Die belgische Schriftstellerin Amélie Nothomb schreibt in ihrem Roman Liebessabotage ziemlich provokativ: »Das einzige, was über den Krieg ehrlicherweise zu sagen wäre, wird nicht gesagt: dass man den Krieg führt, weil man den Krieg liebt und weil er ein guter Zeitvertreib ist.« Ob das für echte Schlachten gilt, darf bezweifelt werden. Für den Ego-Shooter Call of Duty: Modern Warfare trifft es dagegen voll ins Schwarze. Selten waren Kampfeinsätze so packend, so faszinierend ? dabei schildert das Spiel den zeitgenössischen Krieg in drastischer Dramatik.
Jetzt ist Krieg!
Der Untertitel Modern Warfare ( » moderne Kriegsführung«) ist Programm: Der Entwickler Infinity Ward verlässt nach den ersten beiden Teilen der Reihe (Call of Duty 3 wurde von Treyarch entwickelt und erschien nur für Konsolen) die bekannten Weltkriegsschlachtfelder von 1944 und 1945 und widmet sich der Gegenwart.
Call of Duty 4 schnappt sich das derzeit beliebteste Feindbild, den Terrorismus: Der russische Ultranationalist Imran Zahkaev zettelt mithilfe des verbündeten Bandenchefs Al-Asad einen Putsch in einem fiktiven Nahost-Staat an, um von einem gigantischen Anschlag auf die Ostküste der USA abzulenken. Während US-Marines auf der arabischen Halbinsel Weltpolizei spielen, wähnt sich Zahkaev im Hinterland von Aserbaidschan in Sicherheit. Doch der Unruhestifter hat nicht mit der britischen Elitetruppe Special Air Service (SAS) gerechnet, die ihn schon seit Jahren auf dem Kieker hat.
Schiff ahoi, die erste
Getreu den Vorgängern schlüpfen wir in Call of Duty 4 abermals in die Rollen mehrerer Protagonisten: des US-Marines Paul Jackson, des SAS-Sergeants »Soap« McTavish und dessen Vorgesetzten Captain Price. Letzteren spielen wir in einer Rückblende. Alles beginnt mit McTavish im rundum gelungenen Tutorial: Bevor wir an einer geheimen Operation auf einem Frachter in der Beringstraße teilnehmen dürfen, müssen wir nämlich auf einem Übungsparcours unser Können unter Beweis stellen.
Abhängig davon, wie schnell wir uns durch einen Holznachbau des Schiffoberdecks kämpfen und wie genau wir dabei auf die hochklappenden Papp-Gegner zielen, schlägt uns das Spiel einen von vier Schwierigkeitsgraden vor ? eine zugleich sinnvolle wie unaufdringliche Art der Spielerführung.
Schiff ahoi, die zweite
Nach dem Training setzt uns das Spiel in einen Helikopter, der sich dem Frachter nähert. Die See tobt unter uns, Blitze durchzucken den Himmel, wir seilen uns ab. Und uns wird schlagartig klar, warum die Mission »Besatzung entbehrlich« heißt: Die KI-Kameraden zögern keine Sekunde, den Kapitän und die Bordoffiziere niederzuschießen. Entgeistert verfolgen wir, wie das Spezialkommando mit kalter Effizienz einen Betrunkenen und zwei Schlafende in ihren Kojen exekutiert. Warum das Vorgehen so skrupellos ist, merken wir, als wir uns über Deck zu weiteren Aufbauten geschlichen haben: Der Kahn ist voll von Terroristen. Zu unterscheiden, wer hier wer ist, würde unseren Einsatz gefährden.
Wir stürmen ins Herz des Schiffs und finden schließlich, was wir befürchtet haben: einen Atomsprengkopf. Empfänger ist ein gewisser Al-Asad. Kaum haben wir die gefährliche Fracht entdeckt, ereilt uns eine Funknach richt: Feindliche Flugzeuge nähern sich. Man will uns daran hindern, die Bombe zu bergen. Dann kracht es auch schon, das Schiff ächzt, knarzt, bekommt Schlagseite. Uns bleibt nur die Flucht. Im Prinzip ist diese erste Mission noch immer ein Teil des Tutorials, denn man macht Sie darin mit dem grundlegenden Mechanismus des Spiels vertraut: Wer im rechten Moment vorrückt, gewinnt. Wer sich an einer Stelle verschanzt, muss eine Zeit lang mit immer neuen Gegnerwellen rechnen. Zwar gibt es auch Areale, in denen Sie alle Feinde ausschalten müssen, bevor es weitergeht, doch die sind eher selten. Später sind Sie es, der die KI-Kameraden zur Bewegung animiert, indem Sie Ihre Position nach vorn verlagern. Auf dem Schiff übernimmt diese Aufgabe noch Captain Price.
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