Elex ist das Spiel, das Entwickler Piranha Bytes immer machen wollte. Das verrät uns Creative Director Björn Pankratz im Interview: »Seit acht Jahren hegen wir den Wunsch, mal aus dem Fantasy-Gefängnis auszubrechen. Jetzt kriegen wir endlich die Chance, was anderes zu gestalten als mittelalterliche Holzstühle, Trinkfässer und Esstische. Solche Dinge nutzen sich irgendwann ab - nicht nur beim Spielen, sondern auch in der Entwicklung.« Eine spannende Äußerung für einen Entwickler, dem - überspitzt formuliert - genau diese interaktiven Holzstühle zum Erfolg verholfen haben.
Denn die herausragende mittelalterliche Dark-Fantasy-Atmosphäre der Gothic-Spiele ist eines der entscheidenden Merkmale, die Piranha Bytes bis heute eine absolut treue Fan-Gemeinde sichern. Und dazu hat das detaillierte Interagieren mit Stühlen, Lagerfeuern und Tierkadavern einen entscheidenden Teil beigetragen. Folglich ist es kein Wunder, dass die meisten - darunter auch wir - damit gerechnet haben, der nächste Titel des Studios werde Gothic 5. Warum nicht zu den Wurzeln zurückkehren, die einen einst groß gemacht haben? Schließlich ist man nun endlich wieder im Besitz der Lizenz-Rechte.
Piranha Bytes macht das genaue Gegenteil: kein Gothic, kein weiteres Risen, weder düsteres Mittelalter, noch betrunkene Piraten. Stattdessen Elex, ein Mix aus postapokalyptischer Science Fiction und klassischer Fantasy. »Wir wollen raus aus dem Korsett. Das meinen wir ernst«, beteuert Pankratz. Wie genau diese Genremischung aussieht und was man sich unter dem Spiel vorstellen kann, wollen wir im knapp zweistündigen Gespräch mit ihm herausfinden.
Nach Ablauf der Interview-Zeit halten wir drei Tatsachen fest: Erstens dürfte Elex definitiv die riskanteste Herausforderung werden, der sich das deutsche Studio seit vielen Jahren stellen musste. Zweitens aber auch genau die Chance, die es braucht, um sich zukunftssicher aufzustellen. Und drittens könnte das Spiel wirklich, wirklich cool werden.
Brandneue Infos zu Elex gibt's auch hier: Preview von der Gamescom
Elex is everything
»Cool« ist in dem Fall nicht nur lässige Umgangssprache, sondern Wortspiel: Es bezeichnet gleichzeitig die Wirkung, die Elex im Spiel auf den Menschen hat. Denn der Name ist mehr als der Titel des Spiels - Elex bezeichnet eine Wunderdroge, die jeder haben will. Nachdem der quasi-magische Rohstoff mit einem Kometen in der Spielwelt gelandet ist, hat sich alles verändert. Björn Pankratz will nicht ins Detail gehen, ob dieser Einschlag aus dem Weltraum der Grund ist, warum die Zivilisation in Elex untergegangen ist. Tatsache ist aber: Seitdem es das Zeug in der Welt gibt, will es jeder haben. »Elex is everything.«
Inspiration ist dafür laut Pankratz unter anderem die Droge Spice aus Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker »Dune«, aber auch das magische Erz aus dem allerersten Gothic. Im Zusammenspiel beider Vorlagen wird deutlich, welche Rolle das namensgebende Elex im Spiel einnehmen wird: Energiequelle, Werkstoff, Zahlungsmittel, aber eben auch Droge: »Wenn du Elex konsumierst, stumpfst du ab«, erklärt der Creative Director, »es gibt im Spiel kein klassisches Gut-Böse-System, sondern eines, das wir Kälte nennen.«
Wer seinem Organismus zu viel Elex zuführt, gewinnt »Coolness«. Pankratz verwendet das Wort mit einem Augenzwinkern, denn er bezeichnet damit keine lockere Haltung im positiven Sinn, sondern den Verlust von Menschlichkeit. Elex bedeutet gleichzeitig Macht und Verfall. Die Welt kann nicht ohne, aber auch nicht mit. An der Stelle fallen einem natürlich zahlreiche Fragen ein: Was macht das Zeug mit dem Helden? Wie wirkt es sich spielerisch aus auf Dialoge, Rollenspielmechaniken, NPC-Interaktion? Und ganz wichtig: Kann man damit ein Elex-Zaubermaschinengewehr craften?
Für viele konkrete Details ist es allerdings noch zu früh, schließlich ist das Spiel völlig unfertig. Was wir aber erfahren, sind die Konsequenzen auf Story, Spielwelt und so ziemlich jeden anderen Aspekt, der sich grundlegend von Gothic und Risen unterscheidet. An der Funktion von Elex kann man erkennen, wohin Piranha Bytes mit dem Spiel gehen will. Und warum es so ein Wagnis für die kleine Firma aus dem Ruhrpott ist.
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