Seite 2: Star Wars 8: Die letzten Jedi - Filmkritik: Ein schwieriger Krieg der Sterne

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Der Weg ist das Ziel

Star Wars 8 folgt dem Motto »Der Weg ist das Ziel«. Die Helden der Geschichte machen sich getrennt voneinander auf, diverse Dinge zu erledigen. Reys Pfad zu Luke Skywalker (der schon in Episode 7 begann) ist dabei mit Abstand der spannendste und die Heldin der Saga macht eine spannende Entwicklung durch, ihr Handlungsstrang gerät aber gegen Ende des Films zu stark in den Hintergrund. Finn und die Mechanikerin Rose folgen indes einer ganz eigenen Fährte, die hier und da tolle Momente auffährt, fürs große Ganze jedoch zu belanglos wirkt.

Star Wars 8 - Review-Video mit Spoilern Video starten 22:19 Star Wars 8 - Review-Video mit Spoilern

Aber hey, Poe Dameron bekommt glücklicherweise endlich mehr Präsenz als in Episode 7. Seine inneren und äußeren Konflikte mit der Obrigkeit des Widerstands gehören zu den großen Stärken des Films: Es macht unheimlich viel Spaß, Oscar Isaac dabei zuzusehen, wie er vom Han-Solo-Verschnitt zu einer erwachseneren Persönlichkeit reift.

Ganz unabhängig von der Story-Qualität der einzelnen Handlungsstränge gilt das Lob an die Darbietung übrigens für alle Darsteller. Sowohl die jungen als auch die nicht mehr ganz so jungen Schauspieler machen ihren Job hervorragend, besonders Carrie Fisher sticht als Prinzessin Leia positiv hervor. Wo Han Solo in Episode 7 mehr oder minder eine alte Version derselben Figur war, ist Leia als Anführerin des Widerstands spürbar in eine neue Rolle gereift.

Was ist mit Luke?

Das gilt mit einigen Abstrichen auch für Luke Skywalker. Im Vorfeld bestand meine mit Abstand größte Sorge darin, dass der Film mein Kindheitsidol ruinieren könnte. Hat Lucasfilm schließlich mit Papa Anakin auch schon hinbekommen. Glücklicherweise nimmt Star Wars 8 sehr gekonnt lose Enden des Vorgängers und gibt plausible Begründungen, warum Luke tut, was er tut. Sein innerer Konflikt steht so sehr im Zentrum, dass er gelegentlich Rey als Hauptfigur der neuen Trilogie abzulösen scheint.

Episode 8 ist ein Film über Luke Skywalker. Und er geht würdevoll mit dessen Erbe um. Episode 8 ist ein Film über Luke Skywalker. Und er geht würdevoll mit dessen Erbe um.

Während Lukes Auftritten erfahren wir als Zuschauer mehr über die Geschichte der Jedi und ihre Rolle im Universum. Und um das mal einzuwerfen: Ich finde es absolut großartig, dass die Macht jetzt wieder ein vordergründig spirituelles Konzept ist. In den Prequels war der mächtigste Jedi immer der, der das stärkste Lichtschwert-Kung-Fu auf dem Kasten hatte.

Star Wars 8 greift hier ganz bewusst den Impuls aus Das Imperium schlägt zurück auf und erinnert an Yodas Lehren auf Dagobah. Damals musste Yoda noch nicht als Lichtschwert-Flummi durch die Flure springen, um mir Ehrfurcht einzuflößen.

Stichwort Dagobah: Es wird in Lukes Handlungsstrang einige Momente geben, über die sich das Internet wahrscheinlich zerreißt. »Kitsch« werden die einen rufen, »Was zur Hölle?« die anderen. Aus meiner Warte gehören einige spezielle Augenblicke auf der Einsiedler-Insel von Ahch-To aber zu den besten des ganzen Films, weil sie alle Star-Wars-Filme miteinander verbindet. Auf der anderen Seite gibt es auch Aspekte am »neuen« Luke, die mir einfach nicht gefallen wollen.

Die Sache mit den Legenden

Dass man die Legende von Luke ein Stück weit auf den Boden der Tatsachen holen muss, damit er als Figur funktioniert, schenke ich den Drehbuchschreibern. Aber an einigen Stellen zeigt der Film, dass ein Gigant wie Skywalker in der ganzen David-gegen-Goliath-Geschichte offensichtlich zum echten Hindernis für das Skript wurde.

Der kleine Droide BB-8 ist wieder ein heimlicher Star des Films. Der kleine Droide BB-8 ist wieder ein heimlicher Star des Films.

Verständlich, der Kerl hat schließlich schon ein Imperium zu Fall gebracht, also muss man ihn irgendwie aus der Gleichung halten, damit neue Helden hervorstechen können. Hier hat schon Episode 7 einige billige Story-Abkürzungen genommen - und auch der Nachfolger kommt auch nicht ganz ohne sie aus.

Und ich bin mir sicher, dass es gar nicht so schwierig wäre, einen Sauhaufen wie die Erste Ordnung in Windeseile zu zerlegen. Hier sind wir bei einer weiteren große Schwäche des Films: Der Schurkenverein von Die letzten Jedi besteht im Prinzip nur aus planlosen Stümpern. Vom obersten Anführer Snoke über General Hux, bis hin zum innerlich zerrissenen Kylo Ren, verhalten sich die Bösen im Kern ziemlich trottelig.

Ein Großteil der (eigentlich gelungenen) Witze geht ebenfalls auf Kosten der Ersten Ordnung, und das quasi ab Beginn des Films. Wo das neue Imperium in Episode 7 »lediglich« eine lahme Kopie des alten war, entpuppt es sich jetzt durch die Bank als ungefährlich und uninteressant. Keine gute Stoßrichtung. Zumal nach wie vor nur in den Star-Wars-Büchern erklärt wird, was Snoke und Co. eigentlich antreibt.

Das Ganze ist weniger als die Summe seiner Teile

Ich bin auf diverse Dinge noch nicht eingegangen, aber unterm Strich sollte klar werden, dass Star Wars 8 ein schwierig zu bewertendes Für und Wider ist. Beispielsweise sind die Action-Einlagen über weite Strecken grandios inszeniert, aber auch dosierter eingesetzt als früher. Für einen Krieg der Sterne findet man in Teil 8 recht wenig Krieg (aber zumindest viele Sterne).

Einige Momente werden von der Kamera in so spektakulären Bildern festgehalten und vom gelungenen Soundtrack so stimmungsvoll begleitet, dass es einem die Sprache verschlägt - an anderer Stelle schüttelt man hingegen den Kopf, weil die Designs der Ersten Ordnung wie eine auf »Cool« getrimmte Variante der alten Imperiumsmodelle daherkommen und gerade deshalb eine eigene Identität vermissen lassen.

Trotz aller Kritikpunkte können sich Fans auf unzählige magische Momente einstellen, besonders mit Luke Skywalker und Rey. Star Wars 8 kleidet sich in unheimlich vielen markanten und unvorhersehbaren Augenblicken, ist entsprechend opulent anzusehen, unter der Oberfläche versteckt sich aber dennoch eine recht bekannte Geschichte.

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