Erstmal tief Luft holen. Denn die Liste ist lang. Eine Parade der Befürchtungen, die schon bei der Ankündigung von Dragon Age 2im Juli 2010 durch unser Hirn defilierte und die in den vergangenen Monaten noch ständig Zulauf bekam. Weil das Rollenspiel-Epos der kanadischen Hitschmiede Bioware (Baldur’s Gate, Mass Effect) im Vergleich zu seinem erfolgreichen Vorgänger jede Menge kontrovers diskutierte Änderungen erfährt. Bioware streicht die beliebten Origins-Geschichten. Bioware verzichtet auf die übersichtliche Taktikansicht. Bioware erhöht den Actionanteil in den Kämpfen. Bioware setzt das angestaubte Grafikgerüst des ersten Teils ein. Und Bioware erzählt die Geschichte von Dragon Age 2 in linearer Häppchenform. Klar, dass bei den Rollenspiel-Fans die Alarmglocken läuten. Ist das noch unser Spiel, ist das noch Dragon Age? Wir haben den Entwicklern auf den Zahn gefühlt.
Teil 1 war groß. Was wird Teil 2?
»Dass sich viele Fans Sorgen um das Spiel machen, ist ein Kompliment«, sagt uns David Gaider, der Erfinder und Autor des Dragon Age-Universums. Und fügt hinzu: »Bei einer Fortsetzung geht es darum, Dinge voranzutreiben, statt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen«. Da drängt sich die Frage auf, ob das überhaupt sein muss. Schließlich war und ist Dragon Age: Originsein Knaller, ein Genre-Hit allererster Güte. Spannend erzählt, vollgepackt mit bemerkenswerten Figuren, wendungsreichen Quests und dramatischen Entscheidungen. Nicht zuletzt brachte das taktisch anspruchsvolle Kampfsystem Dragon Age zu Recht den Ruf ein, das geistige Erbe des Rollenspiel-Klassikers Baldur’s Gate 2angetreten zu haben.
Warum also hantiert Bioware wie die Axt im Walde und baut alles um, was Dragon Age zu dem gemacht hat, was es ist und was die Fans daran so lieben? »Die Grundelemente bleiben erhalten und werden unverändert aus Origins übernommen«, versucht uns David zu beschwichtigen. »Wir feilen lediglich an den Details.« Klingt arg wage, Mr. Gaider! Also bohren wir ein bisschen tiefer.
Episoden statt durchgehender Handlung
Thema Geschichte. Die dreht sich in Dragon Age 2 um eine einzige Frage: Wer ist der Champion von Kirkwall? Denn die neue (wahlweise männliche oder weibliche) Hauptfigur Hawke ist kein vom Schicksal Auserwählter, sondern ein Flüchtling, der mit seiner Familie in dem Stadtstaat Kirkwall strandet und dort eine Revolution auslöst, die bald die ganze Welt in Aufruhr versetzt. Wie es soweit kommen konnte, welche Motive Hawke verfolgt und wie er oder sie letztlich zum guten (oder bösen) Champion aufzusteigen vermochte, erleben wir in einem satte zehn Jahre umfassenden Handlungsbogen.
Zusammengehalten wird die Geschichte durch eine Erzählerperspektive, angelegt als Verhör des Zwergen Varric durch die Kirchenabgesandte Cassandra Pentaghast. Darin erfahren wir nach und nach spannende Details über Hawke und dessen Taten, erzählt in episodenhaften Rückblicken, wie wir sie aus der Assassin’s Creed-Reihe oder Call of Duty: Black Opskennen. Ähnlich wie der Treyarch-Shooter verzichtet Dragon Age 2 auf eine stringent durcherzählte Handlung, sondern »hüpft« stattdessen von einem wichtigen Story-Ereignis zum nächsten.
Wird das Spiel dadurch nicht zu linear? »Nein, denn innerhalb der jeweiligen Zeitsprünge hat der Spieler alle Freiheiten zu tun, was er will, um seine Aufgabe zu erfüllen«, erklärt uns David. Soll heißen: In jeder Episode verfolgt Hawke ein spezielles Teilziel, das zwar fest vorgegeben ist, dessen Lösung wir aber frei angehen dürfen. Beispielsweise soll Hawke sich und seinen Angehörigen zu Beginn des Spiels durch Gunstbeweise bei der Schmugglerin Athenril oder dem Söldner Meeran Einlass in die Stadt erarbeiten.
Hierfür stehen uns zahlreiche Nebenaufgaben zur Verfügung, die wir Dragon Age-typisch diplomatisch, hinterhältig oder durch den Einsatz von Gewalt lösen. Ist das Ziel erreicht und sind Kirkwalls Tore fortan für uns geöffnet, wechselt das Programm zum Verhör, in dem Varric erzählt, was als nächstes passierte. Zurück zu Hawke, der nun einen Haufen Schulden tilgen soll, den sein Onkel unterdes angehäuft hat. Ein ganzes Spieljahr ist hier schon vergangen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.