Cities in Motion 2 im Test - Das bessere SimCity?

Nach dem gelungenen Vorgänger fährt sich Cities in Motion 2 in unserem Test selber an die Wand. Fast könnte man meinen, die Verkehrssimulation sei überhastet veröffentlicht worden, um schnell noch frustrierte SimCity-Spieler abzugreifen.

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Ach, hätte es doch nur den ersten Teil gegeben! Das gilt im Kino für Matrix und Highlander, am PC für Elite - und Cities in Motion. Denn die Verkehrssimulation, die uns vor zwei Jahren noch so positiv überraschte, bringt uns auch im Test von Cities in Motion 2 zum Staunen.

Nämlich darüber, wie man so dermaßen konsequent Stärken weglassen und Schwächen ausbauen kann. Aus echten Metropolen wie Berlin oder Amsterdam wurden graue, namenlose Städte. Der hübsche Modellbahn-Look mit vielen Hinguckern (Riesenrad am Wiener Prater, Eisenbahnen, Flugzeuge) wich Betonwüsten, die zwar interessante Straßenzüge auffahren, aber furchtbar langweilig und generisch aussehen.

Grafik ist mir egal, mögen da die Simulations-Fans rufen, dafür simuliert Cities in Motion 2 doch komplexe Tagesabläufe, und wir dürfen alle Fahrpläne feintunen. Mit Rush Hour morgens und abends, abgespeckten Nachtfahrplänen und neuerdings auch Wochenend-Verkehr, also weniger Berufspendlern, dafür mehr Fahrgästen Richtung Park und Oper.

Stimmt alles - aber wenn das schon simuliert wird, würden wir es auch gerne richtig sehen. Im ersten Cities in Motion konnten wir auf dem ersten Blick erkennen, ob wir genug Fahrgäste zur Achterbahn schaufeln, denn dort herrschte entweder Hochbetrieb oder gähnende Leere.

Und bei Cities in Motion 2? Da gibt's weder Achterbahn noch Hochbetrieb, sondern nur die gähnende Leere. Sogar potenzielle Hingucker wie ein Baseballstadion degenerieren zur Kulisse, wenn selbst samstags und sonntags kein Spieler auf dem Rasen zu sehen sind - obwohl sichtbar Leute in die Arena strömen. Nur eine der vielen Macken von Cities in Motion 2.

Steam-Pflicht
Cities in Motion 2 nutzt Valves Online-Plattform Steam. Sie müssen dort ein Benutzerkonto anlegen und das Spiel damit verknüpfen. Deshalb lässt sich die Verkehrssimulation auch nicht mehr weiterverkaufen.

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Mit Blaulicht zur Schicht

Okay, lassen wir die maue Grafik und Atmosphäre mal weg - wie sieht's denn mit dem reinen Simulationsaspekt aus? Schafft Cities in Motion 2 das, was zuletzt SimCity vergeigt hat, nämlich einen echten Tagesablauf seiner Bewohner zu schaffen? Die Antwort: jein. Grundsätzlich ist das Verhalten realistischer als bei den Sims.

Depotzwang: Neuerdings müssen alle Strecken mit einem Depot verknüpft sein, dort werden die Fahrzeuge gewartet. Das macht das Streckenverlegen und Fahrplan-Optimieren noch kniffliger. Depotzwang: Neuerdings müssen alle Strecken mit einem Depot verknüpft sein, dort werden die Fahrzeuge gewartet. Das macht das Streckenverlegen und Fahrplan-Optimieren noch kniffliger.

Unsere Bewohner, nennen wir sie mal Cims, haben einen festen Wohnsitz und Arbeitsplatz. Wenn unsere Busse und Bahnen sie zügig, bequem und preisgünstig vom Wohnhaus zum Arbeitsplatz und zurückbringen können, steigen die Cims vom Privatwagen auf unsere Straba um.

Das Spiel berücksichtigt sogar Schichtarbeit - ein Teil der Arbeiter fährt abends zur Fabrik, malocht acht Stunden und pendelt morgens zurück. Alles super also? Leider nein. Immer wieder beobachten wir zum Beispiel Cims, die von einer Sekunde zur nächsten an ihren Zielort beamen.

Aber es kommt noch krasser: Wie im Vorgänger sausen gerne mal Polizei- und Feuerwehrwagen durch die Stadt. Vor zwei Jahren löschten sie noch Brände oder halfen bei Verkehrsunfällen, es gab Staus und genervte Bewohner.

