Seite 2: Dragon Age 2 im Test - Ist das noch Dragon Age?

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Die Charaktere: Varric rettet alle

Abhängig davon, wie wir welche Quest lösen (und ob die sogenannte »Signature Edition« von Dragon Age 2 im Laufwerk rotiert), schart Hawke im Verlauf der Handlung bis zu neun höchst unterschiedliche KI-Begleiter um sich. Da gibt‘s etwa die hübsche, aber gefährliche Piratin Isabela, den aus Origins bekannten Magier Anders oder die resolute Menschen-Kriegerin Aveline, die bei der Stadtwache Kirkwalls angeheuert hat.

Das spannende Verhör zwischen Varric und Kassandra hält die Geschichte zusammen. Das spannende Verhör zwischen Varric und Kassandra hält die Geschichte zusammen.

Klasse: Wie schon im Vorgänger witzeln und streiten die Kameraden laufend untereinander, was uns das Gefühl gibt, mit echten Lebewesen unterwegs zu sein. Im Vergleich zu Origins bleiben die meisten Figuren aber recht flach. Warum etwa die junge Magierin Merrill ihr Volk verlässt, wird ebenso nur am Rande angesprochen wie Avelines Motivation, überhaupt den undankbaren Polizistenjob angenommen zu haben.

Lediglich der Zwerg Varric hebt sich positiv ab. Seine Sprüche und Ansichten, die sympathisch-raue Art und nicht zuletzt das Verhör zwischen ihm und der Kirchenabgesandten Kassandra, das die in Episoden erzählte Geschichte von Dragon Age 2 zusammenhält, sind großartig und erzeugen ein hohes Maß an Spannung. Wer bleibt ruhig auf dem Stuhl sitzen, wenn Varric seiner Zuhörerin von einer tragisch gescheiterten Expedition in die Tiefen Wege erzählt, die dann als nächste Quest auf uns wartet?

Dragon Age 2 - Test-Video Video starten 10:08 Dragon Age 2 - Test-Video

Das Epos: nicht auf Origins-Niveau

Die Haupthandlung von Dragon Age 2 beschäftigt für etwa zwölf bis 15 Stunden; das ist deutlich weniger als beim Vorgänger. Wer alle Nebenaufgaben löst, der ist zwar rund doppelt so lange unterwegs, doch das Gefühl eines epischen Rollenspiels mag dennoch nicht ganz aufkommen.

Praktisch: Die Karte zeigt an, wo wir welche Quests lösen können. Praktisch: Die Karte zeigt an, wo wir welche Quests lösen können.

Das liegt nicht nur an der vergleichsweise kurzen Spielzeit, sondern vor allem an der Welt. Hawke und seine Truppe sind im kompletten Spiel lediglich in Kirkwall unterwegs. Der Stadtstaat besteht zwar aus zahlreichen, stimmungsvoll gebauten Vierteln, und gelegentlich geht’s auch in die (eher kleinen) Außengebiete vor den Burgmauern, doch an denen haben wir uns schnell satt gesehen.

Dragon Age: Origins, das uns durch ganz Ferelden, vom Brecilian-Wald über Ostagar und Redcliffe bis ins Frostgipfelgebirge schickte, nahm ungleich größere Ausmaße an.

Das spürt man auch an der Geschichte. Einen gewaltigen Krieg, wie wir ihn aus dem Vorgänger kennen, gibt’s in Dragon Age 2 nicht. Statt um einen Feldzug gegen die Dunkle Brut und die Konfrontation mit einem mächtigen Erzdämon geht’s hier um den bereits in Origins angedeuteten Konflikt zwischen den Magiern und Templern, der nun in Kirkwall zu eskalieren droht.

Das erzählt das Spiel zwar sehr spannend, was vor allem an der Templerin Meredith und ihrem magiebegabten Gegenspieler Orsino liegt, die beide extreme, aber durchaus nachvollziehbare Ansichtsweisen haben. Dennoch lässt die Geschichte das benötigte Maß an Brisanz und Dramatik vermissen.

Klar wollen wir wissen, wer im Hintergrund Öl ins Feuer der beiden zerstrittenen Parteien gießt, was die geheimnisvollen Kunari damit zu tun haben und welche Seite letztlich gewinnt. Aber wir wollen auch weltumfassende Ereignisse, gewaltige Schlachten, epische Fantasy auf Origins-Niveau. All das erreicht Dragon Age 2 nur in Ansätzen.

Die Kämpfe: taktisch, aber fummelig

Auch wenn es keine Herr der Ringe-typischen Riesengefechte gibt, gekämpft wird in Dragon Age 2 dennoch zur Genüge. Die Scharmützel laufen auf den ersten Blick wie gewohnt ab. Während actionorientierte Spieler in Echtzeit auf Gegnerköpfe eindreschen, drücken Taktikliebhaber erst mal auf die Pause-Taste, um den Helden in Ruhe Befehle zu erteilen.

Großgefecht gegen die Kunari. Während die Kriegerin Aveline die Gegner mit ihrem Schildschlag betäubt, startet Magier Anders einen mächtigen Feuerregen. Hawke und Varric werden davon glücklicherweise nicht getroffen. Großgefecht gegen die Kunari. Während die Kriegerin Aveline die Gegner mit ihrem Schildschlag betäubt, startet Magier Anders einen mächtigen Feuerregen. Hawke und Varric werden davon glücklicherweise nicht getroffen.

Damit das ein wenig einsteigerfreundlicher von der Hand geht als in Origins, hat Bioware die Benutzeroberfläche entschlackt, wichtige Elemente wie die Charakterportraits sinnvoller angeordnet und diese mit leichter zu erkennenden Lebens- und Mana-Balken versehen. Zwar mag die nun sehr schnörkellos gestaltete, geradezu spartanische Fertigkeitenleiste vor allem beinharten Fantasy-Fans ein Dorn im Auge sein, doch das ist Geschmacksache. Viel wichtiger ist die Frage: Funktioniert es?

Ja, denn dank nützlicher Tutorialtexte finden sich Dragon Age-Neulinge schnell zurecht, und Veteranen dürfen im Taktik-Editor wieder bis ins kleinste Detail festlegen, wie welcher KI-Recke in bestimmten Situationen reagieren soll. Die präzise Maus- und Tastatursteuerung lässt sich frei konfigurieren, und außerhalb eines Kampfes dürfen wir jederzeit speichern oder den Schwierigkeitsgrad ändern -- so soll’s sein.

Der Kreis zeigt an, wo Varrics Pfeilregen niedergeht, ist mangels Taktikansicht aber fummelig auszurichten. Der Kreis zeigt an, wo Varrics Pfeilregen niedergeht, ist mangels Taktikansicht aber fummelig auszurichten.

Das große Aber fällt indes bei der Kamera, denn Bioware hat die aus Dragon Age: Origins bekannte Draufsicht gestrichen. Zwar können wir mit dem Mausrad von der actionorientierten Schulterperspektive etwas herauszoomen, ganz von oben wie im Vorgänger blickt die Kamera aber zu keiner Zeit mehr aufs Geschehen.

Das macht so manches Gefecht unfreiwillig fummelig, da wir oft nicht sofort erkennen, wo welche Feinde auf uns lauern. Die einzige Lösung: Pause drücken, zwischen den Charakteren hin- und herwechseln, die Kamera justieren und schauen, wo sich die Monster verstecken. Das nervt auf Dauer, zumal wir mangels Vogelperspektive auch Schatztruhen und Fallen immer mal wieder übersehen.

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