Die Microsoft-Ente
Diese treibende Kraft könnte Microsoft sein, deren Windows- Betriebssystem nahezu alle Heim- PCs steuert. Aber der US-Softwareriese steckt in einem Interessenskonflikt, denn mit der Xbox 360 hat er bereits ein Spieleeisen im Feuer. Im Marktkampf gegen Sony und Nintendo kommt hausgemachte Konkurrenz ungelegen. So bleiben Microsofts durchaus sinnvolle Strategien für die Zukunft der PC-Spiele bislang weitgehend Lippenbekenntnisse. Das mit viel Tamtam angekündigte Qualitätssiegel »Games for Windows« erfüllt bislang keine der in es gesetzten Erwartungen:
Spiele sollen das »Games for Windows«-Logo nur dann tragen dürfen, wenn sie von Microsoft auf Fehlerfreiheit getestet wurden. Das ist bislang Wunschdenken. Selbst großflächig verbuggte Spiele wie The Witcher (rund 200 Korrekturen allein im ersten Patch am Erscheinungstag) schmücken sich mit dem offiziellen Schriftzug.
Eine Leistungszahl auf der Packung soll Besitzern von Windows Vista auf einen Blick sagen, ob das Spiel auf ihrem System gut läuft. Die Angabe ist so unzuverlässig, dass alle Spielhersteller sie weglassen.
»Games for Windows«-Spiele laufen unter allen Vista-Versionen und lassen sich einfach installieren. Das ist löblich – sollte bei modernen Spielen aber selbstverständlich sein. The Witcher kämpft unter Vista trotzdem mit häufigen Abstürzen.
Microsofts eigene Begeisterung für Games for Windows ist denn auch merklich abgekühlt. Seit der Ankündigung herrscht Stille um das Programm. Dabei ist die Grundidee richtig: Eine übergeordnete Instanz müsste PC-Spiele auf Qualität und Kompatibilität hin abklopfen. Microsoft scheut nicht nur den finanziellen und logistischen Aufwand, der zu einem so umfangreichen Testprogramm gehört. Vor allem fehlt der Wille, sich gegen die großen Hersteller durchzusetzen. Denn denen ist die externe Gängelei nicht willkommen. Auf den Konsolen lassen sich Microsoft, Sony & Co ihre Qualitätskontrolle nicht nur saftig bezahlen, sie reden auch bei Designentscheidungen mit. Zudem verzögert die Prüfung den Erscheinungstermin. Solange das »Games for Windows«-Gütesiegel nicht ein eindeutiger Verkaufsvorteil ist, dürften die meisten Spielehersteller keinen Grund dafür sehen, freiwillig teurer und langsamer als die Konkurrenz zu sein.
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