4K-Gaming-Vergleich - Ist die Xbox One X ihre 500 Euro wert?

Microsoft hat auf der E3 neue Details zur Xbox One X gelüftet, inklusive Preis und Erscheinungsdatum. Aber ist die Konsole Ihr Geld auch wirklich wert?

Wer für einen sinnvoll zusammengestellten Spiele-PC momentan 500 Euro ausgibt, der kann aktuelle Titel in aller Regel flüssig und meist mit hoher Grafikqualität spielen - allerdings »nur« in Full HD. Wer ab dem 7. November 500 Euro für Microsofts neue Spielekonsole Xbox One X zahlt, der soll stattdessen in den Genuss der vier Mal so hohen 4K-Auflösung kommen - und das dank Supersampling (beziehungsweise Downsampling) auch auf einem Full HD-Fernseher.

Dieser Vergleich hinkt natürlich alleine deshalb, weil es für Entwickler einen nicht zu unterschätzenden Aufwand bedeutet, Spiele für die große Zahl an möglichen Hardware-Kombinationen im Falle von (Windows-)PCs möglichst weitgehend zu optimieren, während es in der Xbox One-Familie nur drei verschiedene Hardware-Konstellationen gibt. Außerdem laufen Spiele auf Konsolen oft mit etwas reduzierten Details oder mit maximal 30 fps, was in 4K durchaus auch ein Spiele-PC schaffen kann, der nicht viel teurer als die Xbox One X ist. Microsoft verdient meiner Meinung nach aber dennoch Respekt dafür, derart schnelle Komponenten wie die der Xbox One X in einem vergleichsweise kleinen Konsolengehäuse untergebracht zu haben.

Bei der Antwort auf die Frage, ob die Xbox One X wirklich 500 Euro wert ist, spielen aber noch viele andere Faktoren eine Rolle. Manche davon lassen sich auch nach der E3-Pressekonferenz von Microsoft noch nicht wirklich beurteilen. So bleibt etwa abzuwarten, wie gut (und vor allem wie leise) das neue Wasser(dampf)-basierte Kühlsystem mit der hohen Rechenleistung zu Recht kommt oder wie viele Spiele wirklich in nativen 4K auf der Konsole laufen werden. Andere dieser Faktoren kennen wir schon seit den ausführlichen Enthüllungen durch Digital Foundry, beispielsweise die im Vergleich zur PlayStation 4 Pro deutlich höhere Rechenleistung oder das Vorhandensein eines UHD-Blu-ray-Laufwerks.

Kaum Überraschungen

Die wenigen technischen Details, über die Microsoft auf seiner E3-Pressekonferenz gesprochen hat, waren spätestens seit den ausführlichen Enthüllungen durch Eurogamer Anfang Apri 2017 weitgehend bekannt. Die wenigen technischen Details, über die Microsoft auf seiner E3-Pressekonferenz gesprochen hat, waren spätestens seit den ausführlichen Enthüllungen durch Eurogamer Anfang Apri 2017 weitgehend bekannt.

Aus Sicht eines Hardware-Redakteurs hatte die Pressekonferenz von Microsoft wegen der vorzeitigen Enthüllungen durch Eurogamer auf den ersten Blick kaum noch Überraschungen zu bieten (von der völligen Abwesenheit des Themas »Virtuelle Realität« vielleicht einmal abgesehen). Auf den zweiten Blick lassen die vielen gezeigten Trailer aber meiner Meinung nach gut erahnen, wohin die Reise mit der Xbox One X vorerst geht – und damit auch, ob Sie 500 Euro wert ist oder nicht.

Ich persönlich glaube, dass die Antwort darauf für viele Spieler eher »Nein« lauten wird – und das obwohl die Grafik in manchen der gezeigten Spielszenen wirklich sehr gut bis beeindruckend ausgesehen hat (Anthem! Metro: Exodus! Assassins Creed: Origins!) und obwohl ich eigentlich der Erste bin, der sich über so viele Pixel wie möglich und eine besonders schicke Optik freut.

