Areal - Entwickler bemühen sich um Aufklärung (Update)

Kurz nach der Ankündigung als einen geistigen S.T.A.L.K.E.R.-Nachfolger hat West Games auch die Crowdfunding-Kampagne für Areal eingeläutet. Betrugsvorwürfe wurden laut, zu denen der Entwicklung Stellung bezogen hat. Zudem zeigen Investoren Interesse.

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Update (7. Juli): Die Kontroverse um West Games und das thematisch an S.T.A.L.K.E.R. angelehnte Kickstarter-Projekt Areal geht in eine neue Runde. Anstatt erneut offensiv auf die diversen Vorwürfe zu antworten und sogar mit einer Klage zu drohen, bewahrt das Entwicklerteam dieses Mal allerdings einen kühleren Kopf und versucht die Anschuldigungen sachlich zu widerlegen.

Unter anderem äußert man sich etwa zum Vorwurf des von Branchen-Kennern als viel zu gering empfundenen Kickstarter-Ziels. So heißt es, dass die veranschlagten 50.000 US-Dollar lediglich ein Minimal-Ziel seien und dass man bereits Geld in die Entwicklung des Spiels investiert habe. Außerdem seien die Gehälter bei West Games niedriger als die vieler Branchen-Kollegen aus anderen Ländern, heißt es weiter.

Die deutsche Webseite 4players.de hat zudem noch einmal persönlich beim hinter vorgehaltener Hand des Betrugs bezichtigten Entwicklerteam nachgefragt und eine recht ausführliche Antwort von CEO und Gründer Eugene Kim erhalten. Der beschwert sich zunächst über drei bis vier Nutzer, die bewusst Fehlinformationen über sein Unternehmen auf kickstarter.com streuen würden, so dass die Vertreter des Entwicklerteams kaum mehr zu Wort kommen würden.

Auch zum Status des Projekts äußerte sich Kim bei dieser Gelegenheit: Areal befinde sich derzeit im Pre-Alpha-Stadium, heißt es. Dies sei für gewöhnlich der erste oder zweite Schritt einer Spielentwicklung und bedeutet, dass das Spiel aktuell noch völlig ungeschliffen und unfertig sei. Deshalb müsse man derzeit noch auf das Vertrauen der Community in das aus ehemaligen Stalker-Entwicklern bestehende Entwicklerteam setzen und könne noch keine fertigen Spielszenen zeigen.

Zum Entwicklerteam von Areal gehört unter anderem auch Alexey Sytyanov, der ehemalige Lead-Game-Designer und Screenwriter von Stalker und frühere Lead-Designer von Survarium.

Außerdem äußert sich Kim noch zur öffentlichen Aufmerksamkeit, die seinem Team durch die Kickstarter-Kampagne und die anschließenden Diskussionen zuteil wurde. So sollen etwa auch Investoren auf das Studio und sein Projekt aufmerksam geworden sein und Interesse am Spiel geäußert haben. Und die hätten sich auch durch die entmutigenden Anschuldigungen und Kontroversen nicht abschrecken lassen, wie Kim betont.

Update (30. Juni): Der Entwickler West Games hat mittlerweile dem Team von Misery Development mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. Dies führte zu einer offiziellen Stellungnahme der »Bedrohten« auf deren Facebook-Seite.

»Misery Development wurde formell darum gebeten, Kommentare bezüglich West Games und deren Kickstarter-Projekt Areal abzugeben. Misery Development möchte zudem erklären, dass die Entscheidung, ob jemand eine Kickstarter-Kampagne unterstützen möchte, jedem selbst überlassen ist.«

Des Weiteren meldete sich auch West Games nochmals zu Wort. In einem Status-Update auf der Kickstarter-Webseite hat das Team darum gebeten, die Aufmerksamkeit ab sofort lieber dem eigentlichen Spiel anstatt irgendwelchen Streitigkeiten zukommen zu lassen.

Update (27. Juni): Mittlerweile hat sich Eugene Kim, der Gründer von West Games, in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber dem Magazin VG247 zur aktuellen Situation geäußert. Dabei geht es unter anderem um die angeblichen Betrugsvorwürfe seitens des Entwicklers Vostok Games.

