Bevor ich mich in einem Sessel des Münchner Cinema-Kinos zurücklehnen darf, wird zum Warezkiddie-Check gebeten: »Ich muss einen kurzen Blick in Ihren Rucksack werfen«, meint ein offiziell gekleideter Mensch fordernd. »Warum?«, entgegne ich ihm. "Ich muss überprüfen, ob jemand eine Digitalkamera mit sich führt." Offenbar haben Produktionsfirma und Filmverleih aus dem Episode-1-Raubkopie-Debakel gelernt und rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet - dennoch erfolglos.
Nach einer mir geradezu ewig erscheinenden Wartezeit von vielleicht 15 Minuten erlischt das Licht und das Rascheln des Popcorns verstummt auf ehrfürchtige Art und Weise. Das THX-Soundsystem nimmt die Arbeit auf: Star Wars steht in großen gelben Lettern über die Leinwand geschrieben, gefolgt von der in den Weiten des Alls entschwindenden Kurzbeschreibung der Rahmenhandlung - michse fühlt sich zu Hause. Nach dem sanften Entgleiten des Schriftzuges sollte die Kamera eigentlich nach unten Schwenken und ein extraordinärer Raumgleiter durch das Bild schweben - seit 1977 ist das so, diesmal nicht. Vieles hat sich gewandelt, doch nicht ausschließlich zum Besseren.
Wieso, weshalb, warum?
Eine Separatistenbewegung, unter der Führung von Graf Dooku (Christopher Lee), droht sich von der Republik abzuspalten. Das würde natürlich großen wirtschaftlichen Schaden anrichten: Hunderte Planeten und Unternehmerbündnisse ständen buchhalterisch auf der Soll-Seite. Der Rat der Jedis übt sich im Meditieren und Sinnieren, doch eine Lösung des Problems haben auch sie nicht parat.
Diese böswillig konstruierten Umstände führen letztendlich zum Beginn der Klonkriege -- jene sagenumwogen Schlachten, die Meister Yoda im späteren Verlauf der Saga zum Umzug in ein Sumpfloch bewogen haben. Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid) will die akute Bedrohung abwenden und gleichzeitig seinen Arbeitsplatz sichern. Auf seinen Beschluss soll die »Große Armee der Republik« den Lichtschwertschwingern beistehen. Zehn Jahre nach den Ereignissen von Episode 1: Die dunkle Bedrohung treffen unsere vertrauten Hauptfiguren wieder aufeinander: Anakin Skywalker (Hayden Christensen) befindet sich in der Jedi-Ausbildung bei Obi Wan Kenobi (Ewan McGregor).
Der ist dank des Ablebens seines Ausbilders, Qui Gon Jin, zum Lehrmeister aufgestiegen und darf selbst unterrichten. Padmé (Natalie Portman) verdingt sich als Senatorin. Ihr Sicherheits-Double und die Gefolgschaft werden gleich zu Beginn des Films bei einem Attentat über das Bild verteilt. Grund genug, um die Jedi-Eskorte, bestehend aus Anakin, Obi Wan und R2, mit dem Schutz der holden Jungfrau zu beauftragen. Während seiner Nachforschungen über den Hintergrund des Anschlages gerät Obi Wan auf die Spur der außerordentlich unterhaltsam verstrickten Geschehnisse.
CGI-Würgegriff
Episode 2: Angriff der Klonkrieger ist der visuell beeindruckenste Film, den das Kino A.D. (Anno Darth) zu bieten hat. Gigantischen Massenschlachten, faszinierende Kreaturen und rasante Verfolgungsjagden versetzen den Kinogänger in einen Sinnesrausch - gut so, denn dafür ist Star Wars schließlich bekannt.
Schon die ursprüngliche Star Wars-Trilogie war richtungsweisend für die filmische Nutzung der Tricktechnik. Den Einzug der Computertechnik in die Filmbranche haben wir fast ausschließlich den kreativen Köpfen von Industrial Light + Magic zu verdanken, die seit jeher den Maßstab für die gesamte Industrie vorgeben. Episode 1 besteht zu 95 Prozent aus digital nachbearbeiteten Einzelbildern, wobei der Film aus nahezu 2.000 Einstellungen aufgebaut ist.
Für Episode 2 mussten vier der 16 ILM-Herstellungsleiter abberufen werden, um die zu stemmende Arbeit unter sich und ihren Teams aufzuteilen. Das Resultat sucht seinesgleichen: Die grafische Vollkommenheit des Meeresplaneten Kamino, der Felsenwelt Geonosis, des Stadtplaneten Coruscant und Naboo würden jeden Landschaftsfotografen zu Tränen rühren. John Knoll, der bereits die Leitung der Podrace- und Raumschiffszenen in Episode 1 übernahm, war auch diesmal für eine Vielzahl der CGI-Szenen (computergenerierte Effekte) verantwortlich. Selbst Meister Yoda, in dessen Unterleib bislang die Hand von Puppenspieler Frank Oz (Muppet Show) steckte, brilliert im digitalen Gewand. Bei einer Kopfbewegung schlackern seine Ohrenspitzen noch genau so wie einst bei der Handpuppe. Der bisher noch oft zu erkennende Unterschied zwischen Realität und CGI wurde nahezu komplett ausgelöscht.
Dennoch kann auch Episode 2 nicht auf reale Schauspieler verzichten, obwohl die Anzahl der menschlichen Geschöpfe bereits auf ein Minimum reduziert wurde - genau hier liegt eine schwer verzeihliche Schwäche des Films.
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