Der Charakter-Editor
An den Terminals wechseln wir bei Bedarf auch unsere Waffen. Die sind in Brink nicht klassengebunden, fühlen sich aber alle recht gleich an: Wir müssen unsere Gegner relativ lange beharken, können uns entsprechend aber auch oft aus der Schusslinie retten. Einen Hardcore-Modus mit erhöhter Feuerkraft bietet Brink nicht.
Um die ganz dicken Wummen tragen zu dürfen, die sich in erster Linie durch größere Magazine hervortun, müssen wir im Charakter-Menü ein Alter Ego mit schwerem Körpertyp erschaffen. Der ist dann stärker, aber auch träger als der mittlere und der leichte Kämpfer.
Die schlanken Kerle dürfen Dank des »SMART«-Bewegungssystems über Hindernisse hechten und auf dem Boden herumrutschen: Einfach die Sprinten-Taste drücken und gegen ein Objekt rennen, und unser Held macht den Rest. Was wohl ein Free-Running-System à la Mirror’s Edgehätte werden sollte, entpuppt sich als überflüssige Spielerei, die im besten Fall die Springen-Taste ersetzt, im schlimmsten Fall für hakelige Animationen und Clipping-Fehler sorgt. Hinzu kommt, dass unsere Spielfigur in Brink im Gegensatz zu Mirror’s Edge oder der Crysis-Reihe gar keinen für uns sichtbaren Körper hat. Und wo nichts ist, kann man auch nichts fühlen.
Der leichte Kämpfertyp kann als Einziger besonders steile Hindernisse überwinden. Die muss man allerdings erst mal finden und ihren taktischen Nutzen erkennen. Uns ist das bislang nicht gelungen. Weil der Schmalhans obendrein weniger Treffer einstecken kann als seine Kollegen, rennen auf den Brink-Servern fast nur schwere und mittlere Körpertypen herum, wobei nur die letztgenannten ab und zu mal das SMART-System einsetzen, wenn auch eher zufällig. Wegen der vornehmlich massigen Charaktere spielt sich Brink also relativ langsam. Da hatten wir mehr Tempo erwartet.
Künstliche Dummheit
Brink ist ziemlich komplex. Deshalb gibt’s im Spiel zahlreiche Tutorials, die die einzelnen Missionen und Klassen erklären, sowie Herausforderungs-Levels, in denen wir die Spezialfähigkeiten der Kämpfer trainieren können. Dennoch treffen wir auf den Servern immer wieder Spieler, die offensichtlich verwirrt sind. Und wo schon menschliche Hirne versagen, kann man die KI getrost in der Pfeife rauchen.
Die kommt mit der Fülle an Aufgaben überhaupt nicht zurecht und scheint schon mit der Grundanforderung »Schieß auf den Feind!« überfordert. Wenn wir Brink alleine gegen Bots spielen, schwankt das Erlebnis zwischen den Extremen: Zehn Minuten lang eine Stellung gegen angreifende Dumm-KI zu verteidigen ist unglaublich einfach und langweilig, zehn Minuten lang eine Bombe legen zu wollen, während einem die Trottel-Bots nicht helfen und niemand sonst schlau genug ist, die Soldatenklasse richtig zu spielen, ist unmöglich schwer und frustrierend.
»Was schert mich die KI«, möchte man meinen, »Brink ist ja ein Multiplayer-Shooter!« Doch leider sind die Bots dicht mit dem Spielerlebnis verwoben. Die erwähnten Herausforderungs-Level etwa, mit denen wir Waffenaufsätze freischalten, lassen sich nur gegen Bots bestreiten. Wahlweise zwar auch kooperativ mit bis zu drei Mitstreitern, aber die spontan im Internet zu finden kann dauern.
Die Match-Suche
Darüber hinaus verrät der irgendwo auf einer unteren Menüebene verstecke Server-Browser nicht, ob KI-Kämpfer im jeweiligen Match ein- oder ausgeschaltet sind. Fähige Admins schreiben das deshalb in den Match-Titel (»NO BOTS!«). Auch sonst bietet der Browser nur wenige Filter und Einstellmöglichkeiten -- überraschend für ein Entwicklerteam, das schon vor Jahren bessere Browser programmiert hat.
Wer die Kampagnen in der richtigen Reihenfolge spielen und die hübschen, aber grausig auf Deutsch vertonten Einführungsvideos zu den Missionen sehen will, muss zwangsläufig solo spielen, sonst werden die Missionen durcheinander gebracht und die Clips in der Regel abgebrochen.
Einziger Vorteil der Dumm-Bots: Kampagnen-Missionen liefern ebenfalls Erfahrungspunkte. Wer sich also nicht mit echten Gegnern herumschlagen will, kann hier leichte KI-Hanseln »farmen«, dadurch Upgrades freispielen und erst dann Multiplayer-Schlachten beitreten. Das entwertet letztlich die Erfahrungspunkte-Jagd ein wenig, den Endlevel (Stufe 20) kann man so in wenigen Tagen erreichen. Aber das muss ja nicht schlecht sein, denn wer seine Gier nach Punkten und Talenten erstmal befriedigt hat, konzentriert sich vielleicht mehr auf das eigentliche Spiel.
Aber auch im Versus-Modus gegen menschliche Kontrahenten füllt Brink die Server-Plätze standardmäßig mit KI-Deppen auf, wenn nicht genug echte Spieler zusammenkommen. Wenn sich Ihre Kollegen und Gegner also plötzlich wirr verhalten, dann sind sie vermutlich Bots. Oder Holländer, denen gerade das Wasser in den PC schwappt.
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