Und heute? Als wir einen Feuerwehrwagen per Verfolgerkamera durch die ganze Stadt begleiten, staunen wir am Zielort nicht schlecht: Blaulicht und Martinshorn gehen aus, und aus dem Wagen steigt ein schlipsbewehrter Angestellter, der für acht Stunden in seinem Bürogebäude verschwindet. Der Feuerwehrwagen wird solange unsichtbar, zum Feierabend taucht er wieder auf, und der Angestellte fährt heim - immerhin ohne Blaulicht und Sirene.

Ein Einzelfall? Mitnichten: Jedes einzelne Einsatzfahrzeug dient quasi als Privatwagen, wir beobachten ein Polizeiauto, das einen Arbeiter im gelben Blaumann zur Fabrik bringt, und weitere Feuerwehrwagen, aus denen ein Rentner oder Student klettert. Immerhin fahren die Blaulicht-Kisten realistisch vorsichtig über rote Ampeln - stehen aber auch wie bei SimCity im Stau, weil niemand Platz macht.

Simutrans Simutrans

Simutrans: Die Gratis-Alternative
Bereits seit 1997 punktet die Gratis-Verkehrssimulation Simutrans bei Genrefans, seitdem wird sie ständig erweitert. Komplexe Passagier- und Güterkreisläufe mit verschiedensten Transportmitteln, unterschiedliche Epochen und zahlreiche Grafiksets vom Comic-Look bis zur Science-Fiction-Optik machen das Spiel zum Geheimtipp. Unter www.simutrans.de finden Sie alle Dateien, Tutorials und eine freundliche Community, die auch bei der langen Einarbeitungszeit hilft.

Fingerverknotendes Linienverlegen

Okay... Grafik und Atmosphäre sind schlechter als früher. Die Simulation funktioniert auch nicht so ganz richtig. Aber hey, das Streckenbauen, die Fahrpläne, das macht doch bestimmt Spaß? Leider wieder jein. Von den fünf Fahrzeugtypen Bus, Straßenbahn, Wassertaxi, U-Bahn und Oberleitungsbus (ersetzt den Hubschrauber aus dem Vorgänger) lässt sich exakt ein Transportmittel schnell und unkompliziert auf die Strecke schicken: die normalen Busse.

Hier wird die U-Bahn zur Hochbahn. Hier wird die U-Bahn zur Hochbahn.

Depot errichten, Haltestellen verteilen, Haltestellen zu einer Strecke verbinden, fertig. Alle anderen, also vier von fünf, treiben uns beim Anlegen in den Wahnsinn, vor allem, wenn wir in den unübersichtlicheren Innenstädten bauen, mit eigentlich interessanten Häuserschluchten, Einbahnstraßen, Über- und Unterführungen.

Warum Wahnsinn? Erstens: Weil wir Straßenbahnschienen und O-Bus-Oberleitungen immer nur bis zur nächsten Kreuzung verlegen können. Eine schnurgerade Verkehrsachse von A im Norden bis B im Süden legen wir also nicht mit zwei Klicks, sondern mit 32, wenn 30 Kreuzungen dazwischenliegen.

Spontan hassen wir die großen Städte - dabei hat das Elend nicht mal angefangen, denn es folgt zweitens: Wenn Schienen und Oberleitung endlich verlegt sind, müssen wir die Haltestellen verteilen. Logisch. Um mehr Übersicht zu kriegen, wo wir den besten Einzugsbereich abgreifen, zoomen wir weiter heraus - und sehen prompt die Schienen oder Leitungen nicht mehr, die schon in der Nahansicht nur ein Pixel breit sind, beim Rauszoomen aber ganz verschwinden.

Für die neuen O-Busse verlegen wir die Oberleitungen selber – wie bei den Straßenbahnschienen eine sehr fummelig-fitzelige Angelegenheit. Für die neuen O-Busse verlegen wir die Oberleitungen selber – wie bei den Straßenbahnschienen eine sehr fummelig-fitzelige Angelegenheit.

Hilfsmittel wie farbige Linien gibt's nicht, also müssen wir ständig raus- und reinzoomen. Aber es geht noch weiter: Drittens müssen wir nämlich wieder alle Haltestellen miteinander verbinden, und wehe, irgendwo fehlt ein Stückchen Schiene oder Leitung - dann gibt's zwar einen Möööp-Sound, aber keinen Hinweis, wo die Lücke klafft. Also raus aus dem Linienmenü, rein ins Baumenü, Leitungsstück ergänzen, wieder ins Linienmenü.

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