Ubisoft: Wii und Waah - Nintendo-Schwerpunkt auf der E3

In der Kolumne geht Christian Schmidt auf das von Ubisoft zur E3 vorgestellte Spiele-Portfolio ein.

Der Titanic-Regisseur James Cameron und der Alt-Fußballstar Pele hatten bislang wahrscheinlich wenig gemeinsam. Dank der Ubisoft-Pressekonferenz hat sich das nun geändert: Beide durften auf der Bühne des Los Angeles Theater ausführlich über ein Spiel reden, von dem man nichts zu sehen bekam. Weder von James Camerons Avatar noch vom Fußballspiel Academy of Champions zeigte Ubisoft Spielszenen, sondern nur einen vorgerenderten Trailer (Academy of Champions) bzw. gar nichts (Avatar).

So wurde die Pressekonferenz über weite Strecken zur trockenen Portfolio-Plauderei. Es ist nicht so, dass Ubisoft keine coolen Spiele hätte. Man bekam sie nur nicht zu sehen. Assassin’s Creed 2: keine Spielszenen, nur ein (filmreifer) Trailer. Das Echtzeit-Kriegsspiel Ruse: dasselbe. Shaun White Snowboarding 2: dasselbe. Mit Spannung erwartete Hoffnungsträger wie I am Alive oder Beyond Good & Evil 2 tauchten überhaupt nicht auf.

Wenn sich Ubisoft auf der Pressekonferenz einem Spiel ausführlicher widmete, dann war es in der Regel eines für Nintendos Wii. Sowohl das Schwertkampfspiel Red Steel 2 als auch das neue Teenage Mutant Hero Turtles erscheinen für Nintendos Familienkonsole, Academy of Champions ist ebenfalls ein Wii-Spiel, und natürlich gibt’s auch Rabbids Go Home, das nächste Abenteuer der plärrenden Hasen („Waaaah!“), exklusiv auf der Wii. Außer Nintendo selbst dürfte kein anderer Hersteller dieser Konsole so viel Aufmerksamkeit widmen wie Ubisoft.

Dazu passt, dass auf der Pressekonferenz vergleichsweise viel Tamtam um die Casual-Sparte gemacht wurde, komplett mit Milchmädchenrechnungen à la „Wenn man alle Imagine-Spiele zusammenzählt, dann sind sie erfolgreicher als Fallout“. Trotzdem bleibt unterm Strich stehen: Gelegenheitspiele boomen, vor allem auf dem DS, und dort ist Ubisoft stark. Kein Wunder, dass neben neuen Ablegern der populären Haustier-Saga Petz (wir freuen uns auf Hamster Superstars) auch neue Ideen wie der Schmuckdesigner vorgestellt wurden, bei dem man seine auf dem DS gebastelten Kettchen kaufen kann und dann per Post nach Hause geliefert bekommt. Zumindest in den USA; ob das auch in Europa klappt, bleibt offen.

Ubisofts Dilemma ist, dass der weltweit viertgrößte reine Spielepublisher gegen Branchenriesen wie Microsoft, Electronic Arts oder Activision Blizzard im Kerngeschäft eher schwachbrüstig aussieht. Deshalb setzen die Franzosen seit einiger Zeit auf eine Diversifikationsstrategie: Das Segment der klassischen Spiele wird inzwischen stärker als bei anderen Firmen flankiert von Familien- und Casual-Angeboten, Ubisoft ist jüngst in Filmdienstleistungen eingestiegen, hat die Special-Effects-Firma Hybride gekauft und steuert für James Camerons Avatar Szenen bei. Man wolle weg vom reinen Spielepublisher, sagt der Spartenchef Yannis Mallat, hin zum „360-Grad-Inhaltsanbieter“.

So blieb der einzige wirkliche Höhepunkt der Ubisoft-Show Splinter Cell: Conviction – das allerdings bereits am Morgen bei Microsoft in gleicher Länge vorgespielt wurde. Das neue Fisher-Abenteuer ist aber so klasse inszeniert, dass wir es uns gern noch ein zweites Mal angesehen haben. Und ein drittes Mal dann auf der Messe am Stand.

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