Seite 2: Planet der Affen: Prevolution - Prima Primaten

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Donkey Kong wäre stolz

James Franco mimt den jungen Wissenschaftler Will Rodman. James Franco mimt den jungen Wissenschaftler Will Rodman.

Planet der Affen: Prevolution ist aber nicht bloß Schimpansendrama, denn neben der zuerst putzigen, später spannenden Evolutionsgeschichte ist es zudem Science-Fiction-Thriller der Sorte "verhängnisvolle Wissenschaft". James Franco spielt den forschenden Wissenschaftler, der auf Biegen und Brechen ein Heilmittel gegen Gehirnkrankheiten sucht. Er ist kein Mad Scientist, der Fäuste schüttelnd bei Blitz und Donner an Apparaturen herumdrückt und finster lacht, aber ein naiver Tüftler, der um das Leben seines Vaters bangt, bis er selbst unverhofft zum Affen-Frankenstein wird. Viele Kritiker sehen James Franco (grandios in 127 Hours) als hölzern und einfach spielend, was in der Tat zutrifft. Es ist jedoch absichtlich so gehalten, um die Menschlichkeit der Affen noch stärker zu betonen, was sich in allen anderen menschlichen Figuren widerspiegelt.

Brian Cox (der Bösewicht aus Filmen wie X-Men 2, Die Bourne Verschwörung und Troja) und ‚Draco Malfoy'-Darsteller Tom Felton agieren als nur-fiese Zoowärter, David Hewlett ist ein nur-aufgebrachter Nachbar, David Oyelowo ein nur eiskalter Geschäftsmann, Freida Pinto als Francos nur-hübsche Freundin. Trotz der Einfachheiten der Rollen ist jedoch keiner von ihnen je zu bemängeln - sie alle sind wichtige Stolpersteine, die Caesar effektiv auf seinen Weg bringen. Der einzige Mensch, der mit Caesar gleichzieht, ist Francos Vater, im Film vom starken John Lithgow (Dexter, Cliffhanger) gespielt. Der Alzheimer-Erkrankte sieht seine menschliche Komplexität schwinden, was im tollen Kontrast zu Caesars steigender steht. Etwa die Hälfte des Films gebührt den Menschen, wobei sich hier die einzige wirkliche Schwäche findet - sie ist essentiell für die andere, aber nicht vergleichbar gleichauf.

Trailer zu Planet der Affen: Prevolution Video starten 2:32 Trailer zu Planet der Affen: Prevolution

Bruft und Brusthaar

Bei allem Lob gebührt das größte Lob jedoch dem Regisseur. Was ein plumper, stupider, unterhaltsamer aber keineswegs denkwürdiger Action-Reißer à la I am Legend oder I, Robot hätte werden können, wird von Rupert Wyatt zielsicher mit starken Dramenqualitäten versehen. Mit großer Subtilität schaffft er Gefühle, ohne je an Dynamik zu verlieren - der Film fühlt sich trotz stark aufgeschmierten Anspruchs immer wie ein leichtgängiger Blockbuster an. Es ist ein Film, der ständig gekonnt zwischen Spannung, Fun, Gefühlen, Action und tiefer gehenden Motiven wechselt, ohne je irgendeine mögliche Zielgruppe auszuschließen, ohne je blödes CGI-Blendwerk oder trockenes Dialogdrama zu werden. Nun ist das Original für seine sozialkritischen Motive bekannt (ein Republikaner wacht in einer von schwarzen, menschenähnlichen Wesen regierten Welt auf? Für ihn: Horrorvision, also willige Playmate-Wildfrau geschnappt und Revolte eingeleitet) und bot menschenrechtliche und philosophische Diskussionsansätze, doch in Planet der Affen: Prevolution ist dies weit weniger plakativ, geschickter aufgetragen.

Planet der Affen: Prevolution spart nicht mit Emotionen. Planet der Affen: Prevolution spart nicht mit Emotionen.

Zwar stellt man die Frage, was Menschsein ausmacht, wann Sklaverei eben solche ist, wohin uns Wissenschaft führen mag. Doch all das geht Wyatt unterschwelliger an. Da es zum Aufhänger Planet der Affen bereits sechs Filme, zwei Fernsehserien, Comics und Bücher gibt, vergisst Wyatt auch die alten Fans nicht. Wer hinschaut, was im Fernsehen-im-Film zu sehen ist, womit Klein-Caesar spielt, was so mancher ausspricht (Felton bekommt gleich zwei klassische Zitate), darf wissend schmunzeln. Ob Caesars Erbe anschließend noch in die Verlängerung gehen mag? Es bleibt anzuzweifeln, dass man Caesars bemerkenswerten Lebensweg nochmals derart gut hinbekäme, doch da schon dieser lässig Bananen schälend sämtlicher Skepsis trotzt, darf es dazu kommen. So unterhaltsam darf die Erde gern öfter untergehen.

Fazit

Christian Mester: Ape-ocalypse Now! So und nicht anders macht man ein Reboot. Ähnlich wie Batman Begins rechtfertigt diese Neuschöpfung ihr Dasein durch drastischen Stil- und Handlungswechsel, ohne die geliebten Ursprünge aus den Augen zu verlieren oder sie schlechter zu zeigen - im Gegenteil. Der neue Planet der Affen ist der beste seiner Reihe. Das Resultat ist sogar einer der besten Event-Filme des Jahres, der als phänomenale Mischung aus bewegendem Charakterdrama und gutem Sci-Fi-Thriller überzeugt. Ein Pflichtfilm.

(Zusammen mit den Kollegen des Filmmagazins bereitsgesehen.de stellt GameStar wöchentlich einen neu im Kino angelaufenen Film vor.)

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