Mit Hearts of Stone machte The Witcher 3 einen riesigen Sprung in Sachen Schurkenqualität: Eredin aus dem Hauptspiel war zwar schön fies und finster, trat aber überraschend spärlich auf und zeigte damit über lange Strecken des Spiels blasser, als wir es uns gewünscht hätten.
Und dann zog der erste große DLC plötzlich Gaunter O'Dimm aus dem Hut - einen Bösewicht, der nur so vor Charisma und Mysterium strotzte! Quest-Designer Philipp Weber von CD Projekt Red erzählt, wie das Team seine Schurken entwickelt, wie Gaunter entstand und warum er von allen Witcher-Schurken sein Favorit ist.
Ein Bruch mit den Regeln
An sich gäbe es ein paar fundamentale Regeln, wie man einen guten Antagonisten zu schreiben hat. Seine Motivation und Moral sollten auf ihre eigene Weise nachvollziehbar sein, im guten Falle ist er ein Spiegelbild für den Protagonisten und er hat einen definierten, ikonischen Charakter, der sich auch in seinem Aussehen widerspiegelt.
Wir hatten schon einige Bösewichte in der Witcher-Reihe, die gut in dieses Schema passen, aber mein persönlicher Favorit passt in keines: Gaunter O'Dimm aus unserer ersten Erweiterung Hearts of Stone für The Witcher: Wild Hunt. Sein Äußeres ist unscheinbar, er handelt kalkuliert, kann aber jeden Moment eine totale Kehrtwende begehen und für den Spieler ist es anfangs nicht mal wirklich sicher, ob er denn wirklich "böse" ist. Das wird er später noch herausfinden.
Mephisto trifft Breaking Bad
Wie bei uns üblich kam seine Rolle relativ organisch durch die Story, die wir erzählen wollten, zustande. Hearts of Stone war unsere Version von "Pan Twardowski", einer polnische Legende mit deutlichen Parallelen zum deutschen Faust. Und unser Gaunter O'Dimm ist die Witcher-Version von Mephisto, eines Teufels.
Neben dieser literarischen Inspiration hatte dieser Charakter auch eine moderne, denn unsere Autoren ließen sich bei manchem Charakterzug von Gustavo Fring aus Breaking Bad inspirieren, der wie Gaunter ein logischer, überlegt agierender Charakter ist, der aber trotz alledem zu schlimmsten Taten fähig ist.
Das pure Böse
Für gewöhnlich versuchen wir immer, eine Welt zu erschaffen, die nicht schwarz und weiß ist. Jeder Charakter ist der Held in seiner eigenen Geschichte. Der Antagonist Letho in The Witcher 2: Assassins of Kings beispielsweise war je nach Interpretation des Spieles gar keiner und konnte sich zum Freund entwickeln.
Das ist der Fall für die meisten unserer Böswichte: Detlaff van der Eretein ist ein Opfer seiner Leidenschaft, der König der Wilden Jagd Eredin ist machthungrig, will aber auch seine eigene Welt retten, genau wie Jaques de Aldersberg aus dem ersten Witcher-Teil (der aber möglicherweise auch vom Spieler selbst beeinflusst wurde).
Gaunter O'Dimm dagegen ist von Grund auf böse. Eine logische Bösartigkeit, die wie eine Naturgewalt einfach existiert, ohne tiefere Motivation oder Grund. Gleichzeitig haben wir aber auch versucht, das Böse so anziehend und sympathisch wie möglich darzustellen.
Gaunters Worte sind verführerisch, und am Ende kriegt er oft das, was er will. Und sein Schatten reicht sogar so weit, dass er die Grenzen von Hearts of Stone verlassen hat und sogar noch in unserer nächsten Erweiterung, Blood and Wine, spürbar war.
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