»Wir haben einen offiziellen Repräsentanten von Vostok Games kontaktiert. Sie haben geantwortet, dass sie keinerlei Anklagen gegen uns erhoben haben oder uns Betrug vorwerfen. Das Thema im Forum von Vostok Games, bei dem uns ein Moderator unter anderem beschuldigt hat, keine ehemaligen GSC-Mitarbeiter zu sein, wurde mittlerweile gelöscht.

Misery LTD hat Fehlinformationen und glatte Lügen verbreitet. (...) Die Leute sind sogar wütend, dass wir das Spiel zusätzlich zum PC auch auf Konsolen veröffentlichen wollen. Alles, was wir wollen, ist Areal zu einem großartigen Spiel zu machen. Und wir wissen, dass wir aufgrund unserer vergangenen Erfahrungen in der Videospiele-Industrie schaffen können.«

Außerdem hat West Games ein Video veröffentlicht, bei dem sich die Entwickler vor der Kamera präsentieren. Damit will West Games den Beweis antreten, dass es dieses Team tatsächlich gibt und keine Erfindung ist.

Update (26. Juni): In einem weiteren Update auf Kickstarter hat das Studio West Games erneut Stellung zu den Betrugsvorwürfen bezogen. Diesmal geht es ausführlicher auf die Entwickler des SpielsThe Seed ein, von denen auch schon der S.T.A.L.K.E.R.-Mod »Misery« stammt. Das Studio Misery Development Ltd. warnt schließlich ganz offen davor, dass die Crowdfunding-Kampagne für Areal »ein Scam« sei.

Hinter der Warnung von Misery Development will West Games »Guerilla-PR« erkennen - also eine unorthodoxe Marketing-Aktion für ihr eigenes Projekt.

»Wie wir schon erwähnt haben, ist ein ehemaliger S.T.A.L.K.E.R.-Modder und Entwickler eines vergleichbaren postapokalyptischen Kickstarter-Projekts dabei, unsere Kommentarsektion mit seiner negativen Einstellung und Fehlinformationen zu überfluten. Dabei verwendet er noch mehrere Accounts, um auf sein eigenes Spiel namens Project Seed aufmerksam zu machen. Das ist etwas, das wir in der Branche als Guerilla-PR bezeichnen … Wir werden auf angemessene Maßnahmen zurückgreifen, um das zu bekämpfen.«

So langsam driftet die Wortwahl also in Richtung Kriegserklärung ab.

Was genau Misery Development an der Kampagne alarmiert, führt der Entwickler ausführlich auf seiner Website aus. Dort wird unter anderem dargelegt, dass West Games als Firma in Las Vegas eingetragen ist, anstelle in der Ukraine. Dieser Umstand wird allerdings auch auf der Kickstarter-Seite angegeben und mag damit zusammenhängen, dass die Crowdfunding-Plattform nur für die USA gedacht ist.

Ganz berechtigt bemängelt Misery Development allerdings, dass West Games vor allem Szenen aus S.T.A.L.K.E.R. in seinem Kampagnevideo gezeigt hat anstatt eigenes Material aus Areal, obwohl die Rechte an der Shooter-Reihe ganz offensichtlich nicht bei West Games liegen. Diesen Umstand hatte auch schon das Studio Vostok Games angeklagt, das sich ebenso aus ehemaligen GSC-Game-World-Entwicklern zusammensetzt.

Weitere Vorwürfe erhebt Misery Development etwa aufgrund der ihrer Meinung nach amateurhaft gestalteten Website von West Games, aber auch der Kickstarter-Seite von Areal. So seien etwa das Logo oder die englischen Übersetzungen der Entwicklernamen nicht stimmig.

Nicht zuletzt führt Misery Development das relativ geringe Ziel der Kampagne von 50.000 US-Dollar an, das West Games bislang tatsächlich noch nicht zufriedenstellen erklären wollte. Dem einher gehen hoch angesetzte »Stretch Goals«, die bis zu einer Million US-Dollar reichen.

Fest steht: Durch die Betrugsvorwürfe wurde der Crowdfunding-Kampagne von Areal ihr anfängliches Momentum genommen. Viele Geldgeber haben ihre Zusage zurückgezogen. Der Counter steht aktuell bei 31.000 US-Dollar - nur wenige Tausend mehr als noch vor 24 Stunden.

