Stilisierte Grafik von vorvorgestern, Survival-Gameplay mit knackigem Schwierigkeitsgrad, eine ansatzweise zufallsgenerierte Spielwelt, Sammeln und Craften als zentrale Spielmechaniken, eine mysteriöse Geschichte, vereinzelte Anflüge von Geh-Simulation (vgl. Gone Home) und entwickelt von einem Ein-Mann-»Entwicklerstudio« – Echo of the Wilds bedient so ziemlich alle inhaltlichen und stilistischen Klischees aktueller Indie-Trends.
Der eine oder andere ist nach dieser Beschreibung vielleicht schon ausgestiegen. Besonders im Indie-Sektor ist nämlich eine gewisse Übersättigung mit dieser Art von Spiel kaum zu leugnen. Echo of the Wilds deswegen aber die kalte Schulter zu zeigen, das wäre unserer Meinung nach ein Fehler. Sonst würde Ihnen nämlich ein unvergleichliches Spielerlebnis entgehen.
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Überlebensk(r)ampf
Echo of the Wilds erzählt in minimalistischer Pixel-Grafik ein Miniatur-Epos vom Überleben und Entdecken in der Wildnis. Der Überlebens-Part ist dabei die spielerische Herausforderung: Ausgesetzt in der Wildnis, mit nichts als Fuseln in den Taschen, müssen wir als primäres Ziel die nächste Nacht überstehen. Dazu sammeln wir in kleinen Sidescroll-Arealen Vorräte und Ressourcen. Unser Pixel-Einsiedler wider Willen hat nämlich elementare Bedürfnisse: Nahrung, Wasser und Wärme.
Die ersten beiden stillen wir etwa, indem wir Beeren futtern oder aus einem Fluss trinken. Wärme ist in der Nacht wichtig, denn ohne ein zünftiges Lagerfeuer knickt unsere wichtige Stamina-Leiste bedrohlich ein oder wir holen uns gar eine üble Grippe.
Also sammeln wir alles an Nahrung was wir in unser winziges Inventar stopfen können und craften uns mit diversen Materialen Werkzeuge, die uns das Überleben erleichtern – ähnlich wie man es aus zig anderen Überlebenssimulationen kennt.
Echo of the Wilds legt diesem täglichen Prozess jedoch ein beinahe schmerzhaft straffes Zeitkorsett um. Egal ob wir mal zum Fluss spazieren, die Lichtung mit den Beeren besuchen oder Bäume fällen – alles kostet uns viel Zeit und lässt die Nacht, in der wir bestenfalls ein gemütliches Feuerchen haben sollten, allzu schnell näher rücken.
Das arg begrenzte Inventar trägt das seine dazu bei, dass Echo of the Wilds deutliche Roguelike-Subgenre-Schlagseite hat. Erst mit einigen verblichenen Protagonisten am Konto und viel Routine schaffen wir es über die wechselnden Jahreszeiten bis in den Herbst des Spiels. Den strengen Winter zu überleben, das ist nochmal ein ganz anderes Kaliber.
Entdeckerlust
Natürlich braucht es für den überraschend harten Anspruch auch eine adäquate Belohnung. In Echo of the Wilds ist es der zweite große Spiel-Part: das Entdecken. Die Wildnis ist via Übersichtskarte in zwölf Areale eingeteilt, die wir zuerst einmal entdecken müssen und die sich bei jedem Neustart zufallsbedingt anordnen.
Die kleinen Gebiete sind zwar in pixeliger 8Bit-Grafik gehalten, mit behutsamen Effekteinsatz, atmosphärischem Soundteppich und stilsicherem Design ringen uns die kunstvollen Umgebungen dennoch Ehrfurcht ab – vor der Weite, der Wildnis und der mysteriösen Reise, die unser Protagonist angetreten hat. Auch so manch optischer Kniff, wie der kunstvolle Wechsel zwischen zwei Arealen, hat sich dank unverwechselbarem Design positiv in unser Gedächtnis gebrannt.
Irgendwo in der Wildnis wartet laut einem schemenhaften Geist, der uns als Reiseführer dient, der tröstende Ausgang, die Erlösung aus unserem Einsiedler-Dasein. Auf dem Weg dorthin begegnen uns seltsame Gestalten, Halluzinationen, Alpträume, Erinnerungen und einige Rätsel, die Echo of the Wilds angenehm erklärungslos hinstellt.
Es ist einfach befriedigend, wenn wir selbst dahinterkommen, was es beispielsweise mit den verschiedenen Tierstatuen auf sich hat und was wir mit ihnen machen müssen.
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