Wer braucht schon eine Karte?
Ebenso wie die Charakterklassen und Gegnertypen orientieren sich auch die Gebiete von Realms of Ancient War an Altbekanntem. Trutzige Burgen, Zwergenminen und verzauberte Wälder haben wir zwar schon oft in anderen Spielen bereist, aber immerhin wechseln sich die Umgebungen häufig genug ab, dass sich keine Monotonie einstellt. Unverständlich hingegen: Eine Karte fehlt. Zwar können wir uns in den meist linearen Levels ohnehin nur schwer verlaufen, an manchen Stellen haben wir die Orientierungshilfe dann aber doch vermisst.
Zum Beispiel, wenn wir mal wieder drei Schlüsselteile einsammeln müssen, um ins nächste Gebiet vorzudringen. Und das müssen wir häufig, denn über dieses Niveau kommen die Quests selten hinaus. Da gibt uns zum Beispiel ein Ent den Auftrag, in seinem Wald den Frieden wiederherzustellen – direkt nachdem wir seine Artgenossen reihenweise abgefackelt haben. Dazu müssen wir drei Monster erledigen, die erst jetzt in Gebieten erscheinen, die wir vorher bereits durchkämmt haben. Danach lässt uns der Baumhirte passieren, und wir fahren damit fort, die anderen Waldbewohner niederzumachen. Logikfreier kann eine Quest kaum sein.
Charakterlose Charakterentwicklung
Lohn für unsere Mühen sind Erfahrungspunkte und Gegenstände, mit denen wir unseren Helden verbessern. Das Erfahrungssystem ist allerdings recht befremdlich geraten: Wir können pro Gebiet in der Regel nur eine Stufe aufsteigen, danach werfen die Feinde und Quests in dieser Gegend kaum noch Punkte ab. Weil der Aufstieg oft schon im ersten Drittel erfolgt, gehen wir beim anschließenden Großteil der Kämpfe und Aufgaben leer aus – nicht sehr motivierend.
Pro Level erhalten wir einen Fähigkeitspunkt, mit dem wir unsere Talente in je drei Stufen ausbauen können. Was genau unsere Investition bringt, erfahren wir nicht, das Spiel beschränkt sich auf vage Beschreibungen wie »mehr Schaden«. Attribute wie Stärke lassen sich wie in Diablo 3 nur mit Gegenständen verbessern, hier können wir keine eigenen Punkte verteilen.
Weil es aber kaum Ausrüstung mit interessanten Eigenschaften gibt und die meisten Waffen und Rüstungen gleich aussehen, bleibt der genretypische Sammeltrieb nach frischer Beute aus.
Glanzlose Technik
Realms of Ancient War wurde ursprünglich als Download-Titel für Xbox360 und Playstation 3 veröffentlicht. Das Spiel läuft auf dem PC zwar sauber und lässt sich ordentlich steuern, aber man merkt ihm seine Herkunft an. An den spärlichen Grafikoptionen zum Beispiel, oder an der Beschränkung auf vier Fähigkeiten gleichzeitig – so viele, wie ein Gamepad Aktionstasten hat.
Grafisch hinterlässt der Titel einen durchwachsenen Eindruck. Die Gebiete und Zaubereffekte gehen in Ordnung, sind teilweise sogar recht schick, aber polygonarme Modelle trüben das Bild. Die abgehackten Animationen und schwachen Kampfgeräusche lassen die Gefechte unnatürlich wirken, ein Gefühl von Wucht und Macht kommt nur selten auf.
Selbst beinharte Action-Rollenspieler sollten sich den Kauf von Realms of Ancient War zwei- oder besser dreimal überlegen. Ohne jede Inspiration wird hier nichts geboten, was unzählige andere Spiele nicht schon besser gemacht haben.
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