Seite 2: 127 Hours - Arm ab oder Leben weg: Das ist hier die Frage

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One Man Show

Stellt man sich selbst einmal vor, in Ralstons tragische Lage zu geraten, würde man seine Zeit womöglich damit verbringen, stundenlang zu schluchzen, verzweifelt zu fluchen und irgendwann bei eintretender Akzeptanz des unabwendbaren Dahinscheidens still seinem Ende entgegen zu sehen. Solch eine Darbietung wäre in Filmform wahrscheinlich auch mitreißend, über Spielfilmlänge jedoch auch schnell unangenehm zu verfolgen. Auf den Filmhelden von 127 Hours trifft das nur kurz zu, denn die längste Zeit seines Spaltenaufhalts verbringt Ralston mit überraschender Leichtigkeit. Der Abenteurer empfindet sein Pech als so unwirklich, dass er es selbst kaum glauben kann und es später sogar als gerechte Strafe dafür hin sieht, dass er so töricht war, eine lebensgefährliche Klettertour ohne Vermerk für etwaig benötigte Retter zu unternehmen. Ein Gedanke, der ihn bitterlich lachen lässt.

James Franco, den man bislang am ehesten als Harry Osborn aus Sam Raimis Spider-Man Filmen kennen dürfte, macht Ralston eigenhändig zu einer faszinierenden Persönlichkeit. Seine seltsame Art mit der Tragödie umzugehen hat sogar etwas Clownhaftes an sich, denn was ursprünglich sein Abschiedsvideo für seine Famliie werden soll, wird zur Aufnahme der Aron Ralston Show. Er reißt plötzlich Witze, macht sich über sich selbst lustig und spielt den charismatischen Entertainer für ein unsichtbares Publikum. Echte Verzweiflung schimmert dabei jedoch immer wieder durch und es ist sehr interessant zu sehen, wie viele Gefühlswallungen er durchlebt, wie er sich selbst etwas vormacht, sich selbst auslacht und es innerlich sacken lässt. Trotz seines beschränkten Aktionsradius wird seine Lage auch nie langweilig, da er ständig zu tun bekommt und immer wieder mit neuen Problemen und Befreiungsversuchen gefordert wird.

127 Hours Video starten 2:14 127 Hours

Hinter der Kamera

Danny Boyle ist mittlerweile einer der Besten seines Fachs, was auch er in diesem Fall wieder ohne größere Mängel beweist. Sein Film spiegelt technisch gekonnt Ralstons faszinierende Persönlichkeit wieder, indem er optisch ebenso farbenfroh und dynamisch ausfällt und recht schnell, jedoch nie hektisch geschnitten ist. In sämtlichen Charaktermomenten Francos akzentuiert er die jeweilig intendierten reichhaltigen Emotionen, sei es Ralston als unterhaltsamen Showmaster, als gebrochenen Mann vor dem Sterben oder als coolen Outdoor-Profi, der lässt durch die Wüste kurvt, wirkungsvoll, ohne es forciert wirken zu lassen. Boyle läuft eine schmale Linie, hält den Balance-Akt jedoch und schafft es, die Geschichte niemals zu rührselig, zu hart oder zu lustig zu gestalten.

Um etwas Abwechslung in das einsilbige Ein-Mann-Geschehen in der Spalte zu bringen, würzt er es regelmäßig mit Träumen, Halluzinationen und Delirium-Vorstellungen Ralstons, die farblich Kontrast zu seiner Lage darstellen und davon ablenken, dass es nur um einen Mann unter einem Stein geht. Verbleibende Zeit spickt er mit Survival-Momenten, die aufgrund hervorragender Regie so gelungen sind, dass selbst etwas so Alltägliches wie ein Regenschauer zum Spannungsmoment wird. Trotz des tragischen Schicksals und dramatischer Momente bleibt der Film auch stets optimistisch, ohne je in kitschiges Happy-End abzudriften. 127 Hours führt in eine missliche Lage, lässt unter dem Strich aber Platz für Hoffnung und Erlösung, sodass die meisten den Film in guter Laune verlassen dürften.

Fazit:

Christian Mester (bereitsgesehen.de): Ein Film über einen Mann, der in einer Felsspalte stecken bleibt? Das mag auf den ersten Blick nicht allzu interessant klingen, doch 127 Hours ist tatsächlich ein unterhaltsamer und bewegender Film geworden, der seinem derzeitig großen Presse-Wirbel gerecht wird. Ein ungewöhnliches Survival-Drama, das fraglos jeden ansprechen dürfte, der bereits den ähnlichen, ebenfalls hervorragenden Into the Wild gesehen hat.

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