Carmageddon: Reincarnation im Test - Schock oder Schrott?

Carmageddon: Reincarnation will im Test mit Gewalt und Nostalgie punkten. Aber seit dem erste Serienteil von 1997 hat sich viel getan - außer bei Carmageddon. Doch wann wird Trash zu Schrott?

Gewohnt brutal, aber auch gut? - Eine +quot;Spritztour+quot; in Carmageddon Reincarnation Video starten 4:57 Gewohnt brutal, aber auch gut? - Eine "Spritztour" in Carmageddon Reincarnation

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Carmageddon: Ein Name, der Jugendschützer bis heute in spontane Schockstarre versetzt. Im Actionrennspiel von 1997 führt uns der Weg zum Sieg nicht nur über eine Piste, sondern ebenso über die Wrackteile der Konkurrenz (kein Problem) und vor allem über die zermalmten Körper Hunderter Fußgänger (Riesenproblem!). Deshalb sind die englischen Originalversionen der ersten beiden Teile bis heute auf dem Index - was damals freilich kaum jemanden davon abgehalten haben dürfte, sie dennoch zu spielen. Als Carmageddon: Reincarnation kehrt der Albtraum aller Sittenwächter nach jahrelangem Winterschlaf jetzt als Remake zurück.

Zum Thema:Unser Report: Gewalt kann so schön sein

Achtung, Absturz!
In den Steam-Foren und auf der offiziellen Homepage des Spiels berichten viele Spieler von Abstürzen beim Spielstart. Bei uns sind diesbezüglich keine Fehler aufgetreten, deshalb nehmen wir keine Abwertung vor. Trotzdem möchten wir Sie auf dieses Problem hinweisen.

Carmageddon: Reincarnation - Screenshots ansehen

Die Rennspielmumie

Mit dem Geld von fast 16.000 Kickstarter-Backern haben die Entwickler von Stainless Games ihren Traum verwirklicht. Ihr Ziel: Wir holen das klassische Carmageddon-Spielgefühl zurück und bringen es auf den aktuellen Stand der Technik. Teil eins dieser Aufgabe haben sie mit Bravour erfüllt. Teil zwei ebenfalls - sofern man mit »aktueller Stand der Technik« etwa das Jahr 2007 meint.

Den Göbel-Bonus gibt’s, wenn wir uns trotz der furchtbaren Grafik drei Stunden lang nicht übergeben haben. Spaß beiseite, das Schadensmodell sieht tatsächlich sehr ordentlich aus. Den Göbel-Bonus gibt’s, wenn wir uns trotz der furchtbaren Grafik drei Stunden lang nicht übergeben haben. Spaß beiseite, das Schadensmodell sieht tatsächlich sehr ordentlich aus.

Schon ein Blick auf unsere Screenshots zeigt: Rein technisch hat Carmageddon: Reincarnation deutlich mehr Ähnlichkeit mit seinem 18 Jahre alten Urgroßopa als mit einem modernen Rennspiel wie Project Cars. Oder wie es ein Kollege im Vorbeigehen ausdrückte: »Würde man Queen Mum heute wiederbeleben, wäre sie immer noch schärfer als das!« Ja, geschmacklos. Aber trotzdem oder gerade deshalb ein passender Vergleich.

Trotz Grafik aus grauer Vorzeit neigt das Spiel zudem selbst auf modernen PCs zu heftigen Rucklern und das Laden dauert auch mit schnellem Arbeitsspeicher gefühlte Ewigkeiten. Um das Technikdesaster komplett zu machen, sind die Soundeffekte teils von katastrophaler Qualität. Allein der »Halleluja«-Sound eines Power-Ups klingt, als wurde er mit dem Handy aufgenommen.

Kuh trifft Kühlergrill

Ja, auch Kühe in Schutzanzügen laufen uns in Carmageddon vors Auto. Ja, auch Kühe in Schutzanzügen laufen uns in Carmageddon vors Auto.

Okay, die Technik bekommt ne glatte 6, aber unter der hässlichen Haube brummt ein kräftiger Retro-Motor. Die sogenannten Classic-Carma-Rennen ziehen ihren Charme genau wie damals aus dem völligen Chaos, das entsteht, wenn acht Spieler gleichzeitig versuchen, einen Wettkampf auf eine von drei Arten für sich zu entscheiden. Möglichkeit eins: Wir benehmen uns wie halbwegs zivilisierte Rennpiloten und versuchen innerhalb eines Zeitlimits fünf Runden auf den frei befahrbaren Checkpoint-Kursen zu absolvieren.

Möglichkeit zwei: Wir pfeifen auf zivilisiert und verarbeiten die Karren unserer Gegner mit Rammstößen zu unförmigen Metallklumpen. Die dritte Möglichkeit: sämtliche Fußgänger in den offenen Arealen in Menschenmatsch zu verwandeln. Letzteres ist allerdings kaum praktikabel, weil schlicht zu viele Passanten unterwegs sind, um innerhalb des Zeitlimits wirklich alle zu erwischen.

Das heißt aber keineswegs, dass nicht trotzdem zahllose Menschen als blutige Flecken auf unserer Windschutzscheibe enden, schließlich bringt uns jeder überfahrene Zwei-, Drei- oder Vierbeiner (es gibt auch Kühe und Omas mit Gehhilfe) einen netten Zeit- und Punktebonus. Meistens verfolgen wir erst mal jeden Weg ein bisschen, fahren hier einen Gegner zu Klump, mähen dort einige Footballspieler nieder und durchqueren nebenher Checkpoints.

Und irgendwann schauen wir dann, welche Variante uns am schnellsten den Sieg einbringt. Um den Irrsinn zu komplettieren, sammeln wir unterwegs zahllose Power-Ups ein. Die Items rangieren zwischen nützlich (kostenlose Reparatur), hilfreich (Ambosswerfer, blinde Fußgänger), bekloppt (Stachelkugel an der Kette, Pinball Modus), hinderlich (wabbelige Federung) und selbstmörderisch (Glasknochen).

Power-Ups halten auch gerne mal fiese Überraschungen bereit. Dank »Glasknochen« sind wir ein leichtes Opfer für die Konkurrenz. Power-Ups halten auch gerne mal fiese Überraschungen bereit. Dank »Glasknochen« sind wir ein leichtes Opfer für die Konkurrenz.

In diesem Chaos entstehen irrwitzige Momente, die es so nur in Carmageddon geben kann. Wenn wir von einem Hochhaus springen, im Flug Menschen mit riesigen Sprungfedern durch das Level schießen und dann rein zufällig genau auf einem Gegner landen, der prompt explodiert, fühlen wir uns wieder wie der Junge, der damals kichernd vor dem Rechner eines Freundes saß - den Ton möglichst leise, damit auch kein Erwachsener unbemerkt ins Zimmer platzt. Die meiste Zeit aber müssen wir uns eingestehen, dass Carmageddon nicht nur technisch hoffnungslos veraltet ist.

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