Astronomie - Wurde eine zweite Erde entdeckt?

Astronomen haben im benachbarten Sternensystem Centaurus den Exo-Planeten »Proxima b« entdeckt, auf dem vielleicht sogar Leben möglich ist.

Screenshots einer Planetenlandung in Elite: Dangerous. In der Realität sind wir davon Lichtjahre entfernt. Screenshots einer Planetenlandung in Elite: Dangerous. In der Realität sind wir davon Lichtjahre entfernt.

Nicht wenige Menschen träumen schon lange davon, dass endlich bewohnbare Planeten im Universum entdeckt werden und wir unseren Erdhorizont um - vielleicht - bisher unvorstellbare Geheimnisse und »Wunder« erweitern können. Die Affinität vieler Gamer zum Weltraum und die Beliebtheit von Explorations-Szenarien in Spielen ist da nur ein vergleichsweise kleiner Beweis für den auch heute noch ungebrochenen Entdeckerdrang des Menschen.

Spiele wie Elite: Dangerous, No Man's Sky und das kommende Star Citizen beinhalten von vielen Spielern gewünschte Mechaniken wie das Erkunden gigantischer Universen, das Bereisen von Planeten und das Erkunden derselben. Aber werden wir in unserem vergleichsweise kurzen Leben noch miterleben, wie die Menschheit eine weitere Erde - oder sogar außerirdische Lebensformen - entdeckt?

Proxima b

Der neue Name für die von Astronomen erneut angefachte Hoffnung auf einen erdähnlichen Planeten - oder zumindest einen Planeten, auf dem Leben möglich sein könnte, in welcher Form auch immer - ist Proxima b. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Exo-Planeten im Sternensystem Centaurus, den allerdings keiner der Forscher je wirklich zu Gesicht bekommen hat.

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Was ist ein Exo-Planet?
Bei Exo-Planeten handelt es sich um Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems und damit außerhalb der von der Sonne ausgehenden Gravitation liegen. Exo-Planeten können sich im freien Raum befinden oder andere Himmelskörper umkreisen, beispielsweise Braune Zwerge.

Die Existenz von Proxima b ist nicht durch ein Teleskop auf Sicht, sondern mathematisch ermittelt worden. Er befindet sich ungefähr 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt (in stellaren Maßstäben ist das ganz in der Nähe, nur schlappe 40 Billionen Kilometer) und umkreist einen Roten Zwerg, dem massearmen Stern Proxima Centauri.

Planet errechnen

Im Weltraumspiel Star Citizen sollen wir Planeten entdecken und erkunden dürfen. Im Weltraumspiel Star Citizen sollen wir Planeten entdecken und erkunden dürfen.

Die Entdeckung von Proxima b wurde durch das Studium des Lichts, dass von Proxima Centauri ausgeht, ermöglicht. Die verwendete Methode nennt sich »Radialgeschwindigkeitsmethode«. Wenn Exo-Planeten um einen Stern kreisen, dann liegt der Rotationspunkt beider Himmelskörper nicht in der Mitte des Sterns.

Das führt dazu, dass der Stern, von der Erde aus gesehen, zu »wackeln« scheint. Seine Lichtwellen werden dadurch gestaucht, wenn er auf seiner Kreisbahn der Erde näher kommt. Entfernt er sich wieder, werden die Lichtwellen gestreckt. Den Unterschied können Astronomen messen und damit die Masse des Exo-Planeten berechnen.

Und siehe da: Proxima b hat nur ungefähr die 1,3-fache Masse der Erde, ist also ähnlich groß. Zusätzlich befindet sich der Exo-Planet in der sogenannten »habitablen Zone«. Dabei handelt es sich um den Abstandsbereich von einem Zentralgestirn, in dem sich ein Planet befinden muss, damit dort theoretisch flüssiges Wasser vorkommen kann.

Und flüssiges Wasser - eines der wenigen Dinge, die wir aus dem Biologie-Unterricht mitgenommen haben - ist die Grundlage allen (möglichen) Lebens. Bedeutet das aber, dass Proxima b Leben enthält?

Besonderer Planet unter erschwerten Bedingungen

Leider nicht zwangsläufig. In den vergangenen zwanzig Jahren haben Forscher bereits jede Menge Exo-Planeten gefunden, mittlerweile sind es rund 3.000 Stück. Bewohnbare Planeten waren aber bisher nicht darunter. Was macht Proxima b also so besonders?

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Astronom Dr. Philipp Eigmüller vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sagt dazu:

"Er liegt in der habitablen Zone und ist wahrscheinlich ein Gesteinsplanet. Zudem kreist er um den uns nächsten Stern."

Bei aller Euphorie über die Entdeckung gibt es aber auch jede Menge eher suboptimale Bedingungen für Proxima b. Der Exo-Planet kreist gebunden um seinen Zentralstern, also ähnlich wie der Mond um die Erde. Das heißt: Auf einer Seite ist immer Tag, auf der anderen immer Nacht. Wahrscheinlich bedeutet dass, das die eine Seite zu heiß, die andere zu kalt für Leben ist - wenngleich es die theoretische Möglichkeit der Verteilung von Wärme durch Winde gibt.

Noch etwas unangenehmer ist allerdings die Röntgenstrahlung, die von Proxima Centauri aus auf den Exo-Planeten einprasselt. Die ist nämlich rund 400-mal stärker als die Strahlung, die wir auf der Erde von der Sonne abbekommen. Die für jegliches Erbgut ziemlich schädliche Strahlung könnte nur durch ein Erdmagnetfeld abgefangen werden. Ob Proxima b so einen Schutzschild besitzt, ist aber nicht bekannt.

Keine Zwillings-Erde?

Im Weltraumspiel No Man's Sky finden wir Leben auf anderen Planeten. Und wann gelingt uns das im realen Universum? Im Weltraumspiel No Man's Sky finden wir Leben auf anderen Planeten. Und wann gelingt uns das im realen Universum?

Also wieder nichts mit Leben im All? Weitere Forschung wird zeigen, ob Proxima b ein vielversprechender Kandidat ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering ist. Und obwohl er sich vergleichsweise nahe an der Erde befindet - mit der derzeitigen Technik bräuchte man über 80.000 Jahre, bis eine Sonde dort ankäme. Initiativen wie das von Dr. Stephen Hawking unterstützte Breakthrough-Starshot-Projekt, versuchen mit alternativen Methoden in erheblich viel kürzerer Zeit Sonden ins Nachbar-Sonnensystem zu schleusen. In jedem Fall wird Proxima b als neuer Fixpunkt in der Weltraumforschung dienen.

Der Traum von der Entdeckung außerirdischen Lebens oder eines außerirdischen Lebensraums wird so schnell jedenfalls nicht aufhören. Aber wir werden wahrscheinlich nicht mehr das Glück haben, eine solche bahnbrechende (und vielleicht auch alles verändernde) Entdeckung zu erleben.

Da bleibt uns nur die Reise zu den virtuellen Sternen. Mit einer VR-Brille auf der Nase können wir uns heute beispielsweise in Elite: Dangerous einen - zumindest fantasievollen - Vorgeschmack auf das holen, was vielleicht irgendwann in ferner Zukunft Menschen wirklich tun dürfen.

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