Der Autor

Nils Raettig ist kurz vor dem Release der Xbox One und der PlayStation 4 Hardware-Redakteur bei der GameStar geworden. Damals hätte er nicht gedacht, dass so vergleichsweise schnell neue Modelle wie die Xbox One X oder die PlayStation 4 Pro auf den Markt kommen, als Freund des guten, alten »Höher, schneller, weiter«-Prinzips - hat da jemand Rödelheim gesagt? - begrüßt er diese Entwicklung aber. Wenn er ehrlich ist, wird die einzig wahre Spieleplattform aber immer der PC bleiben.

Dass ich eher skeptisch bin, liegt daran, dass meinem Eindruck nach gerade für Konsolen-Spieler Schlagworte wie »Echtes 4K« oder »HDR« letztlich eine untergeordnete Rolle spielen, und dafür gibt es gute Gründe. So sitzt man von einem Fernseher in der Regel deutlich weiter weg als von einem PC-Monitor, was die optischen Unterschiede zwischen 4K und Full HD ein Stück weit verschwimmen lässt. Und HDR-Fernseher sind genau wie die passenden HDR-Inhalte noch nicht sehr weit verbreitet.

Außerdem nicht zu vergessen: Als Konsolen-Spieler ist man es gewohnt, mehrere Jahre lang ohne technische Neuerungen wie einer Vervierfachung der Auflösung und mit derselben Hardware auszukommen - und das meine ich überhaupt nicht despektierlich! Denn so schön es auch ist, in einem Spiel schicke Optik bei hoher Pixeldichte und mit tollen grafischen Effekten zu genießen, so sehr tritt all das doch ganz schnell wieder in den Hintergrund, wenn man keinen Spaß beim Spielen hat.

Optik ist nicht alles

Die auf der E3-Pressekonferenz gezeigten Spielszenen aus Anthem mit der Frostbite-Engine sahen beeindruckend aus, das Spiel wird aber nicht exklusiv für die Xbox One X erscheinen. Die auf der E3-Pressekonferenz gezeigten Spielszenen aus Anthem mit der Frostbite-Engine sahen beeindruckend aus, das Spiel wird aber nicht exklusiv für die Xbox One X erscheinen.

In dieser Hinsicht hat es mir persönlich bei der Pressekonferenz von Microsoft einfach an hervorstechenden, exklusiven Spiele-Highlights gefehlt. Klar, Forza Motorsport 7 sieht toll aus und wird sich sicher auch so spielen - erst Recht in 4K und bei 60 fps - aber es ist eben »nur« ein neues Forza. Sea of Thieves hat immer noch tolles Wasser zu bieten und Cuphead immer noch coole Retro-Comic-Optik. Aber »System Seller« wie ein Horizon: Zero Dawn, ein Uncharted 4 oder ein Zelda: Breath of the Wild sind sie wohl kaum.

Oder anders ausgedrückt: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hardware der Xbox One ihre 500 Euro mit Blick auf die durchdachte Zusammenstellung und die gebotene Leistung absolut wert sein wird. Was an Spielen auf der E3 zu sehen war, könnte aber zu wenig sein, um die gute Hardware auch an die Spielerin und den Spieler zu bringen.

Die 100 Euro günstigere PlayStation 4 Pro mit der vermutlich attraktiveren Auswahl an Exklusivtiteln stellt jedenfalls auch ohne weitere Preissenkungen von Sony eine mehr als ernst zunehmende Konkurrenz dar. Und wer in Spielen Wert auf bestmögliche Optik und eine hohe Pixelzahl legt, der wird vermutlich schon einen passenden (wenn auch deutlich teureren) PC besitzen.

Ich würde es Microsoft wünschen, dass ich mich irre, denn von einem Erfolg der Xbox One X können letztlich auch PC-Spieler profitieren. Schließlich hätten Entwickler dann eine größere Zielgruppe, für die es sich lohnen würde, zusätzlichen Aufwand in eine bessere Optik zu investieren. Ich befürchte allerdings, dass die gute Hardware der Xbox One X nicht gut genug sein könnte.

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