Originalmeldung: Kurz nachdem das Studio West Games das Endzeit-Actionspiel Areal als den »definitiven geistigen Nachfolger der Kultserie S.T.A.L.K.E.R.« ankündigte, ist auch die Kickstarter-Kampagne für das Projekt gestartet. Auf der Crowdfunding-Plattform sollen 50.000 US-Dollar (etwa 36.000 Euro) zusammenkommen, damit das Spiel fertiggestellt werden könnte. Allein am ersten Tag wurde dem Projekt schon etwa die Hälfte davon durch 600 Geldgeber zugesprochen.

Was nach einem rosigen Start klingt, hat aber auch eine Schattenseite. Dem Studio West Games, das sich nach eigenen Angaben aus ehemaligen Entwicklern von S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl aber auch Metro 2033 zusammensetzt, wird Betrug vorgeworfen. Und zwar ausgerechnet aus dem Lager des Studios Vostok Games - das mit seinem Free2Play-Spiel Survarium selbst beansprucht in die Fußstapfen der S.T.A.L.K.E.R.-Reihe zu treten. Auch Vostok Games setzt sich nach eigenen Angaben aus ehemaligen Entwickler des ukrainischen Studios GSC Game World zusammen, die maßgeblich an der Serie mitgewirkt haben.

Laut Vostok Games könne West Games nicht für sich beanspruchen, das ehemalige Entwicklerteam von S.T.A.L.K.E.R. zu sein. In einer Stellungnahme von dem PR-Manager des Studios Oleg Yavorsky gegenüber VG247 heißt es:

»Es gab viele Leute die bei dem Studio nur ein paar Monate gearbeitet haben, womöglich allein um die Entwicklung von S.T.A.L.K.E.R. in ihrem Portfolio mit aufführen zu können. Häufig haben sie danach gesagt, dass sie zum 'Kernteam' der Entwicklung gehören würden (und wer sollte das auch genau nachvollziehen können?).«

In einer Stellungnahme von West Games auf Kickstarter heißt es hingegen, dass man Vostok Games selbst kontaktiert habe, und das Studio wollte von diesen selbst erhobenen Vorwürfen nichts wissen. Für Klarheit soll ein weiteres Kickstarter-Update sorgen, das in Kürze online gestellt werde. Angeblich sei auch die Kommentarfunktion zu der Kampagne »gekapert« worden, um Vorwürfe zu erheben. West Games vermutet dahinter die Macher des Kickstarter-Projekts The Seed, das Verbindungen zu der bekannten S.T.A.L.K.E.R.-Modifikation »Misery« hat. Als ob zwei Parteien für den ganzen Schlamassel nicht schon ausreichen würden.

Vostok Games zeigt sich in dem Schreiben an VG247 vor allem aber besorgt darüber, dass West Games in dem Kickstarter-Video zu der Kampagne von Areal so viele Szenen aus S.T.A.LK.E.R. zeigt anstatt aus dem eigenen Spiel.

»Das größte Problem sehe ich darin, dass West Games Material aus S.T.A.L.K.E.R. verwendet und es als ihr eigenes präsentiert. Das ist nicht nur illegal, sondern auch einfach nicht richtig. Ich schätze mal, ihnen geht es darum die Extra-Publicity einzuheimsen (was leider auch funktioniert), aber die Kickstarter-Community sollte darüber bescheid wissen.«

Auch von Seiten der Kickstarter-User selbst werden schon Stimmen laut, die hinter Areal kein ernstgemeintes Projekt sondern einen Betrug vermuten. Viele fragen sich, wie so ein so aufwändiges Spiel überhaupt mit den veranschlagten 50.000 US-Dollar verwirklicht werden könnte - woraufhin West Games eine befriedigende Antwort bislang schuldig bliebt. Von Seiten des Studios hieß es diesbezüglich nur, dass die Entwickler selbst schon alle ihre Ersparnisse in das Spiel gesteckt hätten - und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne würde »noch viele weitere Möglichkeiten der Finanzierung eröffnen«.

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