Dritten Schwester eine glaubhafte Motivation anzudichten. Ehrlich gesagt hat mich das noch nicht überzeugt, aber es sind ja auch erst zwei Folgen veröffentlicht. 

Es scheint so, als wäre die Serie bereit, kleinere Kontinuitätsbrüche in Kauf zu nehmen, um eine starke Geschichte erzählen zu können. Etwa in der Größenordnung von Leia, die in der Originaltrilogie erzählt, dass sie sich an das Gesicht ihrer Mutter erinnert. In den Prequels hat sie Padmé aber nie gesehen. Manche Fans stört sowas, mich bisher nicht. Spannend wird, ob (und wie stark) sie bei der etablierten Geschichte zwischen Obi-Wan und Vader abweichen.

Nach dem Ende von Folge 2 habe ich nur eine grobe Idee, wie die Serie weitergeht, und das ist klasse. Ich fiebere jetzt schon gewaltig auf die dritte Folge von Kenobi hin, die am Freitag, 3. Juni 2022 bei Disney Plus erscheint. Bis dahin schaue ich die ersten beiden Episoden bestimmt noch ein, zweimal an.

Wenn ihr Star Wars liebt, dann solltet ihr Kenobi unbedingt eine Chance geben. Ich bin nach diesem starken Start voller Hoffnung, dass der Rest auch richtig gut wird. Womöglich sogar noch besser als The Mandalorian.

Habt ihr die ersten Folgen von Kenobi schon geschaut? Erzählt uns gern in den Kommentaren, wie ihr sie fandet. Aber denkt bitte an Spoilerwarnungen für alle anderen!

1 von 2

nächste Seite


zu den Kommentaren (203)

Kommentare(172)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.