Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas im Test - Der Zelda-Zwilling

Oceanhorn ist seit drei Jahren der beste Zelda-Ersatz für Mobile-Geräte. Im Test klären wir, wie gut sich die aufpolierte PC-Version schlägt.

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Der kleine Junge segelt mit seinem Holzboot über den Ozean, das Schwert zur Siegespose in den Himmel gereckt, die Wuschelfrisur im Nacken zum Zopf gebunden. Im Prinzip fehlt nur noch die grüne Zipfelmütze, um die Illusion komplett zu machen, denn Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas macht keinen Hehl daraus, Nintendos Zelda-Serie in jeglicher Hinsicht zu kopieren - sei es bei der Grafik, der Akustik oder der generellen Spielmechanik.

2013 war Oceanhorn ein Riesenerfolg auf dem iPhone. Es war und ist immer noch DAS Zelda für Smartphones und Tablets, das Nintendo niemals lieferte. Und auch die »große« Version hat mich sofort wieder in ihren Bann gezogen. Das ist vor allem der gelungenen Inszenierung zu verdanken.

Wir steuern einen kleinen Jungen, der zu Spielbeginn allein in seinem Zelt aufwacht und einen Brief seines verschwundenen Vaters vorfindet. Der ist Hals über Kopf aufgebrochen, um eine Kreatur namens Oceanhorn zu finden. Unsere Aufgabe ist es nun, unserem Paps nachzueilen und herauszufinden, was es mit dem sagenumwobenen Monster auf sich hat.

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Die spannende Geschichte nimmt schnell Fahrt auf und wird teils in hübschen Videosequenzen, teils in Form von Tagebucheinträgen eures Vaters erzählt. Einige Dialoge wurden sogar vertont, allerdings ausschließlich auf Englisch mit deutschen Untertiteln, wobei die Sprecher manchmal etwas gelangweilt klingen. Aber hey: Anders als in Zelda gibt es überhaupt vertonte Dialoge.

Warum erst jetzt ein Test?
Ja, uns ist bewusst, dass die PC-Version von Oceanhorn schon seit März 2015 erhältlich ist. Zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass wir den Titel schlicht übersehen haben und erst im Zuge des gerade erst erfolgten PS4-Releases darauf aufmerksam wurden. Da wir zudem auch in unserer Preview zu Hob mehrfach von Lesern auf Oceanhorn hingewiesen wurden, haben wir uns entschieden, das Versäumte nachzuholen. Das Spiel hat es in jedem Fall verdient.

Vom Grünschnabel zum Meister-Abenteurer

Im Laufe des Abenteuers machen wir 14 unterschiedliche Schauplätze nebst jeweils eigener Dungeons unsicher, die mit allerhand Monstern und Kopfnüssen gespickt sind. So balancieren wir etwa über Holzbretter und betätigen Hebelmechanismen, knüppeln reihenweise Ratten, Kobolde und Fantasiegestalten nieder und knobeln uns durch mal mehr, mal weniger anspruchsvolle Rätsel, um schließlich die begehrte Schatztruhe zu knacken, die im Inneren jedes Dungeons wartet - und nicht selten von einem fiesen Bossmonster bewacht wird.

Wir wollen an den Schatz? Dann müssen wir erst dem Boss eins überziehen. Wir wollen an den Schatz? Dann müssen wir erst dem Boss eins überziehen.

Die Vorfreude auf einen neuen Gegenstand zieht förmlich von einer Gruft zur anderen, denn nichts ist befriedigender, als nach stundenlanger Suche mit rauchendem Kopf und glühenden Fingern endlich das lang ersehnte Extra zu bergen. Haben wir anfangs nämlich lediglich Schwert und Schild im Rucksack, ergattern wir schon bald Sprengbomben, Pfeil und Bogen oder magische Stiefel, mit denen wir über Abgründe springen können, die zuvor noch ein unüberwindbares Hindernis waren.

