C'Thun hin, vielseitigere Deck Builds her: Das größte Aha-Erlebnis bescheren mir in meinen ersten Partien mit Hearthstone: Das Flüstern der alten Götter nicht die 134 neuen Karten, sondern die Aufteilung des Metagames (also der PvP-Rangliste) in die Spielmodi Standard und Wild.
Wir erinnern uns: Am 2. Februar hatte Blizzard den neuen Standard-Modus angekündigt, bei dem nur Karten aus dem aktuellen oder vergangen Kalenderjahr verwendet werden dürfen. Das Aus für Fan-Favoriten wie Schlickspucker, Bemannter Schredder oder Dr. Bumm, die sich bis dato gefühlt in nahezu jedem zweiten Deck befanden. Freie Kartenwahl gibt's nur noch im Wild-Modus.
Guide: Hearthstone: Flüstern der alten Götter - Erfolgreiche Decks für jede Klasse
Die erste Reaktion von vielen Hearthstone-Fans, meine Wenigkeit eingeschlossen: Buh, Abzocke - damit will Blizzard doch nur sicherstellen, dass ambitionierte Spieler quasi zum Addon-Kauf gezwungen werden. Klar erleichtert der Standard-Modus auch das künftige Balancing und ist in anderen Trading Card Games wie Magic längst gang und gäbe.
Dennoch verstärkten meine PvP-Partien im April eher noch meine Beißreflex. Spätestens ab Rang zwölf erblickte ich nämlich fast nur noch C'Thuns Augen als Kartenrücken, den's nur dann gibt, wenn man für satte 50 Euro das Vorbesteller-Paket für die alten Götter erwirbt. Dieses Lockangebot hatte ich seinerzeit schließlich schon beim Addon Das Große Turnier angeprangert. Also Abzocke geglückt, Vorverurteilung bestätigt?
Der Autor
Heiko hat schon in der Schulpause unter den irritierten bis abschätzigen Blicken der Nicht-Nerds mit Magic-Karten getauscht. Hearthstone spielt er seit dem Release nahezu täglich, wenn auch meist nur zwei bis drei Partien. Aber er schätzt Blizzards Kartenspiel ja gerade dafür, dass es so kurzweilig ist und kein stundenlanges Dauerzocken verlangt. Rang 8 will er trotzdem jeden Monat erreichen. Verfluchter Ehrgeiz!
Standard- vs. Wild-Modus
Von wegen! Der neue Standard-Modus bedeutet nämlich weitaus weniger Zwang fürs Metagame, als von mir befürchtet, sondern ist wirklich nur eine Option. Ich kann frei entscheiden, ob ich meine Ranked Matches wie bisher Wild spielen möchte, also mit allen bisher erschienenen Karten. Oder ob ich meinen nächsten Gegner im Standard-Modus suche und dann eben Karten aus älteren Addons wegfallen. Auch die meisten Daily Quests lassen sich mit beiden Modi erfüllen.
Der Haken an der Sache: Mein Rang wird für Standard und Wild separat gewertet - wer sich also nur auf eine Spielvariante konzentriert, wird in der anderen zwangsläufig zurückfallen. Andererseits gibt es ohnehin nach wie vor nur eine Saison-Belohnung, und die richtet sich modi-übergreifend nach dem besten erreichten Rang. Und diese Lösung bringt natürlich auch mehr Dynamik ins Metagame, weil sich die erfolgreichsten Deck Builds in Wild und Standard massiv voneinander unterscheiden dürften.
Alteingesessene Hearthstone-Fans, die keine neuen Karten kaufen wollen, müssen deshalb abgesehen von Esport-Turnieren keine größeren Einschränkungen befürchten, und die betreffen ohnehin nur einen Bruchteil der Spieler. Neue Spieler wiederum kommen im Standard-Modus nun viel schneller zu Erfolgserlebnissen, ohne erst viele Karten sammeln zu müssen.
Und ich? Ich spiele aktuell tatsächlich abwechselnd eine Partie im Standard- und eine Partie im Wild-Modus und freue mich, dass einerseits meine über Jahre zusammengesammelten Decks (von den üblichen Balancing-Anpassungen abgesehen) noch genauso gut funktionieren wie vor dem Addon und dass ich andererseits im Standard-Modus mit nahezu jedem Match neue spannende Kartenkombinationen und Deck-Ideen entdecke. So umstritten die Spielmodi-Reform im ersten Schritt also auch gewesen sein mag, für meine Langzeitbeziehung mit Hearthstone war es definitiv die richtige Entscheidung.
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