StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test - Kerrigans Krönungsmesse

Mit Heart of the Swarm strickt Blizzard ein würdiges Addon zu Starcraft 2, das zwar nicht alle Entwicklerversprechen erfüllt, im Test aber trotzdem überzeugt.

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Er rechne damit, dass Starcraft 2: Heart of the Swarm binnen sechs bis neun Monaten erscheine, verlautbarte der Entwicklungsleiter Dustin Browder Anfang 2011 auf der Game Developers Conference in San Francisco. Doch die Zerg-Episode ließ auf sich warten, bis zur Ankunft des Schwarms zogen nicht sechs, nicht neun, sondern 24 Monate ins Spielerland - bis Blizzard am 15. März 2013 endlich die Battlenet-Server anwarf.

Was mag da wohl länger gedauert haben als geplant? Einerseits gab's das übliche Hin und Her bei den neuen Multiplayer-Einheiten: Das Mutterschiff der Protoss wurde gestrichen, dann wieder eingebaut, der erst als Flak angekündigte terranische Kriegshund-Mech wurde erst zum reinen Bodenkämpfer und schließlich zum Cameo-Auftritt in der Kampagne degradiert.

Der Shredder der Terraner wandelte sich zur Arachno-Mine, der gestrichene Protoss-Träger kehrte ebenso zurück wie der Overseer der Zerg, dafür darf die neue Viper des Alien-Schwarms Einheiten nicht mehr in Detektoren verwandeln. Und das waren nur einige Details, noch viel mehr hat sich geändert. Kurzum: Von seinen anfangs großen Multiplayer-Plänen hat Blizzard nur einen Teil umgesetzt.

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Auch bei der Kampagne von Heart of the Swarm mussten die Kalifornier zurückrudern: Nur noch 20 der ursprünglich angedachten 27 Missionen blieben übrig, Entscheidungen und Alternativeinsätze wie im Vorgängerkapitel Wings of Liberty sind Fehlanzeige. Einheiten-Mutationen muss man nicht mehr mit gesammeltem Genmaterial »bezahlen«, sondern bekommt sie einfach gratis.

Hat Blizzard Heart of the Swarm also kaputt gekürzt oder lediglich Ballast über Bord geworfen? Nachdem wir die Kampagne des Stacraft-2-Addons durchgespielt und diverse Multiplayer-Schlachten geschlagen haben, können wir guten Gewissens sagen: Auch wenn's hier und da hakt, feiert die Zerg-Königin Kerrigan eine beeindruckende, überaus unterhaltsame und würdige Krönungsmesse, deren großartiges Missionsdesign fast ans legendäre Warcraft 3-Addon Frozen Throne heranreicht.

Online-Aktivierung

Starcraft 2: Heart of the Swarm benötigt eine Vollversion von Wings of Liberty und möchte nach der Installation online aktiviert und an ein kostenloses Battlenet-Konto gebunden werden. Der Weiterverkauf fällt damit flach. Dreist: Selbst wenn man das Spiel von der DVD installiert, saugt es noch gigabyteweise Patch-Daten aus dem Netz - Spieler mit langsamer Verbindung starren stundenlang auf den Ladebalken.

Nach Aktivierung und Update-Download funktionieren die Kampagne und Skirmish-Schlachten gegen KI-Gegner auch im Offline-Modus, Mehrspieler-Gefechte laufen jedoch ausschließlich über die Battlenet-Server. Ein Netzwerk-Modus fehlt nach wie vor. Gravierende Server-Probleme wie bei SimCity oder Diablo 3 haben wir bislang nicht erlebt, das Battlenet-Login dauerte abends nur gelegentlich etwas länger (rund eine Minute).

Technische Probleme

Bei unserem Test von Heart of the Swarm stießen wir immer mal wieder auf technische Probleme. Mal blieb der Bildschirm nach dem Laden einer Mission eine Minute lang schwarz, mal stürzte das Spiel beim Laden ab, mal stotterten die Soundsamples, mal »vergaß« das Battlenet die am Vorabend gespielten Missionen, die wir daraufhin wiederholen mussten.

In einem besonders absurden Fall blendete Heart of the Swarm den Login-Bildschirm über dem eigentlichen Spielgeschehen ein, als unsere Battlenet-Verbindung abriss. Diese Fehler traten allerdings entweder nur selten oder nur auf bestimmten Rechnern auf. Deshalb werten wir nicht ab, zumal das eigentliche Kampfgeschehen reibungslos läuft.

