Frag nicht, warum
Das passt auch zur Handlung, denn die beleuchtet die Vorgeschichte der Mehrspieler-Schlachten: Wir erleben, wie die mysteriöse Apollyon die drei Kriegsparteien gegeneinander ausspielt und sie aufstachelt, damit sie sich an die Gurgel gehen.
Die Motive unserer »Helden«, die ihr dabei auch noch fleißig zur Hand gehen, ist für uns dabei nicht immer nachvollziehbar. Besonders im ersten Teil der Kampagne befolgt unser eigentlich ehrbarer Ritter immer wieder stumpfsinnig grausame Befehle - die er zwar in Frage stellt, aber dennoch ausführt.
Der Story schenken wir aber ohnehin bald schon keine richtige Beachtung mehr. Zum Teil mag das auch an der deutschen Vertonung der Ingame-Zwischensequenzen liegen, die manchmal eher Fremdscham als Atmosphäre transportiert. Besonders schlimm wird's, wenn For Honor dann auch noch völlig deplaziert wirkenden Humor einstreuen will. Das Gros der Sprecher macht seinen Job aber ordentlich.
Call of Honor
Dass wir die Kampagne trotzdem mit Freude durchgespielt haben liegt also ebensowenig an der Story wie an den zahlreichen Unlocks, die wir mit jedem absolvierten Level einkassieren. Stattdessen motivieren uns die (spielerische) Missionen durch ihre Inszenierung, die es immer wieder schafft, zu überraschen.
In dieser Hinsicht lässt sich For Honor hervorragend mit Call of Duty vergleichen: Ja, an der grundlegenden Spielmechanik dreht das Spiel über die gesamten rund sechs Stunden eines Durchgangs wenig, aber kleine Twists sorgen dann doch für coole Aha-Erlebnisse.
Im Endeffekt prügeln wir uns stets nur durch einfache KI-Schergen, um dann in regelmäßigen Abständen härteren Gegnern gegenüberzustehen, mit denen man sich dann spannende Duelle liefert - fast schon wie im Multiplayer. Doch dann schwingt sich unser Winkinger zum Beispiel plötzlich in den Sattel eines Pferdes und wir liefern uns eine wilde Verfolgungsjagd durch die frostigen Wälder.
Spielmechanisch ist diese Passage ziemlich simpel gestrickt: Wir reiten durch einen engen Tunnel, weichen Hindernissen aus und verteilen Hiebe nach links oder rechts - das ist weniger komplex als die meisten Smartphone-Spiele. Dennoch lockern solche Momente den Spielfluss immer wieder auf und gepaart mit der opulenten Optik und der atemlosen Inszenierung machen sie richtig Spaß.
Waschechte Bosskämpfe gibt es ebenfalls und im Gegensatz zu den normalen Scharmützeln haben die Endgegner einige Tricks auf Lager, die wir aus dem Multiplayer noch nicht kennen. Das sorgt nochmal für Abwechslung.
Kaufen oder nicht?
Unterm Strich bietet die For Honor Kampagne allerdings nicht mehr als gute Popcornunterhaltung. Sollten Sie sich For Honor also kaufen, wenn Sie wirklich ausschließlich alleine spielen wollen? Nein, sollten Sie nicht.
Allein die Spielzeit von rund sechs Stunden rechtfertigt den Kaufpreis nicht, obwohl Ubisoft mit verschiedensten Belohnungen und Sammelobjekten alles versucht, damit wir die Story mehrfach in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden (leicht, normal, schwer, realistisch) angehen.
Als Ergänzung zu oder Vorbereitung auf die Mehrspieler-Schlachten funktioniert der Storymodus allerdings erstaunlich gut.
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