Spoileralert - Der Kampfbegriff der Millennials

In sozialen Netzwerken und Medien kann man nichts mehr schreiben, ohne dass sich ein Mob von Entertainment-Zombies über Spoiler beschwert.

Sie werden es nicht glauben, aber wir haben in diesem Bild einen Spoiler versteckt! Sie werden es nicht glauben, aber wir haben in diesem Bild einen Spoiler versteckt!

Brace yourself, die Spoiler-Schreier sind wieder da. Seit Game of Thrones Staffel 7 läuft, kommen sie aus all ihren Löchern gekrochen. Auf Facebook drohen sie an, Freunde aus der Liste zu schmeißen, wenn sie es wagen, über die neue Folge zu sprechen. In den Kommentarspalten von Medien meckern sie über Artikel, die sie doch gar nicht hätten öffnen und lesen brauchen.

Ich meine nicht, dass Artikel oder Videos okay sind, in denen schon im Vorspann eine krasse Wendung verraten wird. Überschriften und Social-Media-Posts wie - Vorsicht, Spoiler-Alert, falls Sie seit 1980 in der Kryokammer lagen - »Darth Vader ist Lukes Vater« oder »Du bist der Böse in KotOR« sind direkt nach der Veröffentlichung unnötig.

Die Mutter aller Spoiler: Zwischen diesen zwei gibt es ein Verwandtschaftsverhältnis. Die Mutter aller Spoiler: Zwischen diesen zwei gibt es ein Verwandtschaftsverhältnis.

Aber hören Sie sich mal ein aktuelles Beispiel an: In den Kommentaren zu Game of Thrones Set-Bildern beschweren sich Leser, weil auf dem Teaserbild ein Drache zu sehen ist. Ein Drache! In einer Fantasy-Serie! Das ist doch kein Spoiler-Problem, sondern eine falsche Definition des Begriffs »Spoiler«.

Selbst bei uns in der Redaktion geht ein lautes Zischen durch die Flure, als Maurice Weber und ich über sein Dragonstone-Review sprechen: »PSSSSCHT! Ich will das heute Abend selber sehen!« Wohlgemerkt: Wir haben gar nicht über wichtige Wendungen gesprochen. Nur darüber, dass eine bestimmte Person in dieser Folge vorkommt.

Ich kann es nicht mehr hören. Jede kleine Erwähnung von Namen, Orten, Beschreibungen - »SPOILER!« Jeder Trailer, den der Verleiher oder Publisher veröffentlicht - »SPOILER!« Jedes noch so kleine Zeichen von Freude, Ekel oder Anspannung - »SPOILER!«

Über den Autor:
Sandro Odak ist der Meinung, dass ein guter Journalist niemals sagen darf »Spoiler, das will ich nicht wissen!« Bei IGN Deutschland, wo er vor seiner Zeit bei GameStar als Chefredakteur tätig war, hat er daher seinen Mitarbeitern verboten, sich darüber zu beschweren und ihnen zur Abhärtung ständig neue Geheimnisse verraten. Er war sehr beliebt.

Dieser Tage kann man nichts mehr über sein liebstes Hobby sagen oder schreiben, ohne direkt auf die Mütze zu bekommen. Und das ist beileibe kein Game-of-Thrones-Problem: Seit einigen Jahren schon beobachte ich immer häufiger, dass es auch bei Spiele-Releases zum Aufschrei kommt, wenn man über deren Inhalte redet oder schreibt.

Offenbar hat sich die Bedeutung des Begriffs »Spoiler« geändert. War es früher das »Verraten wesentlicher und überraschender Wendungen«, ist es heute »alles, was irgendwie mit dem Spiel oder der Serie zu tun haben könnte«. Ist das ein generelles Problem? Das Problem einer bestimmten Generation? Ist Spoiler der neue Kampfbegriff der Millennials, die wollen, dass ihre Lieblingsserie oder ihr Lieblingsspiel sich nur um sie selbst dreht, aber gleichzeitig jede freie Sekunde im Internet verbringen?

Dabei wird einem das Erlebnis einer guten Geschichte doch gar nicht genommen, nur weil man ein paar Details kennt. Vor allem nicht, wenn Geschichten weiter auf so einem hohen Niveau erzählt und inszeniert werden wie es in aktuellen Videospielen und TV- oder Filmproduktionen der Fall ist!

Was meinen Sie: Bin ich mit dieser Meinung allein? Was ist für Sie überhaupt ein Spoiler? Sagen Sie mir Ihre Meinung in den Kommentaren.

zu den Kommentaren (139)

Kommentare(139)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.