Meisterlich inszeniert

Die hitzigsten Diskussionen in der GameStar-Redaktion drehen sich gar nicht um Blizzards ursprüngliche Versprechen, sondern um die Handlung von Heart of the Swarm: Dieser Charakter sei doch wohl blasser als eine in der Sahara getrocknete Unterhose, jene Story-Wendung vorhersehbarer als das Wetter in Grönland. Und wo ein bestimmter Zwischensequenz-Darsteller in einer bestimmten Situation an einem bestimmten Ort plötzlich eine Pistole herzaubert - das sei ja mit »absurd« noch wohlwollend umschrieben. Nun ja, stimmt alles, die Story-Schreiber von Blizzard haben noch immer kein Weltliteratur-Format erreicht.

Kerrigan macht im Spielverlauf erneut eine Wandlung durch. Kerrigan macht im Spielverlauf erneut eine Wandlung durch.

Fragt sich nur: Muss man sich daran stören? Unsere Antwort: Nein! Alleine die Tatsache, dass man sich bei einem Echtzeit-Strategiespiel derart intensiv über Charaktere austauschen (und auch beschweren) kann, ist schon ein großes Kompliment an Blizzard. Denn es zeigt, wie viel Liebe in Erzählung und Inszenierung steckt.

Wie Wings of Liberty gibt sich Heart of the Swarm wenigstens redliche Mühe, Charaktere zu zeichnen statt anonyme Soldaten aufeinander loszulassen. Den raubeinigen Jim Raynor, die zerrissene Kerrigan, den überheblichen Mengsk. Diskutieren Sie doch mal über die Charaktere von Command & Conquer, da ist nach einer Minute alles gesagt. Von Company of Heroes, Dawn of War 2 und vielen anderen ganz zu schweigen.

Abathur Abathur ist für die Weiterentwicklung des Schwarms zuständig. Abscheuliche Experimente, Manipulation von Gensträngen und die Auslöschung minderwertiger Spezies – hier ist er in seinem Element, für alles andere hat er weder Zeit noch Verständnis.

Za’gara Eine rebellische Brutmutter, die von Kerrigan unterworfen und von Abathur »verbessert« wurde.

Izsha Izsha wurde noch von der Königin der Klingen erschaffen, um als Gefäß für Erinnerungen zu dienen. Nach Kerrigans Rückkehr zum Schwarm dient sie als Beraterin und als Verbindung zu alten Gedanken und Plänen.

Wie gehabt erzählt Heart of the Swarm seine Geschichte mit traditionell todschicken Blizzard-Renderfilmen sowie Zwischensequenzen in grandios aufgebohrter Spielgrafik - und all das (auch auf Deutsch) hervorragend vertont. Anders als im anfangs flügellahmen Wings of Liberty nimmt das Geschehen zudem schneller Fahrt auf.

Kerrigan, die sich im Vorgängerkapitel … sagen wir: gewandelt und den Zerg abgeschworen hat, muss feststellen, dass zumindest Letzteres keine so gute Idee war. Denn nach wie vor dürstet sie nach Rache am terranischen Tyrann Arcturus Mengsk, der sie einst den Zerg geopfert hat - und ihr gleich am Anfang von Heart of the Swarm einen guten Grund gibt, die Kontrolle über den Alien-Schwarm zurückzugewinnen.

Okay, Kerrigans Wandlung von der geläuterten Ex-Schurkin zurück zur unberechenbaren Königin der Klingen geht etwas zu schnell, auch wenn bei ihr immer mal wieder so etwas wie Gewissen aufblitzt, sie Zivilisten verschont und ihrer Brut Menschenversuche verbietet. Im nächsten Augenblick überrennt sie dann allerdings wieder eine Protoss-Kolonie oder massakriert Terraner, nur um eine neue Einheit zu testen.

Wir sind der Schwarm: Wer das Einheitenlimit ausreizt, kann Zerg-Armeen erschaffen, die die Bildschirmgrenzen sprengen. Wir sind der Schwarm: Wer das Einheitenlimit ausreizt, kann Zerg-Armeen erschaffen, die die Bildschirmgrenzen sprengen.

Aber noch mal: Das ändert nichts daran, dass Blizzard Heart of the Swarm meisterlich inszeniert, im zuletzt dünn besiedelten Echtzeit-Genre setzt Starcraft 2 weiterhin erzählerische Maßstäbe. Die Beschwerden über Kerrigans Wankelmut, blasse Charaktere und Logiklücken sind Kritik auf verflucht hohem Niveau, die Handlung treibt, sie gefällt, sie unterhält uns bis zum offenen und dennoch befriedigenden Ende. Dass der Schluss nicht alle Konflikte lösen würde, war zudem klar, schließlich folgt mit Starcraft 2: Legacy of the Void noch ein Protoss-Addon.

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