Die Rolle von Triss Merigold
Das ist wohl eine der größten Änderungen von Buch zu Spiel: Triss ist die einzige Frau, zu der Geralt durch alle drei Spiele hindurch eine Beziehung pflegen kann. Yennefer tritt erst im dritten Teil überhaupt auf, und selbst dann bleibt Triss eine ebenbürtige Nebenbuhlerin. Wer nur die Spiele kennt, dürfte also ziemlich überrascht sein, dass Triss in den Büchern längst nicht so wichtig ist. Vor allem in den frühen Kurzgeschichten, auf denen die erste Staffel der Serie zu großen Teilen basieren wird, taucht sie anders als Yennefer kaum auf.
Zwischen Geralt und Triss gibt es zwar seine sexuelle Vorgeschichte, die der Hexer jedoch bereut. Seine einzig wahre Liebe ist Yennefer, während Triss ihm gegenüber Gefühle hegt, die er nicht erwidern kann. Dennoch bleiben Geralt und Triss Freunde, die Magierin hilft ihm sogar dabei, Ciri auf Kaer Morhen aufzuziehen.
Interessant ist, dass die Serie sich hier zwischen Buch und Spiel zu positionieren scheint: Die Schauspielerin von Triss soll in allen acht Folgen der ersten Staffel auftreten, womit sie deutlich prominenter wäre als im Buch. Trotzdem konzentrieren sich die ersten Bilder ganz auf Geralt, Yennefer und Ciri als die drei primären Hauptfiguren.
Übrigens unterscheidet sich Triss auch optisch stark zwischen Buch und Spiel: In den Büchern wird sie mit haselnussbraunem statt flammend rotem Haar beschrieben. Außerdem hat sie nach der Schlacht von Sodden üble Brandmale auf der Brust und klagt, nie wieder Kleider mit niedrigem Ausschnitt tragen zu können.
Weniger Geralt, mehr Ciri
In den Spielen tritt Geralt lange Zeit als klarer und alleiniger Protagonist auf: Erst im dritten Teil gesellt sich Ciri als zweite spielbare Figur hinzu, aber mit deutlich kleineren Auftritten als Geralt. Die Bücher folgen zwar grundsätzlich einer ähnlichen Entwicklung, die ersten Kurzgeschichten spielen sogar noch vor Ciris Geburt. Allerdings wird sie in der Romanreihe dann deutlich schneller zu einer zweiten Hauptfigur, mit der wir fast so viel Zeit verbringen wie mit Geralt und deren Schicksal die Geschichte sogar stärker treibt - mehr noch als in der zweiten Hälfte von The Witcher 3.
Die Serie scheint hier nochmals einen Schritt weiter zu gehen. Sie basiert wohl weitgehend auf den Kurzgeschichten, baut aber bereits hier Ciris Rolle aus und setzt sie in allen acht Folgen ein. Mit manchen der Kurzgeschichten-Storys, die erwiesenermaßen in der Serie behandelt werden, hatte Ciri ursprünglich gar nichts zu tun, etwa mit der Handlung um Prinzessin Renfri.
Yennefers Beziehung zu Ciri
In den Romanen von Andrzej Sapkowski spielt die Beziehung zwischen Yennefer und Ciri eine weitaus wichtigere Rolle als in den Videospielen von CD Projekt Red. Beide führen eine regelrechte Mutter-Tochter-Beziehung, nachdem Ciri von Yen liebevoll großgezogen und unterrichtet wurde. Yen selbst hegte lange Jahre einen unmöglichen Kinderwunsch, weil Zauberinnen steril sind, und fand dessen Erfüllung in Ciri.
Im Vergleich dazu bleibt die Beziehung zwischen Ciri und Yennefer in den Videospielen relativ oberflächlich und spielt selbst in The Witcher 3: Wild Hunt eine weniger nennenswerte Rolle: Yennefer bemüht sich zwar genau wie Geralt mit aller Macht, ihre Ziehtochter aufzuspüren und vor der wilden Jagd zu verteidigen, aber die beiden haben letztlich nur wenige Szenen gemeinsam.
Die ersten Fotos zur Witcher-Serie deuten jedoch an, dass das Mutter-Tochter-Verhältnis hier eine vergleichbar große Rolle wie in der Vorlage spielen könnte. Auch Aussagen von Showrunnerin Lauren Hissrich und die Tagline »Vom Schicksal verbundene Menschen werden einander immer finden« weisen darauf hin, dass sich die Serie um die Familienbande zwischen Geralt, Yen und Ciri drehen wird.
Yennefers Beziehung zu Geralt wiederum fingen die Spiele sehr buchgetreu ein. Ähnlich wie in den Romanen haben die beiden ein stürmisches Verhältnis und weder der verschlossene Hexer noch die forsche Zauberin tun sich mit ihren Gefühlen leicht. Unter Yennefers kalter Falter Fassade schlummert jedoch mehr Wärme, als sie sich zunächst anmerken lässt. Es steht zu vermuten, dass sie in der Serie eine ganz ähnliche Charakter-Dynamik mit Geralt und Ciri entwickeln wird. Oder wie Autorin Hissrich die Persönlichkeiten von Mutter und Tochter auf den Punkt bringt:
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