Die geballte Kreativität von Rustler erkennt ihr in den ersten Spielminuten am Namen der Hauptfigur, Guy, und seines besten Freundes, Buddy. Die beiden sind stadtbekannte Faulenzer, Trunkenbolde und Pferdediebe, die sich für keinen dreckigen Job zu schade sind, solange es dafür ordentlich Zaster gibt.
Wie praktisch, dass genau jetzt ein Ritterturnier stattfindet, dessen Sieger Ruhm, Reichtum und die Hand der Prinzessin winken! Grund genug für Guy und Buddy, sich mit allen Mitteln in dieses Turnier zu mogeln und ordentlich abzusahnen.
Der Weg dorthin ist mit vielen absurden Quests gepflastert, in denen ihr Adelige zu Gangsta-Rappern macht, den örtlichen Totengräber mit Kundschaft versorgt und Ungläubige in die Kirchen prügelt. Wie spaßig ihr das findet, hängt in erster Linie von eurer Frustresistenz und von eurer Einstellung zu Scheißhaushumor ab.
Der Autor
Sascha Penzhorn testet pro Jahr mehr Spiele als der örtliche Blindenverein beim Ausflug ins Sägewerk Finger verloren hat. Abgefahrener Humor ist genau sein Ding, egal ob er in Monkey Island, Katamari Damacy oder West of Loathing vorkommt. »Die Nackte Kanone«, »Half Baked« oder »Kentucky Fried Movie« gehören zu seinen Lieblingsfilmen. Wie humorvoll seine Beiträge sind, davon könnt ihr euch bei GameStar Plus überzeugen, wo er regelmäßig schreibt. Zum Beispiel über seine Hassliebe Gothic.
Kloppen, Sammeln, Liefern
Wer Gold anhäufen will, muss zuerst welches investieren. So müsst ihr für die Teilnahme am großen Turnier erstmal einen Adelstitel fälschen lassen, was einiges kostet. Grund genug, euch als Sensenmann zu verkleiden und dem Bestatter um die Ecke etwas Arbeit zukommen zu lassen, wofür er euch vorzüglich entlohnt.
Nebenher treibt ihr Schulden für irgendwelche Kredithaie ein, prügelt euch durch den Fight Club oder fahrt Passanten per Taxi-Pferd durch die Gegend. Spielmechanisch seid ihr praktisch immer am Kämpfen, reitet von A nach B und gebt irgendwen oder -was ab, storymäßig ist es aber witzig und ungewöhnlich verpackt. Beispielsweise dann, wenn der verwöhnte Spross superreicher Adeliger eure Hilfe verlangt, um ordentlich Street Cred als Rapper zu erlangen.
Das Balg schleppt ihr dann erst mal zum Juwelier, um sein Outfit zu pimpen, dann geht's ab zum Hafen, um Matrosen anzupöbeln und Schlägereien anzufangen, mit ganz viel »Deine Mudda« und den üblichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern bei deutschen Bildschirmtexten in Indie-Games.
Am Ende müsst ihr den Kameraden auch noch rechtzeitig nach Hause bringen, komplett mit Zeitlimit, bevor er Stress mit seinen Eltern bekommt. Ein echter Gangster eben! Wenn ihr auf diese Sorte Gameplay steht, macht Rustler durchaus Spaß, kommt aber mit ein paar technischen Problemen.
Was die Entwickler selbst zum Spiel sagen, erfahrt ihr im Video-Interview:
Speichersystem aus der Hölle
Scheitern gehört auf allen drei Schwierigkeitsgraden zum Spielerlebnis. Sei es, weil ihr einen Typen nur verletzen und nicht umbringen solltet, weil irgendein Bösewicht entkommt oder ihr ein anderes Missionsziel im Eifer des Gefechts übersehen habt.
Manchmal hängt ihr auch einfach nur mit dem Pferd irgendwo in der Landschaft fest und werdet in Sekundenbruchteilen von der Polizei vernichtet. Das ist problematisch, weil euch das Checkpoint-System in diesem Fall immer ganz zum Anfang der jeweiligen Mission zurücksetzt.
Es gibt nur eine einzige Karte im Spiel, die aber sehr groß ausfällt - seid ihr gerade durch die halbe Spielwelt geritten, habt ein halbes Dutzend Gegner erledigt, eine Kutsche geklaut und wurdet beim finalen Schritt der Mission doch noch abgemurkst? Jammerschade - alles nochmal von vorn!
Freies Speichern existiert derweil überhaupt nicht, stattdessen absolviert ihr entweder eine kleine Weltreise zum einzigen Speicherpunkt auf der Karte oder kauft für teilweise absurd viel Gold einen nähergelegenen Speicherpunkt. Oder ihr reitet auf dem Weg dorthin versehentlich jemanden über den Haufen, werdet von der Polizei geschnappt und verliert all euren Fortschritt.
Die Pferde sind nämlich teils abartig schnell und machen Unfälle fast unvermeidbar, auch mit frei belegbarer Tastatur- und Gamepadsteuerung. Das fiese Speichersystem mag total retro sein, eine etwas benutzerfreundlichere Lösung wäre aber deutlich weniger frustrierend gewesen.
Immerhin: Die Performance-Probleme aus dem Early Access von Rustler waren beim Test der Release-Version nicht mehr vorhanden. Dafür lässt sich der nervige Chromatic-Aberration-Effekt immer noch nicht über das Optionsmenü deaktivieren, sodass die eigentlich nette, lebendige Spielwelt am Bildschirmrand immer hässlich verschwimmt.
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