Folglich kehren wir im Laufe des Spiels immer wieder zu bereits erkundeten Gebieten zurück und entdecken mit den neuen Hilfsmittelchen weitere Geheimpassagen. Dabei stehen das ausgeklügelte Level-Design (inklusive Abkürzungen beim Rückweg) sowie die hervorragend angepasste Controller-Bedienung der Abenteuerlust nicht im Weg.

Statt der leicht fummeligen Touchscreen-Steuerung glänzt die PC-Version mit einer komplett angepassten Benutzeroberfläche inklusive Digikreuz-Shortcuts für Items und eine überarbeitete Minimap. Dennoch kann es hin und wieder vorkommen, dass ihr euer nächstes Ziel aus den Augen verliert und blind herumabenteuert. Selbst mit Maus und Tastatur steuert sich Oceanhorn recht präzise, was allerdings auch damit zusammenhängt, dass es bewegungstechnisch selten wirklich anspruchsvoll wird.

Mit dem Boot reisen wir zu anderen Inseln - Zelda: The Wind Waker lässt grüßen. Mit dem Boot reisen wir zu anderen Inseln - Zelda: The Wind Waker lässt grüßen.

Darüber hinaus wandern im Laufe des Abenteuers diverse Zauber in unsere Tasche. Im Gegensatz zur Zelda-Serie bietet Oceanhorn sogar ein motivierendes Levelsystem: Indem wir zahlreiche Miniaufträge (»sammle 25 Kristalle«, »besiege 15 Tausendfüßler« etc.) abhakt und somit im Abenteurer-Rang aufsteigen, erhalten wir zusätzliche Boni wie eine Erbsenkanone für unser Boot. Wer alles entdecken will, ist locker 12 bis 14 Stunden beschäftigt, was für 15 Euro ein mehr als fairer Gegenwert ist.

Abgesehen vom Rang-System lässt Oceanhorn jedoch an eigenen Ideen vermissen, die notwendig sind, um aus dem großen Schatten der Vorlage herauszutreten. Ankreiden müssen wir zudem den nicht änderbaren und generell etwas zu niedrigen Schwierigkeitsgrad und die selten einfallsreichen Kisten-und-Schalter-Rätsel. Sonderlich komplex sind die Knobeleien nämlich nie. Hinzu kommt, dass die Levels, Dungeons und Bosskämpfe von Oceanhorn nie den Einfallsreichtum eines Zelda-Spiels erreichen. Alles spielt sich wunderbar flüssig, aber auch nie wirklich besonders.

Auch auf dem großen Bildschirm hübsch

Optisch war Oceanhorn seinerzeit auf Mobile-Geräten eine Augenweide, auf dem PC muss sich das Abenteuer aber mit deutlich stärkerer Konkurrenz messen lassen. Und ja, seine Mobile-Herkunft kann das Abenteuer zwar nicht immer verbergen, vor allem hinsichtlich einiger matschiger Texturen, den etwas stümperhaften Wasseranimationen und -effekten beim Segeln und vor allem dem Baukasten-Look von Inseln und Dungeons. Doch die nette Lichtstimmung sowie die detaillierten und lebendig gestalteten Insellandschaften entschädigen für den typisch plastischen Look von Smartphone-Spielen.

Technisch kann ich daher nur wenig an Oceanhorn aussetzen, zumal auch die Klang- und Geräuschkulisse durchweg begeistert. Kein Wunder, schließlich stammt der Soundtrack aus der Feder namhafter Videospiel-Musikkomponisten wie etwa Kenji Ito (Sword of Mana) sowie Nobuo Uematsu (Final-Fantasy-Serie). Somit ist Oceanhorn nicht nur spielerisch, sondern auch atmosphärisch eine wirklich spielenswerte Alternative zu Nintendos Zelda-Serie. Auch auf dem PC.

Disclaimer
Für den Test haben wir Oceanhorn: Monster of Uncharted Seas auf der PS4 durchgespielt und zwei Stunden lang in die PC-Version reingespielt. Dabei haben wir keine Plattformunterschiede oder gar technische Probleme festgestellt.

Oceanhorn schaut trotz Mobile-Herkunft durchaus ansehnlich aus. Oceanhorn schaut trotz Mobile-Herkunft durchaus ansehnlich aus.

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